STADTARCHÄOLOGIE WIEN.
Fundort Wien - Berichte zur Archäologie
Wer je Europa von West nach Ost oder von Nord nach Süd durchqueren wollte, hatte fast zwangsläufig seinen Weg über Wien zu nehmen. Zu dieser vorteilhaften Verkehrslage gesellten sich ein ausgesprochen günstiger Lebensraum mit hochwassersicheren Terrassen für die Siedlung, fruchtbaren Lössböden für die Landwirtschaft, sonnenbeschienenen Hängen für den Weinbau, Flüsse mit reichen Fischbeständen und Wälder mit Holz für den Haus- und Schiffbau. Alle, die hier durchzogen, und alle, die hier seßhaft wurden, haben ihr Erbe hinterlassen – genetisch wie materiell. Auch wenn andere Städte mit spektakuläreren Bodenfunden aufwarten können, so ist doch kaum eine andere Region in Europa in der Vielfalt des archäologischen Erbes mit Wien vergleichbar. Dieser Vielfalt gilt die neu konzipierte Schriftenreihe* "Fundort Wien – Berichte zur Archäologie".
Ab nun berichtet die Stadt Wien über jene Teile ihrer Vergangenheit, die für kurze Zeit aus dem Boden auftauchen, um sofort und auf immer zu verschwinden. Doch wie fast bei allem in Österreich, findet auch die archäologische Fundberichterstattung bereits unter dem Doppeladler ihre Vorgänger: Zuerst in der Fundchronik von J. G. Seidl, die zwischen 1846 und 1867 erschien, dann in den Fundberichten (1896–1910) von Fr. v. Kenner, die den Bauboom vor dem ersten Weltkrieg spiegeln, und schließlich in den Ausgrabungen und Funde im Wiener Stadtgebiet (1948-1950) von A. Neumann, die als archäologisches Nebenprodukt bei der Beseitigung des Bombenschuttes anfielen.
Abb. 1: Awarengrab in Wien - Simmering. Photo: C.P. Huber
Abb. 2: Die Ausgrabungen im spämittelalterlichen Judenviertel Wiens
An diese Spur in die Vergangenheit soll "Fundort Wien – Berichte zur Archäologie" anschließen. Die Zeitschrift will über die aktuellen Ausgrabungsergebnisse auf Wiener Stadtgebiet berichten und die Monographienserie "Wiener Archäologische Studien", von der bisher ein Band erschienen ist und sechs in Vorbereitung sind, ergänzen. „Fundort Wien" bedeutet - in einem erweiterten Sinn - "in Wien zu finden". Damit können auch Themen und Fragestellungen, die in der Wiener Archäologie auf Parallelen treffen oder gar zur Erhellung der Fundsituation in Wien beitragen können, aber im rein geographischen Sinne außerhalb der Stadtgrenzen angesiedelt sind, berücksichtigt werden.
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Inhalt des im November erschienenen ersten Bandes "Fundort Wien":
Fundchronik
Grabungsberichte 1997
Aufsätze
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Forschungen am Wiener Judenplatz
Helgert H., Die Or Sarua-Synagoge auf dem Judenplatz. Ausgrabungen im spätmittelalterlichen Judenviertel Wiens
Chmelar W. - Helgert H., Die römischen Kasernen unter dem Judenplatz
Mitchell P., Siebenhundert Jahre Wiener Hausgeschichte am Beispiel Judenplatz Nr. 8
Helgert H., Das archäologische Projekt Judenplatz 1995-97
Öffentlichkeitsarbeit
Strohschneider-Laue S., Über die Unbezahlbarkeit freiwilliger Helfer
Strohschneider-Laue S., Initiative Juniorarchäologie oder: Wieviel Archäologie braucht die Schule?
Kleinecke G., Wenn Tonscherben wieder zu Gefäßen werden: Keramikrestaurierung mit der Unterstützung von SeniorarchäologInnen
Stadtarchäologie und Computer
Börner W., Archäologie und Computer
Hofmeister U., DAWISA 1.0: Die Grabungs- und Funddatenbank der Stadtarchäologie Wien
Bauer I., Ausgrabung Judenplatz 1995--97: Die digitale Erfassung der archäologischen Zeichnungen und ihre Bearbeitung
Börner W. - Öllerer Ch., Der 'Archäologische Kataster' im Rahmen des Schutzzonenprojekts der Stadt Wien
Stipanits U., Über 100 Jahre handschriftliche Fundmeldungen und ihre EDV-gestützte Erfassung
Mosser M., Das Legionslager Vindobona - EDV-gestützte Erfassung alter und neuer Grabungen
Mader I., Die EDV-gestützte Erfassung der archäologischen Fundstellen im 3. Wiener Gemeindebezirk
Sakl-Oberthaler S., Die archäologische Betreuung der U3-Baustelle in Wien, Simmering
Grabung und Aufarbeitung
Ranseder Ch., Die hallstattzeitliche Siedlung in Wien-Oberlaa
Wölfl K., Ausgrabung Unterlaa - Ein Siedlungskomplex im Hinterland des Limes
Huber E.H., Neu entdeckte Awarengräber in Wien, Simmering
Müller M., Neue Forschungen zu Schloß Kaiserebersdorf: Stand 1997
Czeika S., Tierknochenfunde - Archäozoologie
Chinelli R., Die Reibschalen der Grabung Michaelerplatz 1990-91: Archäometrische Analysen
Vorschau:
Fundort Wien – Berichte zur Archäologie 2, 1999 erscheint im Herbst 1999.
Geplant sind u.a. Beiträge zu folgenden Themen:
Abb. 4:
Die Weihinschrift eines römischen Soldaten aus der Zeit des ausgehenden Heidentums. Ein antikes Heiligtum unter einer der größten mittelalterlichen Synagogen Europas? Photo: N. Sautner, 1999
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Die zweite Genius-Weihung aus Wien – Ein Neufund vom Judenplatz (Abb. 4)
Altgrabungen im Bereich des Legionslagers – Teil 1: Judenplatz und Umgebung.
Ein Trifoliarkannenhenkel aus Wien.
Der Kleinmariazeller-Hof – Ein spätmittelalterlicher Befund aus dem Wiener Stadtkern.
Römische Befunde aus der Hafengasse, Wien 3.
Ein urnenfelderzeitlicher Pfostenbau am Leberberg, Wien 11.
Frühe urnenfelderzeitliche Siedlungsspuren im Bereich von Etrichstraße und Csokorgasse, Wien 11.
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Die Haupt- und Nebenmonumente pannonischer Grabbezirke nach ihren Inschriften.
Die Priscianeraedicula von Sempeter – Architektur und Statik.
Neue Methoden der Restaurierung von Tierknochen.
In der Fundchronik wird ausführlich über die Ausgrabungen der Stadtarchäologie Wien des abgelaufenen Jahres berichtet.
* "Fundort Wien – Berichte zur Archäologie" ist beim
Phoibos-Verlag
zu beziehen. Im Rahmen des Aufbaus unserer Bibliothek sind wir gerne bereit, Schriften auch zu tauschen.
© Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie
e-mail:
KRO@gku.magwien.gv.at