Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 29 / XII / 2003
10. Österreichischer Archäologentag

MARMORGEMAGERTE KERAMIK IN NORDWESTNORICUM

In den Jahren von 1991 bis 1998 sind vom Institut für Klassische Archäologie unter der Leitung von Univ.Prof. Dr. Friedrich Krinzinger Teile von drei römischen Landgüter in Altheim/OÖ ergraben worden.

Im Zuge der Aufarbeitung des Fundmaterials lässt sich der Beginn der Besiedlung für das vierte Viertel des 1. Jhs. n.Chr. durch Terra Sigillata aus La Graufesenque festlegen. Diese Zeitstellung wird durch das Vorkommen von pompeianisch roten Platten, Fragmenten von Feinwareschälchen, die dem Fabrikat F vom Magdalensberg entsprechen und einigen Randbruchstücken schwarzer Auerbergtöpfe (Abb. 1, 1-3) untermauert.


Angeregt durch die jüngere Forschung ist das gesamte keramische Material von Altheim am frischen Bruch unter dem Mikroskop untersucht worden. Dabei fiel eine Gruppe von Fundstücken, die folgende gemeinsame Merkmale aufweist, auf:
1. Alle Stücke sind handaufgebaut, nur die Ränder sind deutlich überdreht.
2. Die Fragmente sind tendenziell reduzierend gebrannt, nur an einigen Bodenfragmenten ist die äußere Oberfläche reoxidiert.
3. Die Matrix des frischen Bruchs hat ein geschichtetes Aussehen. Die Magerung besteht v.a. aus Körnern, die eine quadratisch bis rechteckige Form mit relativ spitzen Ecken aufweist und in sich geschichtet gebrochen sind. Diese Beschreibung passt zu den Magerungspartikel, die Ch. Flügel als Marmor identifiziert hat (Ch. Flügel, M. Joachimski, E. Flügel, Römische Keramik mit Marmormagerung: Herkunftsbestimmung mit Hilfe von stabilen Isotopen. [Auerbergtöpfe aus Süddeutschland], AkorBl 27, 1997, 267f.). Diese Partikel lassen sich mit einer Nadel zerdrücken und schäumen bei Zugabe von Salzsäure auf. Bei einigen Fragmenten ist ein Grossteil dieser Partikel ausgefallen/ ausgebrannt und deuten sich nur als gelbe Verfärbungen, die die Poren auskleiden an. Die schwarzen Auerbergtöpfe, die ebenfalls zu dieser Gruppe gehören, zeigen zusätzlich wenige rotbraune Partikel.
4. Die Oberfläche eines großen Teils der Stücke fühlt sich fettig an.
An Formen finden sich die für Nordwestnoricum typischen Töpfe mit dreieckig verdicktem Rand, aber auch Schüssen mit eingebogenem Rand. (Abb. 1, 4-8) Weitere Belege für marmorgemagerte Keramik lassen sich auch im Fundmaterial des Gräberfelds und des vicus von Seebruck, in den Villen sowohl des bayerischen als auch des österreichischen Teils von Noricum und in Salzburg feststellen.

© Sabine Jäger-Wersonig
e-mail: jaeger-wersonig@gmx.at

This article will be quoted by S. Jäger-Wersonig, Marmorgemagerte Keramik in Nordwestnoricum, Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).



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