Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

CORPUS VASORUM ANTIQUORUM - DAS ÖSTERREICHISCHE PROJEKT

Das Corpus Vasorum Antiquorum (CVA) ist ein internationales Forschungsprojekt zur Erforschung und Publikation antiker Keramik. Es ist das älteste Projekt der Union Académique Internationale (UAI) und geht auf die Initiative des französischen Archäologen Edmond Pottier zurück. Von ursprünglich sechs Partnern ist das Unternehmen auf 26 angewachsen. Das CVA-Projekt steht unter dem Patronat der UAI in Brüssel, den Vorsitz hat aber traditionellerweise Frankreich, den gegenwärtig Juliette De La Geniere innehat.
Österreich trat 1935 dem CVA-Projekt der UAI bei, 1938-1945 war es politisch bedingt Teil des deutschen Projektes. Der 1942 erschienene Band der Sammlung der Universität Wien von H. Kenner wird daher als Deutschland 5 geführt. 1949 trat Österreich wieder als eigenständiges Mitglied unter der Leitung von F. Eichler bei. Das CVA-Projekt wurde 1951 als eigene Kommission eingesetzt und fortan an solche an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geführt.
Nach dem Tod Eichlers führte R. Noll 1971 als Obmann und ab 1975 H. Kenner als Obfrau diese Kommission und ab 1991 H. Vetters. 1992 ist die Kommission Teil der Forschungsstelle Archäologie geworden, deren Leiter seit 1996 F. Krinzinger ist und die im Jahr 2000 in das Institut für Kulturgeschichte der Antike umgewandelt worden ist.
Eichler eröffnete 1951 die Reihe der österreichischen Bände, die im Verlag Schroll ediert wurden (CVA Österreich 1-2). Der Band Österreich 3 erschien 1973 bereits im neu gegründeten Verlag der ÖAW, der bisher jüngste Band Österreich 4, 1984; der Band Österreich 5: Attisch rotfigurige und weißgrundige Vasen im KHM Wien, befindet sich in Druckvorbereitung.
Die ersten CVA-Bände waren ähnlich einem Museumskatalog konzipiert. Das hat sich gewandelt, die Dokumentationen in Text und Tafel sind zu unverzichtbaren Beiträgen der Grundlagenforschung geworden, die den aktuellen wissenschaftlichen Fragen gerecht werden. Im Hinblick auf die noch zahlreich aus Österreich ausstehenden Bände müssen die sich wandelnden Bedürfnisse und Fragen der Forschung daher im Auge behalten werden. Die CVA-Bände spiegeln seit dem Erscheinen des ersten Bandes im Jahr 1923 die sich wandelnden Ansprüche an eine Dokumentation von Objekten innerhalb von 85 Jahren eindrucksvoll wieder.

Zu den traditionellen Dokumentationsmethoden sind neue, technische hinzugekommen. Mit dem 3D-Laserscanner kann ein exaktes Profil erstellt werden, das sich von den bisherigen, zumeist als idealisierte Symmetriebilder publizierten Profilzeichnungen unterscheidet; weitere Schnittbilder sind aus allen gewünschten Perspektiven möglich. Als Ergebnis liegt ein digitales Bild vor, das berührungsfrei und zeitsparend erstellt wurde. Zur Analyse von Farbpigmenten werden Spektrometer eingesetzt.
Im Jahr 2000 beschloss das internationale CVA-Komitee vergriffene Bände zu scannen und online zu stellen, die über die homepage des Beazley Archivs abzurufen sind. Österreich war an diesem Projekt finanziell beteiligt.

Links:
Beazley Archive: http://www.beazley.ox.ac.uk/
Institut für Kulturgeschichte der Antike, ÖAW - CVA: http://www.oeaw.ac.at/antike/corpora/cva/corpvas.html
Institut für Mustererkennung und Bildverarbeitung, Technische Universität Wien (PRIP): http://www.prip.tuwien.ac.at
Kunsthistorisches Museum Wien: http://www.khm.at

© Claudia Lang-Auinger
e-mail: claudia.lang@oeaw.ac.at


This article should be cited like this: C. Lang-Auinger, Corpus Vasorum Antiquorum - das österreichische Projekt, Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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