Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 24 / IX / 2002

"ERLEBNIS ALTERTUM" BEI DER SCIENCE WEEK 2002

Vorbereitungen

Die Vorbereitungen zur diesjährigen Science Week begannen für uns bereits im Dezember 2001. Dabei konnten wir auf die Erfahrungen der StudentInnen der Keltologie zurückgreifen, die sich bereits im Vorjahr mit einem Schulprojekt an der Wissenschaftswoche beteiligt hatten. Sie waren es dann auch, die eine Kooperation der altertumswissenschaftlichen Institute der Universität Wien zwecks besserer Präsentation vorschlugen. Die Idee zur erfolgreichen Zusammenarbeit war geboren, an der sich neben der Alten Geschichte, der Ur- und Frühgeschichte, der Indogermanistik, Byzantinistik und Numismatik auch die Klassische Archäologie mit eigenen Projekten beteiligen sollte. Gemeinsam wollten wir diese am 7. und 8. Juni 2002 in der Wiener Innenstadt präsentieren und wählten dafür das Rahmenthema "Erlebnis Altertum - Alltag im alten Europa". Die Vorteile eines solchen Zusammenschlusses waren offensichtlich: Gemeinsame Organisation, größere Publikumswirksamkeit, massivere Medienpräsenz und die Möglichkeit, die Themen didaktisch wirksamer zu präsentieren.
Die Ideen zu den drei Projekten der Klassischen Archäologie entstanden nach reiflichen Überlegungen und angeregten Diskussionen mit Studenten und Lehrenden. Dabei wurde versucht, in ihnen aktuelle Forschungsergebnisse vorzustellen, ohne das Publikumsinteresse zu vernachlässigen: "Spiel und Sport in der Antike" sollten den jüngeren Besuchern der Science Week die Möglichkeit geben, einen Bezug Beziehung zum griechisch - römischen Altertum herzustellen zu gewinnen. Das Projekt "Alltagsleben im Legionslager Vindobona" gab, Wienern und Wien - Besuchern einen Einblick in die römische Geschichte der Stadt; der Umgang mit Fremden und Fremdheit in der klassischen Antike bildete den Inhalt unserer dritten Themenstellung.

Drei Teams, bestehend aus Studierenden der Klassischen Archäologie (von StudienanfängerInnen bis zu DiplomandInnen) begannen im Frühling mit der detaillierten Planung und Realisierung einzelner Projektteile: Nach ausführlicher Recherche, dem Verfassen von Texten und der Sammlung von Bildmaterial wurden in Zusammenarbeit mit Andrea Sulzgruber (IKA) Schautafeln angefertigt. Zudem gestalteten wir Folder mit einer kurzen Einführung in die römische Kleidung, mit Rezepten aus der Legionslagerküche und mit Spielanleitungen. Um die verschiedenen Bauphasen des Wiener Legionslagers besser veranschaulichen zu können, wurden ein digitales, dreidimensionales Modell zur Vor-Ort-Präsentation entworfen. Zudem antike Gewänder geschneidert, die die Projektmitarbeiter einerseits als Ansprechpersonen für die Besucher kennzeichnen, andererseits auch zugleich als Anschauungsobjekte dienen sollten. Ebenso wurden nach antiken Vorbildern römische Spielbretter und Spielutensilien rekonstruiert.


Parallel dazu konkretisierte sich die Planung innerhalb der Projektkooperation: Ein einheitliches Erscheinungsbild mitsamt Logo wurde festgelegt und eine gemeinsame Homepage mit allen Informationen zu den einzelnen Projekten erstellt. Führungen durch den Altertums - Parcours und ein Quiz für Schulklassen waren ebenfalls geplant.

Ablauf

Mit Projektpräsentationen (darunter auch "Spiel und Sport in der Antike"), die Publikum und Presse einen Vorgeschmack auf die Science Week 2002 geben sollten, wurde schließlich die Wissenschaftswoche am 6. Juni offiziell eröffnet.
7. Juni, Tag 1: Dichte Regenwolken hängen über Wien und der Abbruch der Veranstaltung wie ein Damoklesschwert über uns. Der Infopoint fällt buchstäblich ins Wasser, die Führungen durch den gesamten Parcours sind damit nicht mehr möglich. Doch wir geben uns nicht geschlagen: es wird improvisiert. Da der Besucherandrang trotz des unwirtlichen Wetters erstaunlich groß ist, bauen wir unsere Zelte - etwas drurchnässt, aber dennoch glücklich über die trotzdem geglückte Vorstellung - erst am Abend ab.
8. Juni, Tag 2: Da das Wetter an diesem Tag um einiges besser ist, herrscht den ganzen Tag großer Andrang und so können wir unser Programm diesmal wie geplant durchführen. Den Besuchern werden nicht nur durch Plakate, sondern auch durch Gespräche mit Projektmitarbeitern und durch den Verein "Legio Pannonia Superior - Cohors I Italica Civium Romanorum", der Gesellschaft für römische Geschichtsdarstellung in Österreich vertiefende Informationen geboten. Am Notebook wird das digitale Legionslagermodell präsentiert, mit Kindern werden die römischen Spiele ausprobiert, und zudem Folder und römisches Essen verteilt.

Besonders positiv fielen uns zwei Aspekte auf: Einerseits bestand das Publikum nicht nur aus Passanten, sondern vor allem aus einer großen Anzahl Interessierter, die durch öffentliche Ankündigung neugierig gemacht, unsere Veranstaltung gezielt ansteuerten; andererseits wurde das ganze Unternehmen - von der Konzipierung bis zur Präsentation - durch aktives Teamwork bestimmt.

Ausblick

Die Kooperation zwischen den Altertumswissenschaften anlässlich der Science Week 2002 erwies sich als ein geglücktes Experiment, das im März 2003 eine Fortsetzung finden soll. Eine engere inhaltliche Vernetzung sowie eine "Corporate Identity" sollen das nächste Mal eine noch geschlossenere Präsentation ermöglichen. Weiters ist geplant, die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt selbst zu übernehmen.
Wir werden versuchen, auch das nächste Mal Themenbereiche der Archäologie publikumsgerecht zu präsentieren und dabei weiterhin auf Teamgeist, Selbständigkeit und Kreativität der Studierenden und der Mitarbeiter der einzelnen Institute zu bauen. Denn in der harmonischen Zusammenarbeit liegt der Erfolg jedes Projektes.

Für ihre tatkräftige Unterstützung bedanken wir uns bei Fritz Blakolmer, Renate Pillinger, Martin Mosser, Andreas Schmidt - Colinet, Sigrid Strohnschneider - Laue, Andrea Sulzgruber und dem Verein für österreichische Geschichtsdarstellung "Legio Pannonia Superior". Besonders herzlich möchten wir Regina Kaufmann, David Stifter, Ilja Stefflbauer, Christine Schmidt und allen beteiligten Studienkollegen unseren Dank und unser Lob aussprechen:
"Spiel und Sport in der Antike": Katrin Bernhardt, Laura Rembart, Julia Stundner, Irene Meisel, Heidrun Leitner, Bettina Kratzmüller, Claudia Ladinig, Sandra Mayr, Christiane Holzner.
"Alltagsleben im Legionslager Vindobona": Manuela Gessl, Rupert Gietl, Ingemar Gräber, Astrid Hassler, Roman Igl, Florian Jaksche, Anne Lykke, Helmut Schwaiger, Marcel Tschannerl.
"Die Griechen und die Fremden": Sandra Führlinger, Alexander Vacek, Alexander Stagl.

© Marita Holzner, Mechthild Ladurner
e-mail: strv_klassischearchaeologie@yahoo.de

This article will be quoted by M. Holzner - M. Ladurner, "Erlebnis Altertum" bei der Science Week 2002, Forum Archaeologiae 24/IX/2002 (http://farch.net).



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