Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 31 / VI / 2004

ZUM PARTHERMONUMENT VON EPHESOS.
Anmerkungen zum Artikel A. Landskron Antike Bildsprache und das sog. Partherdenkmal von Ephesos

Eine alle wichtigen Aspekte umfassende Gesamtpublikation Das Partherdenkmal von Ephesos, die von Wolfgang Oberleitner initiiert und von ihm als Projektleiter und Autor durchgeführt wird, soll als Band der Forschungen in Ephesos im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erscheinen [1]. Finanziell wurde und wird diese Publikation unterstütz vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) u.a. durch Bezahlung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Frau A. Landskron, die am 10. Österreichischen Archäologentag 2003 in Graz ein Referat zum Thema Antike Bildsprache und das sog. Partherdenkmal von Ephesos gehalten und eine Kurzfassung in dieser Zeitschrift veröffentlicht hat (Forum Archaeologiae 29/XII/2003).

Im Folgenden geht es nicht darum, daß A. Landskron in ihrem Artikel in wesentlichen Punkten der Datierung und Interpretation des in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien verwahrten Frieses von der Meinung des Projektleiters abweicht - die Forschung ist fließend und jede wissenschaftliche Erkenntnis kann von künftigen Untersuchungen revidiert werden [2]. Mit Bedauern ist festzustellen, daß wider mündliche Übereinkünfte von einer Mitarbeiterin des Projekts vor Herausgabe der Gesamtpublikation Veröffentlichungen zu bestimmten Themen erschienen sind (für alles, was die Datierung der Friese und des Denkmals, die Deutung von Adoption, Schlachtgeschehen, Apotheose und Götterversammlung betrifft, ist in dieser Publikation ausschließlich der Projektleiter verantwortlich) und daß Wolfgang Oberleitner darüber nicht informiert wurde. Es ist daher notwendig, zum Artikel Landskron Hinweise aus der Sicht der Projektleiters zu geben. Die Forschungsergebnisse Wolfgang Oberleitners werden von ihm in der anstehenden Gesamtpublikation in den Kapiteln Datierung, Deutung etc. niedergelegt und vertreten somit die Gesamtlinie der Publikation.

A. Landskron vertritt in ihrem Artikel folgende Meinungen:

1. Nicht der Staatsakt der Adoption selbst (Abb. 1) sei im Fries visualisiert, sondern die damit verbundene Opferhandlung. Dem Jahr 138 n.Chr. sei unmittelbar die Errichtung des Denkmals gefolgt.
2. Der Schlachtfries (Abb. 2) veranschauliche nur ganz allgemein die militärische Überlegenheit der Römer den Barbaren gegenüber.
3. Das Bildprogramm des Denkmals ehre Kaiser Hadrian als Initiator eines stabilen "Vielvölkerstaates", auf militärischer und wirtschaftlicher Ebene sowie als tugendhafter Staatsmann.


Dem ist, der oben erwähnten Linie der Gesamtpublikation entsprechend, Folgendes entgegen zu stellen:

Ad 1. Unter Heranziehung historischer Gegebenheiten und vor allem aufgrund eingehender und detaillierter stilistischer Untersuchungen (die bisher nie vorgenommen worden sind), fundamentiert durch umfassendes Parallelmaterial, erscheint einzig eine Datierung in die Zeit nach 169 n.Chr., dem Jahr des Todes und der Konsekration des L. Verus möglich (daher auch die Darstellung der Apotheose des Kaisers). Auf dem Staatsakt ist die Doppeladoption des siebzehnjährigen Marc Aurel und des achtjährigen Lucius Verus wiedergegeben, der mit dem Szepter hinter seinem Rücken eine wichtige Persönlichkeit der Szene repräsentiert.
Ad 2. Wenn man Pkt. 1 folgt, so ergibt sich, daß der Schlachtfries eindeutig Bezug auf den Partherkrieg 161-166 n.Chr. nimmt (zur Zeit des Antoninus Pius gibt es kein bedeutendes Kriegsgeschehen, das würdig wäre, auf einem so kolossalen Monument der Nachwelt überliefert zu werden). Der Fries stellt allerdings nicht eine bestimmte Schlacht dar, sondern - mit dem Kaiser als Oberbefehlshaber - den Partherkrieg schlechthin.
Ad 3. Das Programm der Reliefs des Partherdenkmals (das von Landskron immer wieder verwendete Wort sog. hat demnach hier nichts verloren) besteht aus fünf Serien: dem Staatsakt der Adoption, dem Partherkrieg, den Personifikationen, der Kaiserapotheose und der Götterversammlung. Somit umfaßt das Programm die wichtigsten Stationen des irdischen und jenseitigen Lebens des Lucius Verus.

[1] W. Oberleitner, Das Partherdenkmal von Ephesos, FiE (in Vorbereitung).
[2] Kolloquium. Das Partherdenkmal von Ephesos. 27.-28. April 2003. Wien, Ephesos-Museum (wird in einer Publikation des KHM vorgelegt).

© Wolfgang Oberleitner

This article should be cited like this: W. Oberleitner, Zum Parthermonument von Ephesos. Anmerkungen zum Artikel A. Landskron Antike Bildsprache und das sog. Partherdenkmal von Ephesos, Forum Archaeologiae 31/VI/2004 (http://farch.net).



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