Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 35 / VI / 2005

NEUE ZEITEN - NEUE SITTEN
Zu Rezeption und Integration römischen und italischen Kulturguts in Kleinasien
Internationales Kolloquium am Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien
31.3. - 2.4.2005

Ziel des Kolloquium ist es, Akkulturationsphänomene in Kleinasien zu erfassen, ihrer Dynamik nachzuspüren und Interpretationen für den Umgang mit importiertem römischem und italischem Kulturgut zu diskutieren.
Der Begriff der "Akkulturation" (s. Redfield - Linton - Herskovits in: American Anthropologist 1936) beschreibt den Tatbestand einer Veränderung aufgrund eines dauerhaften unmittelbaren Kontaktes von Gruppen unterschiedlicher Kulturen. Um diese Veränderung als kulturelle Äußerung interpretieren zu können, erscheint es mir notwendig, zwischen den Möglichkeiten der Reaktion auf Kulturkontakte zu differenzieren und die jeweils konstatierte Art der Reaktion im Kontext anderer kultureller Äußerungen zu betrachten.

Für die Differenzierung des Spektrums von Reaktionen auf Kulturkontakte möchte ich folgende Termini vorschlagen:
- Persistenz: Beharren auf eigenen Traditionen angesichts eines "Angebots" einer fremden Kultur.
- Akkommodation: Übernahme von Leistungen, für die die eigene Kultur keine adäquate Alternative bietet.
- Rezeption von Exzerpten: Übernahme von Leistungen oder Eigenheiten, die als Versatzstücke in Erscheinungen der eigenen Kultur integriert werden.
- Adaption: Übernahme von Leistungen oder Eigenheiten unter Veränderung und Anpassung an die Bedürfnisse der eigenen Kultur.
- Akzeptation: Übernahme von Leistungen oder Eigenheiten als Alternative für Leistungen oder Eigenheiten der eigenen Kultur, wobei die eigenen Traditionen als Option beibehalten werden.
- Substitution: Übernahme von Leistungen oder Eigenheiten, die entsprechende eigene Traditionen ersetzen.
- Assimilation: vollständige Anpassung an eine andere Kultur.
- Invention: Kreativer Umgang mit Elementen einer anderen Kultur, gemäß den Traditionen der eigenen Kultur.

Diese Begriffe sollen gewissermaßen als "Verständigungsplattform" dienen. Ihr Zweck ist es, Verhaltensweisen zu benennen und auf diese Weise eine Vergleichbarkeit von Phänomenen zu erreichen, die als solche unmittelbar nicht vergleichbar sind.

Programm

Donnerstag, 31.3.2005

9:00 Begrüßung und Einführung (Marion Meyer, IKA, Wien)

Kontaktsituationen
Diskussionsleitung: Veronika Scheibelreiter
Städtische Initiativen und öffentlicher Raum I
Diskussionsleitung: Georg Plattner
9:30 François Kirbihler (Université de Haute-Alsace, Mulhouse / Frankreich)
Italiker in Kleinasien, insbesondere in Ephesos (1. Jh. v.Chr. - 1. Jh. n.Chr.)
14:30 Friedmund Hueber (Wien)
Bautechnik und Architekturkonzepte
10:15 Bernhard Weisser (Münzkabinett Berlin / Deutschland)
Das Verhältnis von Pergamon und Rom im Spiegel der Münzprägung
15:15 Anton Bammer (ÖAI, Wien)
Zum Monument des C. Memmius in Ephesos
11:15 Dieter Salzmann (Universität Münster / Deutschland)
Zur Selbstdarstellung von Klientelherrschern im griechischen Osten
16:15 Peter Scherrer (ÖAI, Wien)
Von der Polis Ephesion zur Civitas Ephesiorum - Öffentliches Auftreten und Bautätigkeit des conventus civium Romanorum und der (kaiserlichen) Freigelassenen in Ephesos von Augustus bis Nero
12:00 François Chausson (Universität Paris X, Nanterre / Frankreich)
De Sardes à Rome, en passant par Trapani : les Asinii Nicomachi
17:00 Hilke Thür (ÖAW, Wien)
Wie römisch ist der sog. Staatsmarkt in Ephesos ?
17:45 Philip Stinson (New York University)
The Civil Basilicas of Aphrodisias and Ephesus: Imitation and Innovation in Architectural Design


19:00 Empfang in der Abgußsammlung des Instituts für Klassische Archäologie


Freitag, 1.4.2005

Städtische Initiativen und öffentlicher Raum II
Diskussionsleitung: Norbert Zimmermann

Diskussionsleitung: Sabine Ladstätter
9:15 Ursula Quatember (ÖAW, Wien)
Zur Bauornamentik der Aristion-Stiftungen in Ephesos
14:15 Martin Steskal (ÖAI, Wien)
Griechische Gymnasien und römische Thermen. Rezeption römischer Lebensart im griechischen Osten dargestellt am Beispiel der ephesischen Bad-Gymnasium-Komplexe
10:00 Georg Plattner (Kunsthistorisches Museum, Wien)
Elemente stadtrömischer Bautypen und Ornamentformen in der kleinasiatischen Architektur

Privates Ambiente I
11:00 Lutgarde Vandeput (Universität Köln / Deutschland)
Kontinuität und Wandel in der urbanen Architektur Pisidiens
15:00 Veronika Scheibelreiter (ÖAW, Wien)
Mosaiken westlichen Typs in Kleinasien
11:45 Marc Waelkens (Universität Leuven / Belgien)
Römische Einflüsse in Pisidien
16:00 Anita Giuliani (ÖAW, Wien)
Innovationen im Beleuchtungswesen in Kleinasien
16:45 Christine Rogl (ÖAW, Wien)
Tradition und Innovation in der Keramik des 1.Jh. v.Chr.: Delos - Ephesos - Samos - Pergamon im Vergleich
17:30 Michael Zelle (Detmold, Lippisches Landesmuseum / Deutschland)
Zur späthellenistischen und römischen Keramik in Pednelissos, Pisidien


Samstag, 2.4.2005

Privates Ambiente II
Diskussionsleitung: Lutgarde Vandeput

Diskussionsleitung: Martin Steskal
9:15 Sabine Ladstätter (ÖAW, Wien)
Speise- und Trinksitten als Indikatoren der Romanisierung Kleinasiens
14:15 Peter Talloen (Universität Leuven / Belgien)
One Question, Several Answers: The Introduction of the Imperial Cult in Pisidia
10:00 Jeroen Poblome - Philip Bes (Universität Leuven / Belgien)
Winning hearts, minds and stomachs ? Artefactual or arteficial evidence for Romanization
15:00 Werner Jobst (IKA, Wien)
Denkmäler des Kaiserkults in der Provinz Asia
11:00 Norbert Zimmermann (ÖAW, Wien)
Lokale und römische Dekorationssysteme in der Wandmalerei von Hanghaus 2 in Ephesos
16:00 Abschlußdiskussion
Religion, Kulte, Heiligtümer
11:45 Ulrike Muss (ÖAI, Wien)
Kulte römischer Zeit im Artemision von Ephesos

18:30 Ausklang beim Heurigen


Mit Unterstützung von:
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Österreichisches Archäologisches Institut
Kleinasiatische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Österreichische Forschungsgemeinschaft
Gesellschaft der Freunde von Ephesos
Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung
Wiener Humanistische Gesellschaft

© Marion Meyer
e-mail: marion.meyer@univie.ac.at

This article should be cited like this: M. Meyer, Neue Zeiten - Neue Sitten. Kolloquium Universität Wien 2005, Forum Archaeologiae 35/VI/2005 (http://farch.net).



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