Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 35 / VI / 2005

INNOVATIONEN IM BELEUCHTUNGSWESEN IN KLEINASIEN
Abstract

In der Antike wurden neben Kerzen und Fackeln die einfach herzustellenden Öllampen als künstliche Lichtquellen verwendet. Diese fanden eine vielfältige Verwendung im täglichen Leben der Menschen. Sie dienten einerseits als reine Lichtspender im privaten und öffentlichen Bereich, und andererseits spielten sie im Kult oder als Grabbeigaben eine wichtige Rolle. In Häusern, Palästen und Tempeln konnten Lampen aufgehängt, in Nischen oder auf Kandelaber gestellt werden. So waren sie von wesentlicher Bedeutung bei Festen und Gelagen, im Theater, bei der Arbeit im Bergwerk oder als Straßenbeleuchtung.
Bis heute lassen sich in Kleinasien drei große Produktionszentren für hellenistische Tonlampen ausmachen. Es handelt sich dabei um Pergamon, Ephesos und Knidos. Jedem dieser drei Zentren läßt sich eine bestimmte, charakteristische und klar definierte Lampengruppe zuweisen. Es kann davon ausgegangen werden, daß es weitere Produktionsorte für Lampen in Kleinasien gegeben hat, jedoch konnte bisher kein weiterer Fundplatz mit einer charakteristischen Lampengruppe in Verbindung gebracht werden.
Die späthellenistische Zeit in Kleinasien ist in bezug auf stratifizierte Fundkontexte nicht sehr gut dokumentiert. Publikationen von Brunnen- bzw. Zisternenfüllungen mit unterschiedlichen datierenden Objekten, wie Münzen, gestempelten Amphoren oder importierter Keramik - wie diese z.B. aus Athen bekannt sind - fehlen fast völlig. Dies erschwert eine feinchronologische Einordnung für Lampen. Ferner sind umfassende Lampenpublikationen zu den einzelnen Grabungsorten ausständig, nur Pergamon ist mit den römischen Lampen gut dokumentiert. Anhand der nur in Auswahl vorgelegten Lampen lassen sich Aussagen in quantitativer Hinsicht kaum treffen.


Ab dem Ende des 3.Jhs. v.Chr. bis ins 1.Jh. v.Chr. beherrschen die jeweiligen grautonigen charakteristischen Produkte (Herzblatt-Lampen; Ephesos-Lampen [Abb.]; Knidos-Lampen) der drei bekannten Produktionsorte den Markt im östlichen Mittelmeerraum. Es kommt in dieser Zeit kaum zu spürbaren Einflüssen von außen, jedoch läßt sich eine gegenseitige Beeinflussung der Zentren feststellen. Außerdem ist ein Nachahmen und Imitieren von pergamenischen, ephesischen und knidischen Lampen an zahlreichen Fundplätzen im Mittelmeerraum erkennbar, die in lokalen Varianten greifbar sind.
Der italische Einfluß auf Lampen in Kleinasien manifestiert sich auf zweierlei Art und Weise, zum einen durch italische Importe und zum anderen durch Imitationen von italischen Lampentypen. Ab augusteischer Zeit treten in Ephesos und Pergamon italische Importlampen auf. Diese können als erste Anzeichen einer Akkulturation gedeutet werden. Diese Importe werden bereits im 2.Viertel des 1.Jhs. n.Chr. durch lokale Imitationen abgelöst. Die italischen Importe in Kleinasien in augusteischer Zeit weisen auf Kontakte mit dem Westen hin, sind aber kein Beweis für eine plötzliche bzw. einschneidende Veränderung des lokalen Handwerks. Imitationen bestätigen jedoch eine radikale Neuorientierung in Richtung der imitierten Typen und bescheinigen einen bedeutungsvollen und nachhaltigen Einfluß.
Die Lampenindustrie in Kleinasien scheint sehr beständig gewesen zu sein. Denn die Importe im 1.Viertel des 1.Jhs. n.Chr. haben die lokalen hellenistischen Produkte nicht vom Markt verdrängt bzw. diese Produktion nicht zu einem Rückgang veranlaßt. Auch die politischen Veränderungen, Kriege wie Neuordnungen haben keinen nachhaltigen Einfluß auf die Lampenproduktion bewirkt. Erst im 2.Viertel des 1.Jhs. n.Chr. scheint sich in der Gesellschaft eine allgemeine Veränderung vollzogen zu haben, die die Lampentöpfer veranlaßt hat, die alten hellenistischen Traditionen aufzugeben, und Kopien bzw. Imitationen der römischen Importe anzufertigen. Lampentöpfer bildeten offenbar eine sehr traditionelle Handwerkssparte, wirtschaftliche Bedenken konnten diese nicht so schnell zur Umstellung auf neue Modetrends bzw. Entwicklungen zwingen. Ob sich dieser Umstieg schlußendlich in den alten hellenistischen Werkstätten vollzogen hat, oder ob neue Manufakturen italischen Ursprungs an ihre Stelle traten, läßt sich beim derzeitigen Forschungsstand nicht beurteilen.

© Anita Giuliani
e-mail: anita.giuliani@oeaw.ac.at

This article should be cited like this: A. Giuliani, Innovationen im Beleuchtungswesen in Kleinasien, Forum Archaeologiae 35/VI/2005 (http://farch.net).



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