Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 35 / VI / 2005

DIE ITALIKER IN KLEINASIEN
Abstract

Nach einer Besprechung der älteren (J. Hatzfeld) und neueren (Chr. Müller-C. Hasenohr, F. Kirbihler) Literatur wird der Versuch unternommen, eine Bilanz der Präsenz und der Aktivitäten der Italiker in Kleinasien im 1. vor- und nachchristlichen Jahrhundert zu ziehen.
Es gibt erhebliche methodische Probleme:
.) eine unregelmäßige chronologische und geographische Verteilung der Inschriften; das innere Kleinasien ist wahrscheinlich unterrepräsentiert, Küstenstädte wie Ephesos etwas überrepräsentiert;
.) das Problem der Herkunft der Individuen, weil Nachkömmlinge von Freigelassenen der Römer von den einwandernden cives Romani schlecht zu unterscheiden sind;
.) das Fehlen von nennenswerten Zeugnisse über die Einwanderer vor 88 v.Chr.

In Karten wird die Präsenz der Italiker in Kleinasien dokumentiert. Einerseits werden die wenigen Städte kartographiert, in denen die Italiker vor 88 v.Chr. bezeugt sind, andererseits belegen die geographische Verteilung der conventus civium Romanorum und die Zahl der nicht-kaiserlichen Gentilizien der Italiker nach dem mithridatischen Krieg, im 1. vor- und 1. nachchristlichem Jahrhundert, die Verteilung der italienstämmigen Bewohner Kleinasiens.

Schließlich werden die Aktivitäten der Italiker besprochen:
.) Handel anhand der Beispiele von Vedius Pollio und C. Agrius;
.) Kauf von Grundstücken und Domänen;
.) Besitz von möglichen Werkstätten;
.) Kredite an Leute und Städte. Vor allem die materiellen Ressourcen führen ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr zu einer allmählichen Eingliederung der Italiker in die politischen Strukturen der polis.

Alle diese Berufe bzw Aktivitäten gab es in Ephesos (Beispiele werden besprochen), wo man übrigens viele Gentilizien aus Delos findet und wo Italiker auch bei den Epheben bezeugt sind. Das 1. Jahrhundert n.Chr., insbesondere die zweite Hälfte, ist die Zeit einer Assimilierung: die Italiker heiraten die Töchter von vornehmen indigenen Familien, die inzwischen die civitas Romana besitzen. Um 100 n.Chr. unterscheiden sich die Italiker kaum noch von den romanisierten Griechen.

Literatur: J. Hatzfeld, Les Italiens résidant à Delos, BCH 36, 1912, 5-218; id., Les trafiquants italiens dans l'Orient hellénique, BEFAR 115 (1919).
Chr. Müller-C. Hasenohr (Hrsg.), Les Italiens dans le monde grec (IIè siècle av. J.-C. - Ier siècle ap. J.-C.). Circulation, activités, intégration, BCH Suppl. 41 (2002).
F. Kirbihler, Les notables d'Ephèse. Essai d'histoire sociale (133 av. J.-C.-262 ap. J.-C.) (unpubl. Diss. Tours 2003).

© François Kirbihler
e-mail: fkirbihler@wanadoo.fr

This article should be cited like this: F. Kirbihler, Die Italiker in Kleinasien, Forum Archaeologiae 35/VI/2005 (http://farch.net).



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