Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 93 / XII / 2019

IRON-AGE-DANUBE DATENBANK
Monumentalized Early Iron Age Landscapes in the Danube river basin
https://www.iron-age-danube.eu/

Das Projekt Iron-Age-Danube, Monumentalized Early Iron Age Landscapes in the Danube river basin war Teil des EU-Programmes Interreg Danube Transnational Programme/DTP und wurde vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert. Das Projekt hatte eine Laufzeit von 01. Jänner 2017 bis 30. September 2019.
Lead-Partner des Projektes war das Universalmuseum Joanneum in Graz https://www.museum-joanneum.at/archaeologiemuseum-schloss-eggenberg. Neun Mikroregionen waren darin involviert: Strettweg (AT), Großklein (AT), Jalžabet (HR), Kaptol (HR), Poštela (SI), Dolenjske Toplice (SI), Százhalombatta (HU), Süttő (HU) und Sopron (HU).
Im Mittelpunkt des Projektes (Abb. 1) standen archäologische Landschaften der älteren Eisenzeit oder Hallstattzeit (800–450 v. Chr.). Neben herausragenden, wissenschaftlich untersuchten und touristisch erschlossenen Fundstätten gibt es jedoch auch zahlreiche unbekannte, die das Bild der prähistorischen Landschaft prägten. Die Erforschung dieser zum Großteil heute nicht mehr sichtbaren Siedlungen, Grabstätten, Verkehrsverbindungen, Wirtschafts- und Produktionsstätten trägt jedoch entscheidend zum Verständnis der Lebenswirklichkeit vergangener Zeiten bei. Das sensible archäologische Erbe wird im Rahmen von großen transnationalen Netzwerken, wie dem Danube Transnational Programme, nicht nur sichtbar gemacht und für eine touristische Nutzung aufbereitet, sondern auch geschützt und bewahrt.

In den oben angeführten Mikroregionen fanden im Rahmen des Iron-Age-Danube-Projektes Ausgrabungen, geophysikalische Messungen, Begehungen, Luftbild- und LiDAR-Scan-Auswertungen statt. Neben diesen wissenschaftlichen Aktivitäten lag der Fokus jedoch auf der Einbeziehung und Information der ortsansässigen Bevölkerung und der Vermittlung der Bedeutung der eisenzeitlichen Fundstätten. Um dieses Ziel zu erreichen wurden etwa öffentlich zugängliche „Tage der offenen Grabung“, interaktive experimentalarchäologische Workshops, eigene Schulprogramme und Vorträge angeboten.
Die Iron-Age-Danube-Datenbank wurde als Basis für den internationalen Vergleich der Daten in den Partnerländern entwickelt und soll vor allem als Medium zur Entwicklung von Strategien in Hinblick auf Forschungsaktivitäten, Denkmalschutzstatus und das Potential für eine touristische Nutzung des eisenzeitlichen Kulturerbes dienen. Abgesehen davon ist sie ein wertvolles und nachhaltig nutzbares Werkzeug das unter dem Link https://www.iron-age-danube.eu/ allgemein zugänglich ist. Die Grundstruktur der Datenbank wurde in einer Zusammenarbeit der Projektpartner entwickelt. Die Erstellung und technische Umsetzung erfolgte durch das Austrian Centre of Digital Humanities (ACDH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ÖAW (https://www.oeaw.ac.at/acdh/) gemeinsam mit Martin Fera und Seta Stuheč von der Universität Wien (https://www.univie.ac.at). Die Datensammlung und Eingabe wurde von den Projektpartnern in den einzelnen Partnerländern durchgeführt.
Sie wendet sich an alle interessierten Personen und soll als Informationsplattform zu unterschiedlichen Aspekten archäologischer Forschung dienen. Um eine internationale Verständlichkeit und Verwendbarkeit zu gewährleisten sind sämtliche Texte und Informationen in englischer Sprache verfasst. Die Datenbank bietet einen Überblick über die Fundstätten der älteren Eisenzeit in den Partnerländern des Projektes (Kroatien, Österreich, Slowenien und Ungarn). Außerdem eröffnet sie die Möglichkeit, den Forschungstand in den einzelnen Ländern zu beurteilen, Unterschiede festzustellen und damit auch den Weg zu Verbesserungsmaßnahmen zu ebnen. Daneben ermöglicht sie eine Beurteilung des touristischen Potentials von archäologischen Stätten und informiert über bereits vorhandene Einrichtungen wie Informationstafeln, Themenwege, Museen und Infrastruktur. Mit der Erfassung des Denkmalschutzstatus der einzelnen Fundstellen wurde ein wertvolles Werkzeug geschaffen, das Hinweise für die Einrichtung von neuen bzw. die Ausweitung von bereits bestehenden Schutzzonen liefern kann.
Die Iron-Age-Danube-Datenbank besteht aus vier miteinander verbundenen Datensätzen, wobei dem Datensatz Site eine übergeordnete Rolle zukommt. Dieser bezeichnet eine archäologische Fundstätte samt allen dort vorhandenen Strukturen, Fundkategorien und Zeitstellungen. Er enthält sowohl administrative und geographische Angaben, als auch Informationen zum touristischen Potential wie etwa der Sichtbarkeit vor Ort, der Zugangsmöglichkeit und zur Infrastruktur.
Jede Site besteht aus einer oder mehreren unterschiedlichen archäologischen Einheiten bzw. Fundplätzen, den Entities. Die einzelnen Entities enthalten Informationen zu ihrem Typus (wie etwa Siedlung, Bestattung, Verkehrsweg etc.), ihrer Zeitstellung und ihrer räumlichen Lage.
Ein weiterer, mit der übergeordneten Site verbundener Datensatz (Research Activity) enthält Informationen zu den Forschungsaktivitäten, den dabei zum Einsatz gekommenen Methoden und die Namen der damit betrauten Personen.
Der Datensatz Monument Protection ist ebenfalls mit der Site verknüpft und enthält Angaben zu Denkmalschutz und Naturschutz sowie zu möglichen Gefährdungen.
Lage und Ausdehnung der Sites, der Entities, der Research Activities und der Monument Protection werden über eine Schnittstelle mit der Geoinformationssoftware Q-GIS mittels geographisch verorteten Polygonen als Shapefiles [*.shp] vor dem Hintergrund einer Grundkarte angegeben.
Die in der Iron-Age-Danube-Datenbank verwendete Terminologie basiert auf einem kontrollierten Vokabular, das über die Begriffe About und IAD Thesaurus direkt abgerufen werden kann. Der Thesaurus enthält eine kurze Beschreibung der Begriffe und ermöglicht eine direkte Übersetzung in die Sprachen der einzelnen Projektpartnerländer (deutsch, kroatisch, slowenisch und ungarisch).
Es besteht die Möglichkeit, die einzelnen Datensätze (Site, Entity, Research Activity und Monument Protection) separat aufzurufen und darin zu suchen. Über die übergeordnete Site können jedoch ebenfalls alle damit verbundenen Informationen aus Site, Entity, Research Activity und Monument Protection abgefragt werden. Zusätzliche Suchoptionen zu Fundorten und Zeitangaben sind ebenfalls vorhanden.
Außerdem können die Benutzer und Benutzerinnen der Datenbank Abfragen in verschiedenen Tabellendatensätzen, wie Listen zu Forschern und Forscherinnen, Forschungsinstitutionen, Forschungsfragen, zur Chronologie und geographischen und administrativen Daten tätigen. Die Informationen zu den angegebenen Publikationen sind mit dem Literaturverwaltungsprogramm Zotero verknüpft und können über einen Link direkt abgefragt werden: https://www.zotero.org/groups/1612108/iad_database_literature/
Die Datenabfrage erfolgt über die Hauptseite der Iron-Age-Danube-Datenbank, auf der man entweder über einen Explore Button oder über den Menüpunkt Browse the Data suchen kann. Das Abfrageergebnis kann mit den Optionen Visualize oder Download dargestellt bzw. abgespeichert werden. Visualize erzeugt auf der Basis verschiedener Abfragemöglichkeiten Torten- oder Balkendiagramme. Auf diese Weise kann etwa die Anzahl an Fundstellen, die in einem Land oder einer Region unter Denkmalschutz stehen, angezeigt werden.
Die unterschiedlichen (jedoch nicht allgemein zugänglichen) statistischen Abfragemöglichkeiten bieten auch für Politik, Denkmalpflege und Tourismus eine wertvolle Grundlage für die Entwicklung von Strategien. So kann beispielsweise das Potential archäologischer Fundstellen innerhalb einer Urlaubsregion in kurzer Zeit erhoben werden. Ein entscheidender Schritt für die Entwicklung von kulturtouristischen Konzepten ist damit bereits erfolgt.
Einige Abfragebeispiele:

  • Anzahl der pro Partnerland in die Datenbank aufgenommenen Sites: Österreich 632, Slowenien 165, Kroatien 153, Ungarn 98, insgesamt 1064
  • Anzahl der (zumindest teilweise) denkmalgeschützten Sites: 470 von insgesamt 1064
  • Höhe des touristischen Potentials aller in die Datenbank aufgenommenen Sites: Hoch: 158, Mittel: 725, Niedrig: 163
  • Gesamtausdehnung aller in die Datenbank aufgenommenen Sites: 1.260 km2
  • Gesamtausdehnung aller mittels einer archäologischen Grabung untersuchten Flächen: 293 km2
  • Gesamtausdehnung aller mittels geophysikalischer Messungen untersuchten Flächen: 21 km2
Der Status des Denkmalschutzes in den einzelnen Partnerländern soll im Folgenden einer genaueren Betrachtung unterzogen werden (Abb. 2):

Bei einem Datenvergleich sind hierbei zunächst vor allem die unterschiedlichen Denkmalschutzrichtlinien und rechtlichen Grundlagen heranzuziehen. Teilweise sind die Erhebungsverfahren aufgrund von Grundeigentumsrechten oder schwer zugänglichen und beurteilbaren Geländeverhältnissen sehr aufwendig und komplex. Eine Ausnahme bildet hierbei Slowenien, das mit seinem effizienten System zur Erfassung des Kulturerbes eine rasche Unterschutzstellung ermöglicht. Abgesehen davon erhielten einige Fundstellen in der Vergangenheit einen nur teilweisen Schutzstatus, denn erst der Einsatz von neuen Methoden und Technologien, wie etwa der LiDAR-Scan-Analyse, ermöglichen eine Aufnahme aller archäologisch relevanter, topographischer Strukturen und damit der Gesamtausdehnung eines Denkmales.

Die Iron-Age-Danube-Datenbank setzt sich zum einen das Ziel dazu beizutragen, dass sich die oben angeführten Zahlenverhältnisse in Zukunft ausgeglichener präsentieren. Zum anderen soll sie, als allgemein zugängliche Plattform, das Interesse an der Eisenzeitforschung fördern und das Bewusstsein für die Bedeutung der Bewahrung und des Schutzes dieses sensiblen Kulturerbes steigern.

© Susanne Tiefengraber, Regina Klöckl, Patricia Raggam
e-mail: susanne.tiefengraber@isbe-archaeologie.at, regina.kloeckl@edu.uni-graz.at, patricia.raggam@edu.uni-graz.at

This article should be cited like this: S. Tiefengraber – R. Klöckl – P. Raggam, Iron-Age-Danube Datenbank. Monumentalized Early Iron Age Landscapes in the Danube river basin, Forum Archaeologiae 93/XII/2019 (http://farch.net).



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