Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 11 / VI / 1999

ÜBERLEGUNGEN ZUR FRIESAUSSTATTUNG DER RÖMISCHEN THEATER IN WESTKLEINASIEN ZUR KAISERZEIT

Alle großen Städte Kleinasiens besaßen bedeutende Theaterbauten, doch wurden diese entweder am Ende des 19. Jhs. oder zu Beginn des 20. Jhs. ausgegraben. Die Funde sind folglich nicht immer gut dokumentiert, und der Fundort plastischen Schmuckes sowie dessen Zuweisung am Bau wurden meist nur unzureichend erfaßt. Auch die bisherigen Studien zu den römischen Theatern in Kleinasien behandelten vornehmlich die Architektur. Insbesondere ihre Friesausstattung wurde bislang nicht ausreichend bearbeitet. Die Publikation von M. Fuchs zur Ausstattung römischer Theater wiederum hat nur die weströmischen Beispiele zum Inhalt [1].
Die Theater von Ephesos und Milet besitzen frühe Beispiele für Friese. Sie sind niedrig und mußten zwischen Architekturornamentik positioniert gewesen sein. Nicht mehr exakt bestimmbar ist der Anbringungsort der Friesblöcke im Theater von Ephesos. Das Theater von Milet besaß ebenfalls einen Fries, dessen Position am Bau bislang noch nicht befriedigend geklärt ist. Die Theaterfriese von Hierapolis und Nysa vom Ende des 2. Jhs. und dem Anfang des 3. Jhs. bildeten Sockelfriese. Wenn man die Beispiele aus den südlichen Provinzen heranzieht, findet man zu dieser Zeit ein etwas anderes Kunstverständnis vor als in älterer Epoche.
Ein Vergleich der römischen Theater in Kleinasien macht deutlich, daß sich ihr Grundriß (Form der Cavea und Lage der Parodoi) stets an griechischen Vorbildern orientierte. An ihren architektonischen Gliedern lassen sich hingegen auch römische Charakteristika (scaenae frons, Ausstattung mit Friesen, Galerie und Überdachung der Parodoi) erkennen. Die kleinasiatischen Theater besaßen zwar immer auch eine religiöse Komponente, waren zumeist aber wohl in stärkerem Maße Versammlungsplatz für zeremonielle Anlässe sowie eine wichtige Station bei Festzügen.

[1] M. Fuchs, Untersuchungen zur Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des Imperium Romanum (1987).

© Hüseyin Sabri Alanyali



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