Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 35 / VI / 2005

TI. CLAUDIUS ARISTION UND SEINE BAUTEN IN EPHESOS
Abstract

Ti. Claudius Aristion ist sowohl als Angehöriger der städtischen Elite durch mehrere Inschriften als auch als Stifter mehrerer Bauten in Ephesos im späten 1. und frühen 2. Jh. n.Chr. bekannt. Darüber hinaus wird er in einem Brief von Plin. d.J. als princeps Ephesiorum, als "Erster der Ephesier" erwähnt (Plin. 6,31,3). Aus all diesen Tatsachen, aus Aristions Einbindung in die kleinasiatische Honoratiorenschicht und aus seinen offenbar vorhandenen finanziellen Mitteln könnte man schließen, daß dieser bereitwillig Elemente der stadtrömischen Bauornamentik übernommen hätte, um damit seine "maßgebliche Teilhabe am Imperium Romanum durch Übernahme hauptstädtischen Stils zu demonstrieren", wie dies V.M. Strocka in einem Artikel zu den Wechselwirkungen der stadtrömischen und kleinasiatischen Architektur unter Trajan und Hadrian (IstMitt 38, 1988, 291ff.) für die führenden Familien Kleinasiens postulierte.


Betrachtet man die von Aristion in Ephesos nachweislich errichteten Bauten, verändert sich jedoch dieses Bild. Zwar ist nach allen Unterlagen unklar, ob Aristion allein oder mit anderen gemeinsam als Stifter im Hafengymnasium aufgetreten ist und welchen Bereich er dort tatsächlich errichten ließ, zumindest zwei Bauten sind jedoch definitiv von ihm als Bauherrn errichtet worden: einerseits der sog. Brunnen an der Straße zum Magnesischen Tor (zwischen 102 und 114 n.Chr.), andererseits das relativchronologisch gesehen jüngere Nymphaeum Traiani (ebenfalls zwischen 102 und 114 n.Chr., s. Abb.). Beide Brunnenanlagen weisen nicht nur einen kleinasiatischen Bautypus auf, sondern folgen auch in der Gestaltung ihrer Bauornamentik ganz lokalen Traditionen. Gerade davon setzt sich die Celsusbibliothek, errichtet als Kombination aus Heroon und Bibliothek für den Proconsul Asias des Jahres 105/106 oder 106/107 - Ti. Iulius Celsus Polemaeanus - mit ihren westlichen Einflüssen deutlich ab. Auch hier war Aristion nach dem Tod von Celsus' Sohn mit der Fertigstellung des Baues befaßt. Seine Aufgaben beschränkten sich aber wohl auf die Bauabwicklung, so daß er keinen Einfluß auf die Gestaltung nehmen konnte.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die von Strocka angesprochenen "Wechselwirkungen" in Ephesos tatsächlich, wie bereits von ihm vermutet, erst in der Aristion nachfolgenden Generation von Bauherren auftreten. Für Ti. Claudius Aristion galt am Anfang des 2. Jh.s n.Chr. hingegen offenbar noch "Neue Zeiten - Alte Sitten".

Literatur: V.M. Strocka, Wechselwirkungen der stadtrömischen und kleinasiatischen Architektur unter Trajan und Hadrian, IstMitt 38,1988, 291ff.; STRASSENBRUNNEN: J. Keil, XII. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos, ÖJh 23, 1926, Beibl. 272ff.; A. Bammer, Elemente flavisch-trajanischer Architekturfassaden aus Ephesos, ÖJh 52, 1978-80, 80. 86f. Abb. 18f. 22. (mit falscher Zuordnung eines Pilasterkapitells); NYMPHAEUM TRAIANI: XXIII. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos, ÖJh 44, 1959, Beibl. 326ff.; C. Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen in kleinasiatischen Städten, Studien zur antiken Stadt 7 (2001) 188f. mit weiterer Literatur.

© Ursula Quatember
e-mail: ursula.quatember@oeaw.ac.at

This article should be cited like this: U. Quatember, Ti. Claudius Aristion und seine Bauten in Ephesos, Forum Archaeologiae 35/VI/2005 (http://farch.net).



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