Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 22 / III / 2002

DIONYSOS UND SEIN GEFOLGE.
Ein Glasbecher mit figürlichem Schliff aus der Archäologischen Sammlung der Universität Wien

Der geschliffene Glasbecher mit der Inventarnummer 1433, der gegen Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts in die Archäologische Sammlung gekommen ist, stammt aus dem Nachlaß von Emil Weinfurter [1]. Für eine im WS 2001/2002 stattfindende Lehrveranstaltung, die sich mit der Restaurierung von antiken und mittelalterlichen Gläsern beschäftigte, wurde unter anderem auch auf das Material der archäologischen Sammlung zurückgegriffen. Im Zuge dieses Praktikums wurden die Bruchstücke gereinigt, geklebt und wieder zu einem anschaulichen Ganzen zusammengefügt, so daß eine Bearbeitung dieses außergewöhnlichen Stückes möglich wurde [2].
Die Körper der Figuren, die nahezu die gesamte erhaltene Wandung des Bechers einnehmen, ist in tief in die Oberfläche eingeschliffene Mulden unterteilt. Zusätzlich hat der Künstler die Extremitäten, die Frisur, die Gewänder, die Ornamente der Säulen und kleine Füllornamente durch Gravuren plastisch hervorgehoben. Gefäße, die mit dieser speziellen Technik verziert sind, hat F. Fremersdorf 1951 zum ersten Mal zu einer Gruppe zusammengeschlossen und mit dem in Köln gefundenen Lynkeus-Becher in Zusammenhang gebracht [3]. Die Arbeiten dieser Werkstattgruppe umfassen sowohl mythologische Themen, wie z.B. die Dionysos-Flasche aus Hohen-Sülzen und der halbkugelige Becher mit der Darstellung von Artemis und Aktaion aus einem germanischen Fürstengrab aus Leuna-Merseburg, als auch Bilder, die dem täglichen Leben entnommen sind, wie z.B. die Faustkämpfer aus Bonn und die Hasenjagd-Szene in Straßburg [4].


Seit den Arbeiten von Fremersdorf ist um die Lokalisierung dieser Werkstatt ein heftiger Streit entbrannt. Die eine Gruppe, welche die Funddichte um Köln bzw. im Rheinland als Hauptargument für die Stichhaltigkeit ihrer These ansieht, plädiert für eine Entstehung in Köln [5]. Ausgehend von den Funden aus Dura-Europos und Karanis und den griechisch-mythologischen Darstellungen, sowie den ausschließlich griechischen Inschriften, hält es D. B. Harden für sehr wahrscheinlich, daß diese Gefäße im Osten, d.h. im Bereich der westsyrischen-ägyptischen Koine, wahrscheinlich in Alexandria, entstanden sind [6].
Etwas weniger kontrovers wird die Diskussion um die Datierung dieser Gefäße geführt. Wie A. B. Follmann-Schulz anhand ihrer Liste der datierbaren Komplexe mit figürlich geschliffenen Becher der Lynkeus-Werkstatt anschaulich darstellt, scheint diese Gruppe in der ersten Hälfte bzw. um die Mitte des 3. Jhs. n.Chr. entstanden zu sein [7].
Das Bildfeld des Wiener Bechers ist oben und unten durch ein ornamentales Band eingerahmt. Knapp unterhalb des Randes liegen zwei dünne Schliffrillen, die im Abstand von rund 1cm angebracht sind. Der Zwischenraum ist mit einer Reihe von waagrechten, ovalen Tiefschliffen verziert. Ein ähnliches Ornament findet sich auch auf der Dionysos-Flasche von Hohen-Sülzen. Hier ist der obere Abschluß des Bildes jedoch mehrgliedrig gestaltet und besteht aus einer Reihe von waagrechten, ovalen Tiefschliffen und einem Ornamentband, das aus eher runden Schliffmustern zwischen denen je ein I-förmiges Element sitzt, gebildet ist. Das untere ornamentale Band ist ebenfalls eingerahmt von je zwei dünnen Schliffrillen. Häufiger findet sich an dieser Stelle ein Ornament, das aus einer Reihe von Kringeln besteht und ein Motiv ergibt, das als "laufender Hund" bezeichnet werden kann, wie es z.B. am Lynkeus-Becher auftritt [8].
Die Mittelzone ist durch jeweils zwei gleich gestaltete Säulen gegliedert, die sich durch die Beschaffenheit des Säulenschaftes, der vegetabil geschmückt, tordiert oder kanneliert dargestellt ist, deutlich voneinander unterscheiden lassen. Dazwischen befindet sich je eine zumeist in heftiger Bewegung dargestellte Figur.

Der Unterkörper von Figur A ist nach rechts gewendet abgebildet (Abb. 2)[9]. Das rechte Bein ist abgewinkelt und leicht nach vorn gesetzt. Der Oberkörper ist frontal wiedergegeben. Die Brustwarzen sind durch kleine Kreise und die seitliche Brust- bzw. Bauchmuskulatur durch parallele, eingeritzte Bögen dargestellt. Die Gestaltung des Unterkörpers dieser Figur ist durch einen größere Korrosionsstelle verunklärt. Die nackten oberen und unteren Extremitäten erhalten durch die parallel geführten eingeritzten Strichbündel mehr Plastizität. Beide Arme sind weit vom Körper abgespreizt. Der rechte Arm ist nach unten abgewinkelt und hält einen Kantharos in der Hand, während seine Linke im rechten Winkel nach oben gestreckt ist. Die Figur trägt einen Mantel, der entlang des Randes mit einer gestrichelten Borte verziert ist, während der Innenteil mit kleinen eingeritzten Punkten geschmückt worden ist.
Vom Kopf dieses Mannes ist bis auf einen Teil der Frisur nichts erhalten. Der eingeritzte Nimbus, der ihn umgibt, weist diese Figur als Gott, wohl als Dionysos, aus. In einer ähnlichen Pose zeigt sich die Gottheit auf der Dionyos-Flasche von Hohen-Sülzen. Auch hier reicht er, auf einem Podest stehend, der folgenden Figur einen Kantharos. Ein nahezu identes Standmotiv findet sich auf dem Revers einer Münze aus der Dekapolis aus antoninischer Zeit [10]. Dionysos hält hier in seiner erhobenen Linken den Thyrsosstab. Zu seinen Füßen, sitzt ein Panther mit nach rückwärts gewendetem Kopf. Die einzige in dieser Gruppe von geschliffenen Schalen vertretene weitere Gottheit, die Artemis auf der gleichnamigen Schale aus Leuna-Merseburg, zeigt ebenfalls einen Nimbus um ihren Kopf [11].
In den freien Raum oberhalb der nach unten gestreckten Hand ist eine Blattgirlande, bestehend aus einem ungegliederten Mittelteil und jeweils zwei kleinen gegenständlichen Blättchen, angebracht. Reste der Bänder mit denen sie umwickelt war, oder die zum Anbringen dienten, kringeln sich in den freien Flächen. Sie darf als verbindendes Element zwischen Figur A und B verstanden werden, obwohl sie von der die beiden Figuren trennenden Säule überlagert wird, wie die Reste einer weiteren Girlande zwischen Figur D und E andeuten.
Von Figur B ist nur mehr ein Teil des Bauches, der Unterkörper samt der Beine und ein Stück seiner rechten nach unten abgewinkelten Hand erhalten geblieben (Abb. 3). Sie befindet sich in einer nach rechts drehenden Bewegung, die durch das in die Bewegungsrichtung gestellte rechte Bein und das frontal dargestellte linke Bein angedeutet wird. An den Seiten hängt ein mit Fransen besetztes Kleidungsstück herunter. Vor allem der kleine Gewandzipfel zwischen seinen Beinen macht deutlich, daß es sich hier wie bei der Dionysos-Flasche von Hohen-Sülzen um einen kurzgeschürzten Satyr handeln dürfte. Die Zehen der Figur sind durch kleine Striche, der Knöchel und die Kniescheibe durch kleine Kreise angedeutet [12].
Von Figur C ist nur ein kleiner Rest des Mittelteils erhalten, der durch ein "schachbrettartiges" Muster verziert ist. In den einzelnen Feldern lassen sich ein Vogel (?) und eine sechsblättrige Blüte ausmachen. Die von einer schmalen eingeschliffenen Rille umrahmte und durch kleine Punkte verzierte Fläche hinter dieser Figur könnte zu einem Mantel gehört haben.
Figur D ist in einer etwas eigentümliche Drehbewegung wiedergegeben (Abb. 4). Der Unterkörper und die Beine laufen nach links, während der Oberkörper frontal dargestellt ist. Wie bei der oben besprochenen Figur A sind beide Arme weit vom Körper abgespreizt dargestellt, während der Kopf entgegen der Bewegungsrichtung nach hinten gewendet ist. Der Blick ist nach oben gerichtet, der Mund ekstatisch geöffnet. Die Haare sind nach hinten gekämmt und scheinen durch ein Haarband(?) geschmückt gewesen zu sein. Diese Gestalt trägt eine langes, mit schrägen Schraffuren und kleinen Punkten reich gegliedertes Gewand. Der untere Teil schmiegt sich an den linken Oberschenkel an und verstärkt dadurch den Eindruck der heftigen Vorwärtsbewegung. Teile eines Mantels sind durch zwei hinter den Armen herunterhängende Gewandzipfeln angedeutet. Wie zwischen Dionysos und dem Satyr hängt auch hier eine Girlande als verbindendes Element, die sowohl von Figur D als auch von der Säule überschnitten wird. Diese Figur ähnelt der tanzenden Mänade TH 8 auf den dionysischen Sarkophagen, die auf einen spätklassischen Typus zurückgeht [13]. Ihre ekstatische Tanzbewegung wird auf dem Wiener Glasbecher durch das nach oben gewendete Gesicht und den entrückten Gesichtsausdruck noch verstärkt.
Von Figur E ist nur ein Teil des nackten Bauches, dem wiederum durch parallele Bögen mehr Plastizität verliehen wurde und ein Stück eines anscheinend behaarten Oberschenkels erhalten geblieben. Der abgewinkelt nach unten geführte Arm scheint ein pedum in der Hand gehalten zu haben. Von der Grundlinie aufsteigend ist in diesem Bereich ein florales Motiv, das aus einer Mittelrippe und kleinen Blättchen besteht, erhalten. Auch diese Figur, ein Pan, findet sich auf der Dionysos-Flasche von Hohen-Sülzen wieder, der zu gängigen Darstellung im Gefolge des Dionysos gehört [14].
Die folgende Gestalt (Figur F) ist wie Figur D nach links laufend dargestellt (Abb. 5). Die Beine und der Unterkörper sind in der anatomisch richtigen Haltung wiedergegeben, während der Oberkörper auch hier frontal dem Betrachter zugewendet ist. Der letzte Rest des gekräuselt wiedergegebenen Haares, deutet eine Drehung des Kopfes entgegen die Bewegungsrichtung an. Die Figur trägt lange Hosen, die abwechselnd Streifen mit kleinen Punkten bzw. senkrechten Schraffuren aufweisen und ein langärmeliges Obergewand, das an der Schulter durch eine sechsblättrige Blume geschmückt ist. In der erhaltenen linken Hand hält sie einen Bogen. Ob in dieser Figur ein bekleideter Waffentänzer oder eine bewaffnete Mänade zu sehen ist muß noch untersucht werden.
Der untere Abschluß ist fragmentarisch erhalten. Er dürfte jedoch aus einer Reihe von kleinen, eingeritzten "Kringeln" bestanden haben, die in einer eingeschliffenen Rille sitzen. Dieses Ornament bildet gleichzeitig die Grundlinie auf der alle Figuren, soweit erhalten, stehen. Der Boden des Gefäßes fehlt zur Gänze.
Wie oben angeführt finden sich auf dem Becher aus der Archäologischen Sammlung der Universität Wien bis auf den Gelagerten, den Korbträger und den Panther sehr ähnliche Figuren wie auf der Dionysos-Flasche von Hohen-Sülzen. Gemeinsam ist ihnen auch, daß bei einem großen Teil der dargestellten Figuren die Bewegungs- und Blickrichtung gegenläufig ist. Eine Blattgirlande hängt im Fall des Wiener Bechers nicht nur über dem Kopf von Dionysos, sondern auch zwischen Mänade und Pan. Typisch für die gesamte Werkstattgruppe sind ovale Tiefschliffe, die auch als raumfüllende Elemente auftreten. Die zusätzlich angebrachten kleine Kringel zwischen den Figuren fehlen auf unserem Becher, bilden aber den unteren Abschluß des Bildfeldes.
Einzigartig innerhalb der Gruppe um den Lynkeus-Becher ist die Gliederung des Bildfeldes durch Säulen. Lediglich auf einer Schüssel aus Doclea, die heute im Louvre verwahrt wird, befindet sich eine ähnlich Trennung [15]. Sie unterscheidet sich jedoch deutlich in der Technik von den oben besprochenen Gefäßen. Die Figuren scheinen zwar aus länglichen Tiefschliffen zu bestehen, sind jedoch mit dünnen eingravierten Linien umrissen. Die Frisur der Gestalten ist nur schematisch wiedergegeben und die Gewänder weisen kaum Binnenzeichnungen auf. Als Füllelemente dienen hier hauptsächlich vegetabile Motive. Die Figuren auf dieser Schüssel stehen in zwei Registern übereinander und werden durch jeweils eine ionische Säule voneinander getrennt. Die mittlere Gestalt im unteren Register weist ähnlich wie der Wiener Dionysos einen Nimbus um seinen Kopf auf [16].
Der Rand eines reich verzierten Silbertellers aus Kaiseraugst weist ebenfalls eine Trennung der einzelnen Szenen durch Säulen auf. Hier sind entlang des Randes einzelne Episoden aus dem Leben des Achilleus dargestellt, getrennt durch Säulen, deren Schaft eine nach rechts bzw. nach links gedrehte Rieffelung aufweist. Eine ähnliche Gliederung weist auch die Außenwand einer Kassette aus dem Schatz vom Esquilin auf, auf der die einzelnen Figuren von tordierten Säulen eingerahmt sind, die Archivolten tragen.

Abgekürzt zitierte Literatur:
Follmann-Schulz 1988: A.-B. Follmann-Schulz, Die römischen Gläser aus Bonn, BJb Beih. 46 (1988).
Fremersdorf 1951: F. Fremersdorf, Figürlich geschliffene Gläser. Eine Kölner Werkstatt des 3. Jahrhunderts, Römisch-Germanische Forschungen 19 (1951).
Fremersdorf 1967: F. Fremersdorf, Die römischen Gläser mit Schliff, Bemalung und Goldauflagen aus Köln, Denkmäler des römischen Köln 8 (1967).
Harden 1953: D.B. Harden, Rez. zu Fremersdorf 1951, JRS 43, 1953, 201f.
Harden 1987: D.B. Harden, Group G: Cut and/or Engraved, in: D.B. Harden - H. Hellenkemper - K. Painter, Glass of the Caesars (1987) 179ff.
Harter 1999: G. Harter, Zur Herleitung und Deutung der figürlichen Motive auf der Flasche von Hohen-Sülzen, in: M. J. Klein (Hrsg.), Römische Glaskunst und Wandmalerei, Sonderband der AW, 30 (1999) 70ff.
Klein - Zobel-Klein 1999: M.J. Klein - D. Zobel-Klein, Die Dionysos-Flasche von Hohen-Sülzen und die Lynkeis-Werkstatt, in: M.J. Klein (Hrsg.), Römische Glaskunst und Wandmalerei, Sonderband der AW, 30 (1999) 61ff.
Rütti 1987: B. Rütti, Römische Gläser aus Augusta Rauricorum, Augst/Kaiseraugst, Schweiz, Annales du 10e congrès de l'AIHV (23.-28. September 1985, Madrid) (1987) 117ff. bes. 126, 131f.
Strong 1966: D.E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966).

[1] Als Fundortangabe fand sich die Nachricht: "Carnuntum, westlich Lager, Canabae". Inwieweit diesen Angaben zu trauen ist, wird in einem umfangreicheren Artikel noch zu prüfen sein.
[2] s. auch K. Herold et al., Konservierung eines figuralen Glasbechers der Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Wien, in dieser Ausgabe. Ich danke R. Pillinger und P. Dintsis für die Möglichkeit dieses Stück im Rahmen dieser Zeitschrift zu publizieren. Weiters bin ich meinen KollegInnen L. Dollhofer, M. Kandler, E. Trinkl und V. Stuppner für ihre Bereitschaft zur Diskussion dankbar.
[3] Fremersdorf 1951; Fremersdorf 1967; F. Fremersdorf glaubt jedoch, daß diese Werkstatt nicht nur Gefäße mit figürlichem Tiefschliff und gravierten Details produziert hat, sondern auch eine Reihe anderer Techniken der figürlichen Darstellung verwendet hat, wie z.B. diejenige die Umrisse durch Schraffuren darzustellen, die später in der Wint-Hill-Gruppe zusammengefaßt wurde. In der jüngeren Literatur hat sich eine Begrenzung der eigentlichen Lynkeus-Werkstatt auf die bei Fremersdorf 1967 unter den Taf. 181-204, mit Ausnahme von Taf. 200-201, publizierten Stücke durchgesetzt. S. auch Follmann-Schulz 1988, 7ff. H.-M. von Kaenel, Das spätrömische Grab mit reichen Beigaben in der Kirche von Biel-Mett BE, ASchw 1, 1978, 144f.
[4] Fremersdorf 1951 Taf. 3, 6, 7; Fremersdorf 1967 Taf. 196; Follmann-Schulz 1988, 388 Taf 45.
[5] Fremersdorf 1951, 26ff.
[6] Harden 1987, 182; Harden 1953, 201f.; Ch.W. Clairmont, The Glass Vessels, in: A. Perkins (Hrsg.) The Excavation at Dura-Europos, Final Report 4, 5 (1963) 59; Eine Bestimmung der Herkunft, die hauptsächlich auf eine Statistik der Funddichte aufgebaut ist, ist natürlich stark vom jeweiligen Forschungsstand abhängig. Publikationen von umfangreicheren Fundkomplexen können die Verhältnisse rasch ändern. So auch E. Ettlinger: "Zudem ist der heutige Forschungsstand im Westen ungleich höher als im Orient, wo vielleicht noch viele unpublizierte Stücke vorhanden sind, während man bei uns wegen einer kleinen Scherbe ein paar Seiten schreibt." (E. Ettlinger, Ein figürlich geschliffenes Glas aus Baden, JberProVindon 1973, 53ff. bes. 58.) Andererseits kommen griechische Inschriften auch auf römischen Mosaiken vor. Letztlich scheinen beide Gruppen sich darauf einigen zu wollen, daß griechische Künstler in den Westen gewandert sind und ihre Technik dort weitergeführt, bzw. auch weitergegeben haben. (D.B. Harden, Ancient Glass II: Roman, The Archaeological Journal 126, 1969, 44f.; Harden 1953, 202 hält es für möglich, daß derjenige Teil der bei F. Fremersdorf beschriebenen Stücke, der eindeutig westlichen Gefäßformen entspricht, wie die Dionysos-Flasche von Hohen-Sülzen, in Köln produziert wurde. Die restlichen Exemplare stammen aber aus dem Osten. Dieser Meinung schließt sich auch ein Teil der jüngeren Forschung an, wie z. B. Rütti 1985, 129ff. In der 1991 erschienenen Endpublikation der Augster Gläser tendiert er sehr vorsichtig eher in Richtung eines westlichen Produktionsortes. Schließt aber nicht aus, daß es mehrere Werkstätten gegeben haben könnte (B. Rütti, Die römischen Gläser aus Augst und Kaiseraugst, Forschungen in Augst 13, 1 [1991] 147.)
[7] Follmann-Schulz 1988, 8. D.B. Harden gibt als Entstehungszeitraum der Artemis-Aktaion-Schale das letzte Drittel des 2. Jhs. n.Chr. an, obwohl das zugehörige Grab ans Ende des 3. bzw. an den Anfang des 4. Jhs. n.Chr. gesetzt wird (Harden 1987, 182).
[8] Fremersdorf 1951Taf. 1.
[9] Die Richtungsangaben der Figuren beziehen sich im folgenden auf die Figuren selbst. Figur A ist nach rechts, d. h. von ihm aus gesehen nach rechts gewendet.
[10] LMIC III 1 (1986) 516, Nr. 6 s.v. Dionysos (in peripheria orientali) (Augé - Linant de Bellfonds); LIMC III 2 (1986) 407 Abb. 6.
[11] Harter 1999 Abb. 1; Fremersdorf 1951 Taf. 3.
[12] Harter 1999, 71f. mit weiterführenden Vergleichen.
[13]F. Matz, Die dionysischen Sarkophage. Die antiken Sarkophagreliefs 4, 1 (1968) 22.
[14] Harter 1999, 74.
[15] Fremersdorf 1951 Taf. 23, 3.
[16] Unter den bei Fremersdorf 1967 Taf. 246-269 abgebildeten Gefäße, die sich durch die Gestaltung der Figuren mit parallelen Schliff-Furchen zusammenfassen lassen, findet sich ebenfalls eine nicht unerhebliche Anzahl von Gefäßen, deren Bildteil durch Säulen gegliedert ist.

© Sabine Jäger-Wersonig
e-mail:
jaeger-wersonig@gmx.at

This article will be quoted by S. Jäger-Wersonig, Dionysos und sein Gefolge. Ein Glasbecher mit figürlichem Schliff aus der Archäologischen Sammlung der Universität Wien, Forum Archaeologiae 22/III/2002 (http://farch.net).



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