Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 4 / VIII / 1997

DIE INSCHRIFTEN VON EPHESOS
Die Inschriften sind das Fleisch am Skelett der Archäologie



Das deutsche Wort "Inschrift" bedeutet, daß eine Schrift eingeschrieben ist, daß ihre Buchstaben unter die Oberfläche des Inschriftenträgers hinabreichen. Inschriften wären also streng genommen nur jene Texte, deren Buchstaben in den Stein, auf dem sie stehen, eingemeißelt worden sind. Der Fachausdruck Epigraphik, e epigrafike, die adjektivische Form von epigrafe="Aufschrift", ist keine antike Bezeichnung, sondern ein moderener Fachbegriff, eigentlich e epigrafike techne = "Technik der Aufschriften", vergleichbar mit e mousike techne = Musik, wobei sich in beiden Fällen die Adjektive epigrafike bzw. mousike zum Substantiva emanzipiert haben. Wenngleich das griechische Wort epigrafe (Aufschrift) und der deutsche Begriff Inschrift nicht dasselbe bedeuten, sind Epigraphik und Inschriftenkunde gleichwertige Termini. Jede Inschrift ist zwar zugleich eine Aufschrift, nicht jedoch jede Aufschrift eine Inschrift. Wir wollen die begriffliche Logik bzw. Unlogik dieser Gleichsetzung nicht weiter hinterfragen und stellen fest: Inschriften sind alles Schriftliche, da nicht auf Papyrus oder Pergament geschrieben ist, gleichgültig, ob die Buchstaben mit Hammer und Meißel in Stein oder Metall eingegraben oder die Buchstaben mit Bronzelettern auf den Stein appliziert oder mit Farbe auf Wände oder Tongefäße geschrieben oder in den Putz von Wänden eingeritzt oder in den noch weichen Ton von Ziegeln und Gefäßen gestempelt worden sind.

Die überwältigende Mehrheit der epigraphischen Texte sind Inschriften im eigentlichen Sinn. Der Inschriftenträger ist in Ephesos wie im ganzen mediterranen Bereich in der Regel Marmor, nur selten finden sich auch andere Steinarten[1].
Inschriften befinden sich nicht nur auf Stein, sondern auch auf Bronze- oder Bleiplatten, wobei die Buchstaben mit einem scharfen Eisengriffel in die Oberfläche des weicheren Metalls eingegraben worden sind.
Die Applikationen von Bronzebuchstaben in vorgearbeitete Vertiefungen der Konturen der Lettern und die Eindübelung ihrer Halterungen in vorgebohrte Löcher war selten weil teuer[2] und findet sich in der Regel nur Bauinschriften monumentaler Gebäude.
Aufgemalte Inschriften oder Dipinti finden sich vornehmlich auf Amphoren zur Bezeichnung von Inhalt und Gewicht, aber auch auf Wänden als politische Parolen, man denke etwa an die Wahlempfehlungen für kommunale Funktionäre in Pompeji[3]. Geritzte Inschriften oder Grafitti, die dadurch zustandekommen. Daß die Ritzung den weißen Mörtel unterhalb der bunten Malschicht freilegt, sind in der Regel spontan unter Zuhilfenahme des nächstbesten spitzen Gegenstandes entstandene, flüchtige Notizen wie etwa "Milchmädchenrechnungen" in Geschäftslokalen, deren Inhaber der Einfachheit halber mangels des noch nicht erfundenen Papiers geschäftliche Aufzeichnungen an die Wand geschrieben hat, oder lyrische Ergüsse bis hin zu Menschlichem-Allzumenschlichem. Im übrigen ist das Beschriften von Wänden offenbar ein zeitloses menschliches Bedürfnis, wie man etwa in öffentlichen WC-Anlagen, aber auch anderswo sehen kann.
Die Stempel von keramischen Gefäßen nennen die Namen bzw. Firmennamen ihrer Hersteller bzw. Namen der Legionen und Auxiliarformationen, die jeweils geziegelt haben, und sind wichtige Quellen für die Identifizierung der keramischen Produktionszentren bzw. für die Dislokation der militärischen Einheiten zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten des weiten Imperiums.
In- bzw. Aufschriften sind eigentlich auch die Münzen, doch hat sich ihr Studium in der eigenen Forschungsdisziplin der Numismatik verselbständigt; Münzen sind daher keine epigraphischen Denkmäler und können daher außerhalb der weiteren Betrachtung bleiben.
Anders als die sog. literarischen oder sekundären Quellen, die nur in Abschriften auf uns gekommen sind, die also schon rein materiell kein authentisches Primärquellenmaterial darstellen und auch inhaltlich nicht, weil sie Literatur sind, die beim Leser ankommen, ihn unterhalten und sein Interesse erwecken will und die stets mehr oder weniger persönlich gefärbt ist und den subjektiven Standpunkt ihres Schreibers widerspiegelt, sind Inschriften Originale der Zeit, in der sie entstanden sind. Da für einen ganz bestimmten, nüchternen Informationszweck geschrieben, sind sie in der Regel auch objektiv; sie wollen nicht gefallen, sondern informieren. Sie nennen ebenso leidenschaftslos den Namen eines Toten und berichten mehr oder wenig ausführlich über seine Lebensumstände, wie sie einen Beschluß des Volkes und Rates der Stadt oder eine andere Urkunde bekanntmachen, deren Authentizität amtlich garantiert ist, sei es eine Verfügung der städtischen Autoritäten oder der römischen Verwaltung, einen Kaiserbrief oder einen Senatsbeschluß. Oder sie künden als Ehreninschriften von den Verdiensten eines reichen Bürgers um seine Vaterstadt oder von der Karriere eines römischen Reichsbeamten, der auf irgendeiner Stufe seiner Laufbahn mit Ephesos in Berührung gekommen ist. Sie nennen uns als Bauinschriften den Zweck eines Gebäudes, den Bauherrn und bisweilen auch weitere, den Bau und seine Errichtung betreffende Details oder geben in vielfältiger Weise Einblick in das religiöse Leben der Stadt und ihrer Menschen.
Wie arm und eingeschränkt wäre unser Wissen ohne die Inschriften! Was wüßten wir ohne sie über das politische, gesellschaftliche und religiöse Leben der antiken Menschen, über ihren trivialen Alltag, die Freuden, Sorgen und Nöte des "kleinen Mannes", die von den literarischen Quellen, die sich stets nur für die großen Persönlichkeiten der Geschichte interessieren, nicht berichtet werden. Die Inschriften sind das Fleisch am Skelett der Archäologie.
Während die Texte der literarischen Quellen, wie sie uns in wissenschaftlichen Ausgaben heute vorliegen, das Ergebnis Jahrhunderte langer und bis in die Gegenwart andauernder Bemühungen der Klassischen Philologie darstellen, hat es die Epigraphik nicht mit Abschriften von Inschriften, sondern mit den Originalen der Texte zu tun, die am Stein selbst überprüft werden können. Diese Originalität ist allerdings dahingehend zu relativieren, daß das, was wir nach dem Schwinden der Farbe, mit denen die vertieften Buchstaben ausgemalt waren-in der Regel das Rot des Zinnobers-nur das Skelett der Arbeit des Steinschneiders darstellt, der sie geschrieben hat. Da Verschreibungen des Steinmetzen mit Farbe korrigiert worden sind, sind "Fehler", die der Anfänger so gerne in der Meinung konstatiert, den antiken Steinschreiber "erwischt" zu haben, lediglich Fehler in der Arbeit mit Meißel und Hammer; wie die fertige, dem Auftraggeber ausgefolgte Inschrift tatsächlich ausgesehen hat, läßt sich in keinem Fall mit Sicherheit sagen. Wie können jedoch davon ausgehen, daß eventuell entstandene Irrtümer mit Farbe korrigiert worden sind[4].

Abb. 1: Bauinschrift d. Basilika am Staatsmarkt, latein
(aus W. Alzinger, Augusteische Architektur in Ephesos (1974) Abb. 15a)

Die Zahl der lateinischen Inschriften, deren älteste in das 1.Jh. v.Chr. datiert, ist, verglichen mit der Gesamtzahl der in Ephesos zutage gekommenen Texte eher gering. Ihre deutliche Zunahme in augusteischer Zeit erklärt sich aus der Politik des ersten Princeps, die Romaneität in Ephesos als der neuen Hauptstadt von Asia stärker zu Geltung zu bringen. Die neuen öffentlichen Gebäude wurden zweisprachig beschriftet unter besonderen Hervorhebung des Lateinischen durch größere Buchstaben; so war die Bauinschrift der den Staatsmarkt an seiner Nordseite auf die gesamte Platzlänge von 160m begleitenden Basilica des Sextilius Pollio[5] in Latein und Griechisch abgefaßt, wobei die Buchstabenhöhe der lateinischen Fassung nahezu doppelt so groß ist als die der griechischen Version (Abb. 1-2).

Abb. 2: Bauinschrift d. Basilika am Staatsmarkt, griechisch
(aus W. Alzinger, Augusteische Architektur in Ephesos (1974) Abb. 15c)

Dasselbe gilt für den von demselben Bauherrn errichteten Aquädukt der Marnasleitung[6] . Die im 1.Jh. n.Chr. noch relativ zahlreichen lateinischen Inschriften oder Bilinguen werden im 2.Jh. schon viel seltener. Lateinisch geschrieben sind jetzt nur noch jene Inschriften, die von römischen Provinzbeamten in Ehrungen für Kaiser oder für andere Römer errichtet worden sind. Was an römischen Urkunden publiziert wurde, wie etwa das Zollgesetz der Provinz Asia, war (wobei wir auch eine lateinische Fassung annehmen) ins Griechische übersetzt[7] ; dasselbe gilt von Edikten der römischen Statthalter; das Griechische war nun einmal die Lingua Franca des hellenistischen Ostens, die das Lateinische, das nie richtig "warm" werden konnte, allmählich verdrängt hat. Anderseits hat man noch im dritten Viertel des 4.Jhs. kaiserliche Edikte auch in der lateinischen Amtssprache publiziert, wie die großen Erlässe der Kaiser Valentinian, Valens und Gratian aus den Jahren 370/71-378 beweisen[8].
Und sogar noch im Jahre 585 hat man einem Edikt des Kaisers Mauricius vom 11.Februar dieses Jahres nach dem griechischen Text eine lateinische Klausel hinzugefügt, da die formale Amtssprache der kaiserlichen Kanzlei immer noch das Lateinische war. Da man zu dieser Zeit in Ephesos des Lateinischen nicht mehr mächtig war, hat der Steinschreiber die aus Konstantinopel eingelangte, kursiv geschriebene Vorlage sklavisch kopiert, was dem lateinischen Schluß der Inschrift ein auf den ersten Blick unverständliches, von vielen Besuchern für "arabisch" gehaltenes Aussehen verliehen hat[9]. Diese Inschrift ist zweifellos der späteste lateinische Text von Ephesos; mit dem 7.Jh. beginnt das byzantinische Mittelalter, das nur noch griechische geschrieben hat.
Die Hauptmasse der ephesischen Inschriften sind griechische Texte. Von der archaischen Zeit bis ins 3.Jh. n.Chr. hat man in kapitalen Majuskeln geschrieben, die allerdings in den verschiedenen Epochen äußerst verschieden aussehen. Eine archaische Inschrift, deren Worte durch drei übereinandergestellte Punkte abgegrenzt sind, sieht schon durch den Wegfall dieser Worttrennung zugunsten der späteren, für griechische Inschriften charakteristischen scriptio continua, in der sich nahtlos Wort an Wort reiht, und der streng geometrischen Einteilung des Inschriftenfeldes in sinngemäße Quadrate, denen die Buchstaben, von oben nach unten eine gerade Linie bildend eingeschrieben sind, anders aus als eine Inschrift der klassischen oder hellenistischen Epoche oder gar der römischen Kaiserzeit. Während die Inschriften der hellenistischen Epoche optisch relativ unscheinbar sind, sind gut geschriebene Inschriften der frühen und hohen Kaiserzeit bisweilen wahre Kunstwerke der Steinschreibekunst. Die Majuskelschrift weicht im 3.Jh. n.Chr. zunehmend einer oft geradezu kursiv anmutenden Minuskelschrift. In diesem Zusammenhang bleibt noch zu sagen, daß wir stets auch stark differierende Qualitätsunterschiede in der Ausführung zu konstatieren haben, die sowohl ein Spiegel der finanziellen Möglichkeit des Auftraggebers als auch der Zeit sind. Ab der zweiten Hälfte des 3.Jhs. sinkt parallel zum wirtschaftlichen Niedergang nicht nur die Zahl der Inschriften rapid ab, sondern auch ihre formale Qualität. Beide, Zahl und Qualität, sind in der Spätantike wiederum leicht gestiegen, das goldene Zeitalter der frühen und mittleren Kaiserzeit war aber auch für die Inschriften ein für allemal vorbei.

Lange nicht alle Inschriften sind vollständig erhalten. Die weitaus größere Zahl der bei den Grabungen zutage kommenden Texte sind mehr oder weniger große Fragmente. Ergänzungen inschriftlicher Fragmente haben insoferne leichter, als die Texte zumeist mehr oder weniger genormten Formularen folgen, für die ein reiches Vergleichsmaterial zur Verfügung steht. Abgesehen von lokalen, regionalen und zeitlichen Abweichungen weisen Grabinschriften, Volksbeschlüsse, Edikte und Dekrete, Ehreninschriften, Weihinschriften und Bauinschriften ein mehr oder weniger gemeinsames, genormtes Grundschema auf, das es vorbehaltlich einer gewissen Mindestgröße des auf dem Fragment erhaltenen Text gestattet, dieses seiner jeweiligen thematischen Gattung zuzuweisen und durch mehr oder weniger exakt datierende inhaltliche und formale, sich aus den Schriftformen ergebende Kriterien eine zeitliche Einordnung vorzunehmen. Arbeit an epigraphischen Fragmenten ist keine Kunst, sondern eine erlernbare wissenschaftliche Tätigkeit, die außer einer entsprechenden Kenntnis des Griechischen bzw. Lateinischen und des jeweiligen historischen Hintergrundes eine möglichst breitgefächerte Kenntnis der Formulare der wichtigsten Inschriftengattungen erfordert. Je privater und daher individueller ein Text ist, umso schwieriger und problematischer ist seine Wiederherstellung. Wichtig ist auch, das zeitlich vergleichbare Material des lokalen bzw. regionalen Umfeldes heranzuziehen, aus dem das zu ergänzende Fragment stammt. Stilistische und sprachliche Eigenheiten sind in auch in ein- und derselben Zeit nicht nur von Region zu Region, sondern sogar schon von Ort zu Ort durchaus verschieden.
Der Ergänzung von Fragmenten von Texten gesetzlicher Bestimmungen kommt das Bestreben der Juristensprache zugute, alle nur denkbaren Unklarheiten zu vermeiden, wodurch es zu Wiederholungen kommt, die es erlauben, vorhandene Lücken mit einiger Sicherheit zu füllen. Davon profitierte z.B. die sehr weit gelungene Wiederherstellung des Zollgesetzes der römischen Provinz Asia, eines in Ephesos zutage gekommenen (noch) 155 Zeilen langen Textes aus dem Jahre 62 n.Chr., der als der inschriftliche Jahrhundertfund von Ephesos bezeichnet werden kann[10].


Abb.3: Zollgesetz der Provinz Asia (62 n. Chr.)
(aus H. Engelmann - D. Knibbe, Epigraphica Anatolica 14 (1989) Taf. XIV)

Man darf die Hoffnung, daß eines Tages aus einem Fragment wieder ein mehr oder auch weniger vollständiger Text wird, niemals aufgeben, und jeder am Ort gemachte Neufund ist stets auch unter dem Aspekt zu prüfen, ob er vielleicht Teil eines bereits vorhandenen, mehr oder weniger vollständigen Textes ist. In diesem Zusammenhang ist zu sagen, daß das epigraphische Zentraldepot in den Substruktionen des Tempels für Domitian bzw. die flavische Dynastie derzeit mehr als 3000 Fragmente beherbergt, die in einem Depotinventar erfaßt und registriert sind. Am selben Ort existiert seit 1982 ein auf Wunsch der türkischen Generaldirektion für Altertümer und Museen eingerichtetes Inschriftenmuseum, das sich bemüht, dem Besucher einen zeitlichen und thematischen Querschnitt durch rund 1500 Jahre ephesischer Inschriften vorzuführen[11].
Wie überall überwiegt die Zahl der Grabinschriften; die Sorge, nach dem Tod in Vergessenheit zu geraten, hat die Menschen bis heute dazu bewogen, sich einen Grabstein, und sei es auch nur einen kleinen, zu leisten; das Establishment der Reichen leistete sich einen Familiensarkophag oder ein Grabhaus. Die epigraphische Feldarbeit beginnt mit der exakten Vermessung und karteimäßigen Erfassung jeder Inschrift, von jedem Text wird ein Facsimile angefertigt sowie ein Abklatsch. Das epigraphische Archiv des Österreichischen Archäologischen Instituts enthält Abklatsche aller seit dem Beginn der österreichischen Ausgrabungen im Jahre 1895 zutage gekommenen Inschriften und Fragmente und auch die der im Britischen Museum verwahrten Texte aus den englischen Grabungen unter J.T. Wood.
Nahezu 6000 Texte und Textfragmente sind seit den Tagen des Cyriacus von Ancona (Mitte 14. Jh.) bis heute zutage gekommen. Der zeitliche Bogen reicht vom 6.Jh. v.Chr. bis weit ins byzantinische Mittelalter und umfaßt damit eine Zeitspanne von rund 1500 Jahren. Durch die Inschriften kennen wird das politische Funktionieren der Stadt ebenso wie mehrere Tausend Ephesier aus allen Zeiten; nicht selten ergeben sich mehr oder weniger deutliche Verwandtschaftsverhältnisse, die sich bisweilen über mehrere Generationen verfolgen lassen[12].
Archäologie ohne Klassische Philologie, Epigraphik und Alte Geschichte bleibt ein wissenschaftlicher Torso, der sich in Deskription erschöpft anstatt alle Aspekte des jeweiligen Umfeldes bzw. Hintergrundes auszuleuchten und hinter die Kulissen zu schauen. Dasselbe gilt mit umgekehrten Vorzeichen auch für die Klassische Philologen und Althistoriker, die gut daran tun, sich ein wenig in der Archäologie umzusehen. Nicht umsonst hat der Vater der jahrzehntelang so erfolgreichen und international bewunderten "Wiener Schule", Alexander Conze, diese als "archäologisch-epigraphisches Seminar" gegründet, ein Name, der heute nur noch in den Inventarstempeln der älteren Bücher der Bibliothek des Institutes für Klassische Philologie existiert.

[1] In Gegenden, in denen kein Marmor vorkommt, sind nur ganz besonders wichtige Inschriften auf diesem Material geschrieben worden, das von mehr oder weniger weit herbeitransportiert werden mußte und deshalb entsprechend teuer war. Man wußte sich zu helfen: so hat man in Carnuntum den weichen St. Margaretener Sandstein stuckiert, um ihm das Aussehen von Marmor zu verleihen.
[2] Teuer war nicht nur die Technik der Applikation, sondern auch die Bronze, aus der die Lettern gegossen werden mußten.
[3] Vgl. CIL IV (Inscriptiones parietales Pompeianae).
[4] Was die Methoden zur Lesbarmachung schwieriger Stellen oder ganzer Inschriften betrifft, so hat es sich in der Praxis am besten bewährt, in Wasser gelösten Holzkohlestaub aufzubringen und durch geduldiges, immer wieder wiederholtes Pinseln auf jenen oft nur Bruchteile einer Sekunde dauernden Augenblick zu warten, in dem die Lesung sichtbar wird. Andere Hilfsmittel sind die Versuche, durch extreme Schrägbeleuchtung weiterzukommen oder den Latex-Abklatsch zu studieren, der paradoxerweise bisweilen deutlicher ist als der Stein selbst. Die Beobachtung, daß die Meißelschläge des antiken Steinschreibers das Kristallgitter des Marmors bis tief unter die Oberfläche geschnitten haben muß, läßt hoffen, daß in Zukunft auch Röntgen oder Infrarotaufnahmen mit der Aussicht auf Erfolg zum Einsatz gelangen werden.
[5] IvE 404.
[6] IvE 3092.
[7] Die Übersetzung war sicherlich schon in Rom in der kaiserlichen Kanzlei "ab epistulis Graecis" erfolgt, um die Authentizität der Urkunde zu garantieren.
[8] IvE 42, 43.
[9] IvE 39.
[10] H. Engelmann – D. Knibbe, Das Zollgesetz der römischen Provinz Asia, Epigraphica Anatolica 14, 1989.
[11] D. Knibbe – B. Iplikcioglu, Ephesos im Spiegel seiner Inschriften (1984).
[12] So lassen sich z.B. die ephesischen Vedier als eine der großen und führenden Familien von Ephesos vom Ende des 1.Jhs. n.Chr. bis etwa in die Mitte des 3.Jhs. über mehrere Generationen verfolgen.

© D. Knibbe



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