Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

ARCHÄOLOGISCHE CORPUSWERKE IM 21. JAHRHUNDERT AM BEISPIEL DES CSIR ÖSTERREICH
(Corpus signorum imperii Romani)

Seit April 2005 läuft am Institut für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW (FWF P 17542-G2) und in Kooperation mit dem Archäologischen Museum Carnuntinum (Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Kultur und Wissenschaft) das Forschungsprojekt "Die römischen Steindenkmäler von Carnuntum. Götter- und Weihedenkmäler aus der oberpannonischen Provinzhauptstadt". Der Themenschwerpunkt des 12. Österreichischen Archäologentages ist Anlass, die Zielsetzung und gewählte Methodik für dieses Projekt zu reflektieren und innerhalb der aktuellen Forschungslandschaft zu situieren.
Ziel des Projektes ist es, den Bestand an kultbezogenen römerzeitlichen Steindenkmälern aus dem Siedlungsgebiet von Carnuntum zu erfassen, zu veröffentlichen und schwerpunktmäßig auszuwerten. Im Vordergrund steht dabei einerseits die Dokumentation und Publikation der Objekte und der verfügbaren Informationen, die seit dem Erscheinen der ersten CSIR-Bände in den 60-er und 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts stark angewachsen sind. Andererseits soll auch ein Fortschritt in der wissenschaftlichen Auswertung erzielt werden, der den Aufwand einer erneuten Sichtung des Denkmälerbestandes rechtfertigt. Zu diesem Zweck wurde für die Neubearbeitung eine thematische Gliederung des Materials gewählt, im Gegensatz zur Gliederung nach formalen Gesichtspunkten des alten Konzeptes.
Eine entscheidende Frage betrifft die Wahl des bestgeeigneten Mediums der Veröffentlichung.
Auf die Vorteile elektronischer Datenbanken kann angesichts des Materialumfangs und der zur Dokumentation notwendigen Datenfülle nicht verzichtet werden. Suchfunktionen nach unterschiedlichen Kriterien, die Möglichkeit zur Aktualisierung, Korrektur und Diskussion publizierter Daten und die Archivierung umfangreichen Bildmaterials sind nur einige der Vorteile dieses Mediums. Die im Zuge des vorliegenden Projektes gesammelten Daten sollen daher in bereits bestehende, gut aufgebaute und gewartete, öffentlich zugängliche Datenbanken integriert werden.
Andererseits bietet die Neuaufnahme der Objekte eine einmalige Chance zur Auswertung im Gesamtüberblick einer thematisch und regional geschlossenen Materialgruppe. Das Ergebnis sollte daher unbedingt mehr als eine reine Materialsammlung in einer Datenbank sein. In der zweigleisigen Veröffentlichung im Internet und in Buchform sehen wir die optimale Möglichkeit, den notwendigen Arbeitsaufwand zu nutzen und nutzbar zu machen.
Einen Themenschwerpunkt der Auswertung bilden beispielsweise Datierungsfragen, die des Überblicks über den Denkmälerbestand einer Region und der Synthese bedürfen. Auch die Fundortkritik wird besonders berücksichtigt. Die Ergebnisse werden zusammengeführt mit den neueren Erkenntnissen zur Topographie Carnuntums, und ergeben erstmals einen Überblick über die gesamte "Kultlandschaft" von Carnuntum. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Kult- und Weihedenkmälern aus Marmor. Hier liefern die durchgeführten archäometrischen Untersuchungen neue Informationen zur Frage der Werkstätten.


Literaturhinweise
- G. Kremer, Die römischen Steindenkmäler von Carnuntum. Neue Forschungen zu den Götter- und Weihedenkmälern der oberpannonischen Provinzhauptstadt, Forum Archaeologiae 39/VI/2006 (http://farch.net)
- G. Kremer, Zur Neuaufnahme der Steindenkmäler von Carnuntum, in: V. Höck - F. Lang - W. Wohlmayr (Hrsg.), Akten zum 2. Österreichischen "Römerstein-Treffen" 2006 in Salzburg (Wien 2007) 111-117.
- G. Kremer - Ch. Uhlir - M. Unterwurzacher, Kult- und Weihedenkmäler aus Marmor in Carnuntum, in: Actes du Xe colloque international sur l'Art Provincial Romain 2007 à Arles et Aix-en-Provence (in Druckvorbereitung).

Links:
http://www.oeaw.ac.at/antike/
http://www.carnuntum.co.at/

© Gabrielle Kremer
e-mail: gabrielle.kremer@oeaw.ac.at


This article should be cited like this: G. Kremer, Archäologische Corpuswerke im 21. Jahrhundert am Beispiel des CSIR Österreich (Corpus signorum imperii Romani), Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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