Zur magnetischen Prospektion bedarf es natürlich eines hochempfindlichen Meßgerätes. In Österreich konnte in mehrjähriger Entwicklungsarbeit ein fahrbares Cäsium-Gradiometersystem für den Einsatz in der Archäologie aufgebaut werden (Abb. 1). Es besteht aus zwei Cäsiumsensoren, der entsprechenden Meßelektronik, einer automatischen Datenerfassung, einem Positionierungssystem und der Stromversorgung. Vereinfacht gesagt stellt ein Cäsiumsensor eine kleine atomare Absorptionseinheit dar, von der ein Signal proportional der herrschenden Magnetfeldstärke abgeleitet wird. Die entsprechen Meßelektronik verarbeitet dieses Signal, so daß die Feldstärke in Nanotesla (nT) angezeigt oder registriert werden kann. Das Erdmagnetfeld ist jedoch nicht konstant, sondern zeigt beträchtliche zeitliche Variationen in Größenordnungen weit über den Störungen, welche durch archäologische Objekte verursacht werden. Aus diesem Grund wird mit zwei Sensoren im Differenz- oder Gradientenmodus gearbeitet. Die zeitlichen Schwankungen werden von beiden Sensoren gleichzeitig erfaßt und sind in der Differenz der beiden Meßwerte nicht mehr enthalten. |
Abb. 1: Cäsiumgradiometersystem zur magnetischen Prospektion im Einsatz |
Schlecht erhaltene Mauerstrukturen oder Fundamentreste zeigen meist nur geringe magnetische Kontraste. Sie sind jedoch durch die Geoelektrik gut zu erfaßen. Dabei wird durch das Einbringen von Strom in den Boden mit zwei Elektroden ein Feld aufgebaut. Über zwei weitere Elektroden wird eine Potentialdiffernz gemessen, die es erlaubt den scheinbaren, spezifischen Bodenwiderstand zu ermitteln. Mauern oder Steinstrukturen zeigen bedeutend höhere Widerstandswerte als humoses oder lehmiges Material. Nach einer ersten Lokalisierung der Mauerreste durch die magnetische Prospektion werden die entsprechenden Flächen mit der zeitaufwendigeren Widerstandskartierung zusätzlich untersucht. Die Auswertung der Daten erfolgt in Kombination mit den magnetischen in Form eines Bildes (Abb. 3). Die durch die Prospektion festgestellten Befunde werden in einem eigenen Interpretationsplan herausgezeichnet und dienen als Grundlage für die weiteren archäologischen Untersuchungen.
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Abb. 3: Digitales Bild der Widerstandskartierung der Villa rustica in Altheim / Weirading. Meßdynamik [90/190] m in 256 Graustufen. |
Abb. 4: Kombinationsbild der magnetischen und elektrischen Prospektion der villa rustica in Altheim / Weirading. Abb. 5: Kombinationsbild der magnetischen und elektrischen Prospektion der villa rustica in Altheim / Weirading. |
Aufgrund der bisherigen Prospektionsergebnisse (Abb. 4, 5) konnte eine ausgedehnte Villa rustica kartiert werden. Das Hauptgebäude liegt an der nordöstlichen Seite eines vermutlich quadratischen ummauerten Innenhofes von 48 m Seitenlänge. Entlang der nordwestlichen Hofseite führt ein ursprünglich wohl überdachter Gang zu einer Badeanlage die an der südwestlichen Ecke des Inenhofes liegt. Das Hauptgebäude scheint eine Grundfläche von 700 bis 1000 m2 zu besitzen, ein stattlicher Hof. Aufgrund der Messergebnisse lassen sich auch die Raumaufteilung im Inneren der Gebäude deutlich ausmachen. Im Magnetogramm lassen sich thermoremanent magnetisierte Anomaliebereiche als große weiße Flächen erkennen. Dabei könnte es sich um die Reste der Fußbodenheizungen (Hypokauste) oder auch teilweise um Dachziegel handeln. Aufgrund der Widerstandsmessung lassen sich im Inneren der Badeanlage noch Reste der ehemaligen Estriche vermuten. Nördlich und südöstlich der Villa lassen sich zwei ausgedehnte Flächen mit strukturiert angeordneten, äusserst starken Anomalien im Magnetogramm erkennen. Ihre Ursache dürfte in thermoremanent magnetisierten Objekten oder Strukturen liegen. Die zukünftigen Widerstandsmessungen werden zeigen ob wir es hier vielleicht mit einem Ziegelbrennofen oder einer Töpferei zu tun haben. Die Meßarbeiten werden im Herbst 1996 weitergeführt. |