Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 44 / IX / 2007

EINE EINFÜHRUNG ZUM HANGHAUS 2 IN EPHESOS [1]

Im Zentrum von Ephesos in nächster Nähe zur unteren Agora, dem Handelszentrum der antiken Metropolis und Hafenstadt, wurden vor einiger Zeit spektakuläre Wohnbauten freigelegt. Am Nordhang des Bülbüldağ (antik Lepre Akte bzw. Preon) liegt die im Mittel 46,80 m breite und 85,50 m lange insula des Hanghauses 2 [2] (Abb. 1). Auf mehreren künstlich angelegten Terrassen wurden insgesamt sieben Wohnhäuser im Typ von Peristylhäusern erbaut. Der dicht verbaute insula-Block wird im Norden von der in der Talsenke verlaufenden Kuretenstraße (antik Embolos), einem der Hauptboulevards der Stadt, im Süden von der hangparallel geführten Hanghausstraße und im Osten und Westen von den steilen, einen Höhenunterschied von bis zu 27,50 m überwindenden Stiegengassen 1 und 3 begleitet (Abb. 2). An ihnen lagen fast alle Eingänge in die Häuser. Im Süden befanden sich auf der obersten Terrasse der insula die Wohneinheiten 1 im Osten und 2 im Westen. Sie waren mit ihrem Erdgeschoss so in den Hang hinein gesetzt, dass von der Hanghausstraße das Obergeschoss direkt betreten werden konnte. Die mittlere Terrasse wurde im Osten von der Wohneinheit 4 eingenommen, auf dem 3,20 m höher liegenden Westbereich lagen angrenzend die Wohneinheiten 3 und 5.
Auf der untersten Terrasse lag im Osten die Wohneinheit 6 und im Westen die Wohneinheit 7; zwischen den Wohneinheiten 3 und 7 befindet sich eine weitere Terrasse auf einem Zwischenniveau mit einem Wirtschaftstrakt (Räume 33, 34, 35 und 37). In dem trapezförmigen Zwickel zwischen der untersten Terrasse mit den Wohneinheiten 6 und 7 und der das orthogonale Straßennetz schräg schneidenden Kuretenstraße lagen Tabernen und Werkstätten. Entlang der Nordfront des Hanghauses 2 stand eine Reihe von teils älteren Grab- und Ehrenbauten [3].

Das Hanghaus 2 wurde von 1962 bis 1985 von Hermann Vetters ausgegraben und fortlaufend in vorläufigen Grabungsberichten publiziert [4]. Die Häuser lagen unter einer 3 bis 6 m hohen Verschüttung, hangseitig waren sie bis über die Decke des Erdgeschosses erhalten. Die angetroffenen Fresken, Mosaiken und Marmorwandverkleidungen mussten sofort nach der Freilegung gesichert und konserviert werden. Zusätzlich wurden die ausgegrabenen Bereiche mit provisorischen Schutzdächern überbaut (Abb. 3). Um den reichhaltigen sensationellen Befund in situ erhalten zu können, wurde seit etwa 1980 eine dauerhafte Überdachung geplant und begonnen. Ein erster Abschnitt eines Schutzbaues über der obersten Terrasse wurde 1985 fertig gestellt und die Wohneinheiten 1 und 2 für Besucher geöffnet [5]. Mängel in der Funktionalität und Schutzfunktion führten zunächst zu einem Architektenwettbewerb für eine neue Dachlösung [6] und schließlich 1999/2000 zur Ausführung eines neuen weit gespannten Schutzbaues aus einer Edelstahlkonstruktion mit einer textilen Dachhaut (Abb. 2) [7]. Mit einer vorläufigen Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten und dem Einbau von Besucherstegen durch die türkische Antikenverwaltung ist das Hanghaus 2 seit Juni 2006 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Infolge der hochwertigen und gut erhaltenen Ausstattung des Hanghauses 2 wurden die Fresken und Mosaiken bereits 1977 - noch vor Abschluss der Freilegung - publiziert [8]. Die abschließenden Analysen und Publikationsvorbereitungen wurden auf Initiative des ÖAI Direktors F. Krinzinger 1995 begonnen [9]. Die Publikation der Wohneinheit 4 liegt seit 2005 vor [10], die der Wohneinheiten 1 und 2 ist im Druck [11], die Publikationsvorbereitungen zu den Wohneinheiten 3 und 5 sind weit fortgeschritten [12], die Wohneinheiten 6 und 7 sind in Vorbereitung.

Die sieben Wohneinheiten der insula des Hanghauses 2 sind im Typ von Peristylhäusern erbaut, d.h. das zentrale Element der Häuser war ein offener Hof, der an drei bzw. allen vier Seiten von Säulenhallen umgeben war (Abb. 4). Dies war ein mit kostbaren Materialien repräsentativ gestalteter Bereich, der den Mittelpunkt des öffentlichen und privaten Lebens der Bewohner bildete. Die Räume an einer Seite des Hofes waren größer und luxuriöser gestaltet und dienten so wie auch der Peristylhof in erster Linie dem Empfang von Gästen und Klienten. Die Repräsentationsräume waren mit Marmorarchitektur, qualitätsvoller Wandmalerei oder Wandverkleidungen aus Marmor und Buntgesteinen, Marmor- und Mosaikböden, Nymphaea, Skulpturen und Marmormobiliar ausgestattet. Neben seiner Funktion zur Erschließung der anliegenden Räume bildete der Hof auch die Licht- und Luftquelle, die je nach Tages- und Jahreszeit über das Öffnen und Schließen von Türflügeln variiert werden konnte.
Die Nutzung und Funktion der Räume [13] kann aus ihrer Größe und ihrer Raumform, ihrer Lage im Haus und vor allem aus ihrer Ausstattung und ihrem Inventar erschlossen werden. Elemente der unbeweglichen Ausstattung sind die Bodenbeläge, die Gestaltung der Wände und - soweit erhalten - auch der Decken, sowie Einbauten wie z.B. Sockel, Nymphäea, Wandnischen etc. Hinzu kommt das bewegliche Inventar, in erster Linie Mobiliar und Skulpturen [14], aber auch Beleuchtungskörper und Hausrat jeglicher Art. Für manche Räume wie z.B. die Speiseräume, triclinia, kann ihre Funktion aus der Ausstattung und dem Inventar eindeutig erkannt werden. Gute Beispiele dafür bilden im Hanghaus 2 der Festsaal 31 (sog. Marmorsaal) der Wohneinheit 6 [15], der Raum SR 24 der Wohneinheit 2 [16] und der Raum 26 der Wohneinheit 5 [17]. Mit Ausnahme der Wirtschaftsbereiche, Latrinen und teilweise auch der Peristylhöfe waren jedoch alle anderen Räume multifunktional, d.h. sie konnten und wurden für unterschiedliche Zwecke verwendet, die Funktion konnte je nach Bedarf, Tages- oder Jahreszeit wechseln. Die Räume eines solchen Hauses setzen sich aus Haupträumen, die je nach ihrer Bedeutung unterschiedlich gut ausgestattet waren, und einfach ausgestatteten Nebenräumen [18] - Küchen, Wirtschaftsräumen und Latrinen - zusammen.
In der letzten Bauphase (ca. 230 n.Chr.) waren alle Häuser an das Fließwasser-Netz angeschlossen und das Wasser floss ständig in die großteils aufwändig gestalteten Brunnenanlagen und Wasserbecken in den Höfen und Speiseräumen (Abb. 5). Ebenso hatten alle Häuser Latrinen, die mit dem von den Brunnen weiter geleiteten Brauchwasser ständig gespült wurden, bevor das Abwasser in das städtische Abwasserkanalsystem geleitet wurde [19]. In zwei Häusern, den Wohneinheiten 1 und 6, waren private Badeeinrichtungen installiert.
Die Größe der Wohneinheiten (Abb. 1) schwankt zwischen 350 m² (Wohneinheit 3) und 950 m² (Wohneinheit 6). Alle Häuser hatten mindestens ein Obergeschoss, wie Treppen, herabgestürzte Mosaikböden, Sturzmauern mit Wandmalereien und Marmorverkleidungen und das Inventar der Obergeschosse zeigen. Dadurch wurde die Grundfläche bedeutend vergrößert. Die Obergeschosse waren gleichwertig wie die Erdgeschosse ausgestattet, im Fall der Wohneinheit 4 sogar hochwertiger; sie wurden folglich keineswegs nur "privat" zum Wohnen und Schlafen, als Aufenthaltsort der Familie und des Personals verwendet, wie oft vermutet wurde, sondern ebenso wie die repräsentativen Räume des Erdgeschosses für Gästeempfang genutzt.
Das Hanghaus 2 weist vier Bauphasen auf: Die insula wurde in augusteisch-tiberischer Zeit flächendeckend mit den Wohneinheiten 1 bis 7 überbaut. Die Terrassierungen sind großteils älter, das Areal war in hellenistischer Zeit zwar terrassiert, aber nur locker mit Strukturen vorwiegend handwerklicher Nutzung bebaut [20]. In Bauphase I entstanden die im wesentlichen auch später beibehaltenen Grundrissstrukturen, das Areal wurde - mit Ausnahme des Bereichs der Wohneinheiten 3 und 5 - in annähernd gleich große Parzellen aufgeteilt und darauf Peristylhäuser errichtet. Während die meisten Wohneinheiten nur über einen Eingang verfügten, der direkt in den Peristylhof führte, besaß die Wohneinheit 1 einen zweiten Eingang, über den man den Wirtschaftsbereich betreten konnte. Eine von den anderen Wohneinheiten unterschiedliche Eingangsituation weist auch die Wohneinheit 2 auf, da man hier zuerst in einen kleineren Peristylhof SR 27 gelangte, bevor über diesen der große Peristylhof SR 22/23 betreten werden konnte. Die Ausstattung dieser ersten Phase ist nur in geringen Resten greifbar. Die Bauphasen II und III wurden durch Umbauten und Erweiterungen im Zentrum der insula ausgelöst: In Phase II im frühen 2. Jh. n.Chr. wurde die Wohneinheit 6 auf Kosten der angrenzenden Wohneinheit 4 vergrößert, indem der Marmorsaal 31 nach Süden auf eine Fläche von 180 m² erweitert wurde. Der Festsaal erhielt eine kostbare Ausstattung mit einer Marmorwandverkleidung. In Phase III (Mitte des 2. Jhs. n.Chr.) wurde der tonnengewölbte apsidale Raum 8, vom Ausgräber nach Vitruv [21] als basilica privata bezeichnet, eingebaut. Dieser Umbau ging wiederum zu Lasten der Wohneinheit 4, deren Peristylhof aufgegeben und in einen Pfeilerhof umgewandelt werden musste, und führte ebenso zu Umbauten in der Wohneinheit 5, deren Hof und Speiseräume jetzt in ihrer Endform entstanden. Phase IV dürfte durch eine (Erdbeben?-) Zerstörung in spätseverischer Zeit ausgelöst worden sein [22]. Die Phase ist zwar nur durch kleine Umbaumaßnahmen gekennzeichnet, die in erster Linie die Wohneinheiten 1 und 2 betreffen. Zahlreiche Räume erhielten eine neue Ausstattung, häufig wurde das Bodenniveau um 20-30 cm angehoben und ein neuer Boden verlegt, wie z.B. im Raum 31b der Wohneinheit 6 (Abb. Beitrag Tschannerl) [23]. In dieser Wohneinheit wurde außerdem ein Bad im Ostumgang des Peristylhofes eingebaut.
Zerstörung und Aufgabe der insula Hanghaus 2 war eine Folge von Erdbebenschäden (Abb. 6). Wie zahlreiche zum Zeitpunkt der endgültigen Zerstörung laufende Renovierungs- und Reparaturarbeiten zeigen, dürfte es sich um eine Serie von Erdbeben gehandelt haben, die für Ephesos für die Zeit des Gallien um etwa 262-269 n.Chr. überliefert sind. Nach der endgültigen Zerstörung wurden die Wohneinheiten weitgehend aufgegeben. Nur einige Randbereiche wurden anderweitig genutzt bzw. auf dem Zerstörungs- und Füllschutt einfache Bauten errichtet [24].
Einige kurze Bemerkungen zu speziellen Elementen der sieben Wohneinheiten soll diese Einführung abrunden. Die Wohneinheit 1 (Abb. 7) wies nach der Abtretung der vier Westräume SR 12, SR 14, SR 15 und SR 18 an die benachbarte Wohneinheit 2 eine geringere Grundfläche auf [25]; dennoch wurde im Erdgeschoss der Speiseraum SR 6 eingebaut und mit Wandmalereien hoher Qualität dekoriert. Er erhielt aufgrund seiner Fresken den Namen Theaterzimmer, die Mittelzone der Malerei trug zwischen lebensgroßen Dienerfiguren rotgrundige Szenen aus Tragödien und Komödien und eine Oberzone mit mythologischen Szenen [26] (Abb. 8). Auffälligerweise hatte die Wohneinheit mit SR 3 ein Privatbad, dessen Praefurnium vom Wirtschaftsraum SR 4, der einen eigenen Zugang von der Stiegengasse 1 hatte, beheizt werden konnte [27].
Wohneinheit 2 (Plan) verfügte in Bauphase IV nach der Anbindung der vier Räume der Wohneinheit 1 über ein breites Spektrum an Haupt- und Nebenräumen [28]. Am Peristylhof SR 22/23 lag die auf den Südumgang orientierte exedra (GEW D), welche eine exquisite Ausstattung mit einem Glasmosaik im Tonnengewölbe hatte. Gemeinsam mit dem im Hanghaus 2 seltenen figürlichen Bodenmosaik, das in der Südhalle des Peristylhofes verlegt und auf die exedra orientiert ist, sowie einer in das mittlere Interkolumnium der Südhalle gesetzten mehrteiligen Brunnenanlage (Abb. 9) liefert das Interieur ein eindrucksvolles Beispiel für die Inszenierung von Hausbereichen, Raumgestaltungen und Blickachsen. Das beschriebene Ensemble lag im Blickfeld der Gäste, die im triclinium SR 24 tafelten [29], wo an der Südwand zwei Brunnen installiert waren, deren Konchen mit figürlichen Glasmosaiken geschmückt waren (Abb. 1, Beitrag Nordmeyer-Sommer). Nach Auswertung der - teils singulären - Funde, wie z.B. dem Elfenbeinfries, bestimmten Skulpturen und auch des Haushaltsinventars in Verbindung mit Graffiti in der Latrine SR 29 vermuten die Bearbeiter als Besitzer der Wohneinheit 2 die Familie des wohl bekannten Ephesiers C. Vibius Salutaris [30].

Die im Osten der mittleren Terrasse gelegene Wohneinheit 4 (Plan) wurde durch die bereits erwähnte zweimalige Ausdehnung der Festräume der Wohneinheit 6 massiv verkleinert und umgebaut [31]. Gut nachvollziehen ließ sich das Aussehen des Peristylhofs 21 der Phase II, der deshalb für eine virtuelle Rekonstruktion ausgewählt wurde (Abb. 10); er war mit dem Marmorsaal 31 der Wohneinheit 6 durch große Wandöffnungen verbunden. In Phase III wurde der Peristylhof in einen Pfeilerhof umgewandelt, die Wohneinheit wies nun neben Repräsentationsräumen auffallend viele Nebenräume mit Vorrats- und Wirtschaftsfunktionen auf [32].
Den westlichen Teil der mittleren Terrasse nahmen die Wohneinheiten 3 und 5 ein, die ursprünglich eventuell über die Räume 12 und 13 mit einander verbunden waren. Wohneinheit 3 (Abb. 11) fällt durch ihre reiche Ausstattung mit figuralen Bodenmosaiken, dem Löwenmosaik in Raum 17 und dem Dionysos- und Medusenmosaik in Raum 16a, auf. Raum 12 ist - nach abgeschlossener Restaurierung - der beste Vertreter der im Hanghaus 2 mehrfach vorhandenen Musenzimmer (Abb. 12), die eine langrechteckige Form und Randlage am Hof verbindet [33]. Wohneinheit 5 (Plan) hatte mit dem beheizbaren Raum 26 ein Winter-triclinium [34]. Die für das relativ kleine Haus auffallend aufwendige mehrteilige Brunnenanlage im Westumgang des Hofes 24 (Abb. 5) lag wiederum bestens im Blickfeld der Türöffnung des Raumes 26 und war ebenso vom Raum 25, der eine ähnlich repräsentative Funktion gehabt haben dürfte, zu sehen.

Im Osten der untersten Terrasse und mit direktem Zugang von der Kuretenstraße lag die Wohneinheit 6 (Plan). Mitte des 2. Jhs. n.Chr. war sie im Besitz des Dionysospriesters und Alytarchen (Festspielleiters) C. Flavius Furius Aptus, wie durch eine Inschrift im Peristylhof 31a und Epigramme auf zwei Statuenbasen vor der Basilika 8 nachgewiesen ist [35]. Die als Inhaber hoher städtischer Ämter bekannte Familie des C.Fl.F. Aptus hatte seit Bauphase II offensichtlich einen zunehmenden Bedarf an Räumlichkeiten zur Repräsentation und zum Empfang vieler Gäste, der unter anderem zur Erweiterung und Neuausstattung des Marmorsaales 31 (Abb. 13) führte. Sein Ausstattungskonzept blieb bis zur Zerstörung (262-269 n.Chr.) erhalten: Der mit Marmor ausgelegte und mit einem Mosaikstreifen gegliederte Boden gibt Informationen zur Rekonstruktion der Möblierung [36]. Die mit Pilastern gegliederten und mit unterschiedlichen Marmorsorten getäfelten Wände sollten bei der zum Zeitpunkt der endgültigen Zerstörung laufenden Restaurierung mit einer zusätzlichen Attraktion in der Form von opus sectile-Feldern verziert werden [37]. Darüber hinaus wurden Reste von mit Schnitzereien versehenen und vergoldeten Holzbalken (Abb. 14) gefunden, die entweder zu einer Kassettendecke oder einem verzierten offenen Dachstuhl gehört haben [38]. Ein Fundkomplex von acht großen Bronzescharnieren und der Baubefund der Eingangsseite in den Marmorsaal mit drei Türen bilden den Ausgangspunkt für eine Rekonstruktion der Nordwand [39].

Zur Zeit des C.Fl.F. Aptus wurde im Westen des Marmorsaales ein weiterer großer und aufwendiger Festsaal gebaut, die sog. Basilika 8 mit dem angrenzenden Stuckzimmer 8a und den Nebenräumen 8b und 8c. Wenn auch die Ausstattung des Raumes 8 weitgehend verloren ist, so zeigt die Raumform mit dem Tonnengewölbe und der Apsis ein neuartiges Raumkonzept [40]. Außerdem war die Raumgruppe mit einem Hypokaustum ausgestattet [41].
Vom ursprünglich breiten Bibliotheksraum 31b/c (Plan) mit drei Büchernischen [42] wurde in Phase II oder III der Ostteil 31c abgetrennt, im Raum 31b zunächst ein Wandschrank auf einem gemauerten Sockel und später eine Mittel-Aedikula eingebaut. Die breite Türschwelle mit Spuren von zwei unterschiedlichen Tür-Systemen grenzten den Bibliotheks- und Kultraum vom Hof 31a ab [43].
Die Wohneinheit 7 (Abb. 1) hat einen dreiseitigen Peristylhof in ehrwürdiger dorischer Ordnung. Die vierte Seite nahm ein rechteckiger Raum ein, der ursprünglich ebenfalls Büchernischen gehabt hat. In der letzten Bauphase waren in einer großen zentralen Nische in der südlichen Rückwand die Porträtbüsten des Kaisers Tiberius und seiner Mutter Livia zu beiden Seiten einer großen Bronzeschlange aufgestellt (Abb. 15). Dieses Ensemble ist ein deutlicher - bislang selten angetroffener - Nachweis für privaten Kaiserkult [44]. Weiteres Marmorinventar wie ein großer Tisch und ein Altar mit einem Adlerrelief sprechen für eine besondere Nutzung dieser Wohneinheit oder aber einen speziellen Besitzer.

[1] Die hier vorgelegten Beiträge sind die Ergebnisse von zwei Seminaren, die jeweils im WS 2005/6 und WS 2006/7 am Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien abgehalten wurden. Während bei der ersten Lehrveranstaltung antike Möbel generell behandelt wurden, war das Ziel der zweiten Lehrveranstaltung (abgehalten von H. Thür gemeinsam mit E. Rathmayr), für ausgewählte Räume des Hanghauses 2 anhand ihrer Ausstattung und der jeweiligen Funde eine Möblierung zu rekonstruieren. Die Ergebnisse wurden schriftlich und bildlich dargestellt; die Form der bildlichen Darstellung (Zeichnung, Modell, Computeranimation) konnte frei gewählt werden. Den Teilnehmern M. Gessl, A. Nordmeyer, L. Rembart, J. Reuckl, A. Sommer, S. Stökl, S. Swientek, M. Tschannerl und G. Zluwa danke ich herzlich für ihr Engagement und Interesse, mit dem sie die teils durch den Bearbeitungsstand komplizierte Materie gemeistert haben. Ganz besonders danke ich E. Rathmayr, die für die Vorbereitung, Durchführung und Adaptierung der Beiträge für die Publikation im Internet viel Zeit und Energie investiert hat. Ihre fundierten Kenntnisse des Fundmaterials und großer Teile des Baubefundes haben ganz wesentlich zum Gelingen dieser Publikation beigetragen. Danken möchte ich auch E. Hütter, die die Fotos der Modelle angefertigt hat und last not least gilt mein spezieller Dank in langer Verbundenheit E. Trinkl als Herausgeberin und Redakteurin des Forum Archaeologiae.
[2] Allg. zum Hanghaus s. Krinzinger, Chronologie; S. Ladstätter, Das Hanghaus 2 in Ephesos, in: Zentren und Provinzen der antiken Welt, Anodos Suppl. 1 (2001) 31-66; Thür, WE 4; Krinzinger, WE 1 und 2.
[3] Dazu s. H. Thür, Der Embolos. Innovation und Tradition anhand seines Erscheinungsbildes, in: H. Friesinger - F. Krinzinger (Hrsg.), 100 Jahre österreichische Forschungen in Ephesos. Akten des Symposiums Wien 1995, AF Bd. 1 Denkschr.Wien, Bd. 260 (1999) 421-428.
[4] Erschienen in AnzWien 100, 1963 bis AnzWien 123, 1987.
[5] G. Wiplinger, Zum Hanghausprojekt in Ephgesos, ÖJh 56, 1985, 83-91.
[6] G. Langmann, Gutachterverfahren. Schutzdächer für Ephesos, Hanghaus II, ÖJh 60, 1990, Grab. 1-22.
[7] F. Krinzinger (Hrsg.), Ein Dach für Ephesos, SoSchrÖAI Bd. 34 (2000).
[8] V.M. Strocka, Die Wandmalerei der Hanghäuser von Ephesos, FiE VIII 1 (1977); W. Jobst, Römische Mosaiken aus Ephesos I. Die Hanghäuser des Embolos, FiE VIII 2 (1977).
[9] Krinzinger, Chronologie.
[10] Thür, WE 4.
[11] Krinzinger, WE 1 und 2.
[12] I. Adenstedt, Die Wohneinheiten 3 und 5 im Hanghaus 2 in Ephesos - eine erste Rekonstruktion, in: B. Brandt - V. Gassner - S. Ladstätter (Hrsg.), Synergia. Festschrift für Friedrich Krinzinger Bd. I (2005) 31-37.
[13] Zur Funktion antiker Häuser s. Dickmann, Domus; Brödner, Wohnen; Cahill, Household; Dunbabin, Banquet; ferner s. die entsprechenden Kapitel in Thür, WE 4; Krinzinger, WE 1 und 2.
[14] Zum Mobiliar s. Beitrag Rathmayr; zu Skulpturenausstattungen im Hanghaus 2 s. z.B. Rathmayr, Skulpturen, in: Thür, WE 4, 223-227; E. Christof - E. Rathmayr, Die chronologische Stellung der Skulpturenfunde der Wohneinheiten 1, 2, 4 und 6, in: Krinzinger, Chronologie, 137-143.
[15] s. Beiträge Stökl und Swientek.
[16] s. Beitrag Nordmeyer - Sommer.
[17] s. Beitrag Reuckl.
[18] s. Beiträge Zluwa und Rembart.
[19] s. die entsprechenden Kapitel in Thür, WE 4; Krinzinger, WE 1 und 2.
[20] Bei diversen Sondierungen wurden auf der südlichen und mittleren Terrasse auffallend viele Öfen des Typs Tannur gefunden; dazu s. S. Ladstätter, Hanghaus 2, Die Fundamentgrabungen, in: F. Krinzinger, Jahresbericht des Jahres 1999 des österreichischen Archäologischen Institutes, ÖJh 69, 2000, 97-104.
[21] Vitruv VI,5,2.
[22] S. Ladstätter, Die Chronologie des Hanghauses 2, in: Krinzinger, Chronologie, 9-40.
[23] Zum Raum s. Beitrag Tschannerl.
[24] s. z.B. Rathmayr - Wiplinger, Spätantike Adaptionen und spätantike Überbauung, in Krinzinger, WE 1 und 2, Kap. A.II.3 und B.II.3; F. Mangartz, Zur Rekonstruktion der wassergetriebenen byzantinischen Steinsägemaschine von Ephesos, Türkei. Vorbericht, AKorrBl 36, 2006, 573-590.
[25] Zu den Bauphasen der Wohneinheit 1 zuletzt E. Rathmayr, Rekonstruktion der Bauphasen, in: Krinzinger, WE 1 und 2, Kap. II.2.
[26] Strocka a.O. (Anm. 8) 45-56; zur Datierung s. N. Zimmermann, Ausstattung von Haupt- und Nebenräumen, in: Krinzinger, Chronologie 101-117.
[27] E. Rathmayr, Rekonstruktion der Bauphasen, in: Krinzinger, WE 1 und 2, Kap. B.II.
[28] E. Rathmayr, Auswertung, in: Krinzinger, WE 1 und 2, Kap. B.XIX.
[29] s. Beitrag Nordmeyer - Sommer.
[30] H. Taeuber, C. Vibius Salutaris - Wohnungsbesitzer im Hanghaus 2 ? in: Synergia (wie in Anm. 12) 349-354; E. Rathmayr, Götter- und Kaiserkult, 123-133.
[31] Thür, WE 4.
[32] s. Beiträge von Zluwa und Rembart.
[33] Zimmermann a.O. (Anm. 26) 114; Zimmermann, Wandmalerei, in: Thür, WE 4 118-125.
[34] s. Beitrag Reuckl. Eine gelegentliche Nutzung - im Sinne der Multifunktionalität - als beheizbarer Baderaum mit einer transportablen Badewanne muss deshalb nicht ausgeschlossen werden.
[35] D. Knibbe - B. Iplikçioğlu, Neue Inschriften aus Ephesos VIII. ÖJh 53, 1981/82, 112 Nr. 79; 132-134 Nr. 140; Rathmayr, Götter- und Kaiserkult 113f.
[36] s. Beitrag Stökl.
[37] Koller, Marmorsaal; Koller, Chronologie.
[38] H. Thür, Zur Dach- und Deckenkonstruktion des Marmorsaales der Wohneinheit 6 im Hanghaus 2 in Ephesos, in: Tagung 'Antike Holztragwerke', TU München 30./31.3.2007 (erscheint in: Materialien aus dem Institut für Baugeschichte, Kunstgeschichte, Restaurierung und Architekturmuseum an der TU München).
[39] s. Beitrag Swientek.
[40] Thür, Chronologie 61f.
[41] s. Beitrag Gessl.
[42] Thür, Privatbibliotheken, 205-210.
[43] s. Beitrag Tschannerl.
[44] Rathmayr, Götter- und Kaiserkult, 123-133.

© Hilke Thür
e-mail: hilke.thuer@oeaw.ac.at


This article should be cited like this: H. Thür, Eine Einführung zum Hanghaus 2 in Ephesos, Forum Archaeologiae 44/IX/2007 (http://farch.net).



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