Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 11 / VI / 1999

IN FERVENS PAVIMENTUM ...
Zu den Arbeiten am Badegebäude der Villa rustica von Altheim-Weirading

Allgemeines:
Das Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien arbeitet unter der Gesamtleitung von F. Krinzinger seit 1991 an einem Projekt, das sich die Erforschung römerzeitlicher Villen im Gemeindegebiet von Altheim (OÖ) zum Ziel gesetzt hat. Die drei Fundplätze, welche man aufgrund von Oberflächenfunden und geophysikalischen Prospektionen kannte, liegen in einer Entfernung von je ca. 2,8 km Luftlinie auf jeweils gegenüberliegenden Hängen und zeugen von der hervorragenden Platzwahl der römischen Bauherren. Die flächig freigelegten Grundrisse der Wohn- und Badegebäude und das geborgene Fundmaterial belegen uns eine Nutzung dieser Betriebe während der Zeit vom ausgehenden 1. bis zum frühen 3. Jh. n.Chr., darüber hinaus ermöglichen aber auch Untersuchungen von Ökonomiebauten wichtige Rückschlüsse auf die regionale wirtschaftliche Bedeutung dieser Villae rusticae.
Während der letzten Jahre stand das Landgut von Altheim-Weirading im Zentrum der Arbeiten. Hier hatte schon 1913 eine kleine feldarchäologische Untersuchung durch H. von Preen stattgefunden. Seit 1991 wurden durch das Team von Archeo Prospections bzw. IDEA-Prospektion mehrmals Magnetik- und Widerstandsmessungen in Weirading durchgeführt (Abb. 10). 1994 folgten Grabungen im Bereich von Gebäude I, dem mutmaßlichen Wohnhaus der Villenanlage, und von 1996 bis 1998 im zugehörigen Badehaus (Gebäude II).

Abb. 10: Altheim-Weirading, Villa rustica. Widerstandskartierung. Twin-Array Elektrodenabstand 0,5 m, Meßfläche: 14.000 m2, Meßraster: 0,5 x 0,5 m, Meßpunkte: 56.000 (© Archeo Prospections, W. Neubauer)

Beschreibung:
Von Gebäude I, einem etwa 100 x 25 m messenden langrechteckigen Baukörper, der an der nordöstlichen Seite eines ursprünglich L- (oder eventuell U-) förmig angelegten Hofes liegt, führt entlang der nordwestlichen Hofseite eine ehemals sicherlich überdachte, ca. 50 m lange Porticus zum Badehaus. Diese Ruine, die zu den größten privaten Badeanlagen römischer Zeit in Österreich zählt, ist teils noch in gutem Erhaltungszustand und weist in den hypokaustierten Räumen kompakte, wenngleich stellenweise stark verbrochene Reste von Unterböden aus Gußmörtel sowie bis zu 0,3 m hohe Reste von Fußbodenheizungspfeilern auf; in weiten Bereichen ist die Anlage allerdings durch die Sondagen des H. von Preen empfindlich gestört. Von besonderem Interesse sind der Befund eines schräg an den Baukörper angesetzten Praefurniums mit dem daran anschließenden, ca. 5 x 5 m großen Raum, dessen Heizungspfeiler rautenförmigen Grundriß aufweisen, sowie einzelne Fundstücke, die den hohen Lebensstandard der Gutshofbewohner deutlich machen. Dazu gehören u. a. mehrfarbig bemalter und mit Mustern verzierter Wandverputz sowie reliefierte Stuckdekoration. Zu datieren ist die Anlage in das 2. Jh. n.Chr., wie das geborgene Fundmaterial und die Form des Baues nahelegen. Viele Detailergebnisse sprechen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für mindestens zwei (Stein-)Bauphasen innerhalb des balneum, es wird allerdings der weiteren Bearbeitung obliegen, die notwendige Feinchronologie zu erstellen und die Beweisführung für einen eventuellen Vorgängerbau zu erbringen.
Aufgrund von Luftbildern kennen wir mittlerweile auch Teile der pars rustica, die darauf hinweisen, daß der Gutshof von Weirading zu den größten seiner Art auf norischem Boden gehört. Neue Prospektionsarbeiten sollen helfen, die Gesamtanlage planimetrisch faßbar zu machen und damit eine wissenschaftliche Beurteilung dieses Landgutes innerhalb seines Umfelds zu ermöglichen.

© Katharina A. Ebetshuber
e-mail: a8301743@unet.univie.ac.at



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