Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 4 / VIII / 1997 |
Die Häuser verfügen in der Regel über mehrere mit einem Hypokaustsystem beheizbare Räume, die teilweise auch im Obergeschoß anzutreffen gewesen sind. In den Höfen, manchmal auch in den Speiseräumen, sind Laufbrunnen oder auch Springbrunnen installiert, die ebenso wie die Latrinen an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen waren und über ein sehr gut ausgebautes Kanalnetz entsorgt wurden. Darüberhinaus wurde die Wasserversorgung der Haushalte über Tiefbrunnen und Zisternen gesichert. Küchen mit einem fest eingebauten Herd wurden nur in drei Häusern angetroffen, weitere Küchen sind wohl in den zerstörten Obergeschoßen anzunehmen; außerdem wurden tragbare Kohlebecken und Herde aus Metall und Keramik zum Kochen, aber auch zum Wärmen der aus den Garküchen und Restaurants geholten Speisen verwendet.
In den Peristylhäusern des Hanghauses 2, die Wohnungen der gehobenen Gesellschaftsschicht repräsentieren, sind Einrichtungen zum Kochen von Gastmählern als wichtiger Bestandteil des antiken Gesellschaftslebens vorauszusetzen. Ein Privatbad wurde nur in der Wohneinheit 1 angetroffen. Neben der Möglichkeit weitere Bäder in den nicht erhaltenen Obergeschoßen annehmen zu können, muß man davon ausgehen, daß vor allem die zahlreichen (auch im Zentrum der Stadt gelegenen) großen, luxuriös ausgestatteten Thermenanlagen der allgemeinen Hygiene und gymnischen Aktivitäten aller Bevölkerungsschichten dienten und darüberhinaus auch als gesellschaftlicher Treffpunkt mit "Clubatmosphäre" fungierten [2].
Abb. 1:Hanghaus 2, Ephesos: Grundriß WE 4
(aus ÖJh 62, 1993, Grabungen Abb. 13)
Das aus dem Kanal der Latrine geborgene keramische Fundmaterial bestand zu einem auffallend großen Anteil aus den Scherben kleiner, einhenkeliger Krüge, aus denen sich auch einige ganze Gefäße rekonstruieren ließen. Diese Gefäße dürften wohl als Schöpfgefäße (Abb. 2-3) für das Frischwasser aus den offen geführten Rinnsteinen benutzt, während des Reinigungsvorganges in den ziemlich tiefen Kanal gefallen, dabei zerbrochen und wohl als "unwiederbringlich" verloren auch dort belassen worden sein. Diese kleinen Schöpfgefäße, welche aus den unterschiedlichsten Grabungszusammenhängen stammen können, sind überaus häufig vertreten und stammen nicht selten in großer Zahl aus dem Kanalsystem. Hin und wieder weisen sie auch vor dem Brand eingeritzte Graffiti auf, deren bisher erschließbarer Wortlaut mit XAIPE oder KAIPOC in diesem Zusammenhang den wohlgemeinten Wunsch der "glücklichen Verrichtung" und der Wahl "des günstigen Augenblicks" nachdrücklich formulieren sollte.
Das Schicksal der kleinen einhenkeligen Tonkrüge dürften die ebenfalls zahlreich aus dem Kanal geborgenen Öllampen geteilt haben, die in der nahezu unbeleuchteten Latrine einen unverzichtbaren Gebrauchsgegenstand darstellten - einmal durch Unachtsamkeit in den Kanal gefallen, verloschen sie in dessen Tiefen für immer, um schließlich zur Freude des Ausgräbers den archäologischen Befund in seiner Aussagekraft durch ihr Vorhandensein erneut zu erhellen...
[1] V. M. Strocka, Die Wandmalerei der Hanghäuser in Ephesos, FiE VIII/1 (1977). W. Jobst, Römische Mosaiken aus Ephesos I. Die Hanghäuser des Embolos, FiE VIII/2 (1977).
[2] R. Neudecker, Die Pracht der Latrine (1994).
[3] H. Thür, ÖJh 66, 1997, Grabungen 34ff.
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