Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 49 / XII / 2008

JUBILÄUM AM MAGDALENSBERG
Vivat, crescat, floreat

Das Landesmuseum Kärnten lud am Freitag, den 12. September 2008 in den Archäologischen Park am Magdalensberg zu einem Festakt der besonderen Art ein - 60 Jahre wissenschaftliche Ausgrabungen in der ersten Hauptstadt Österreichs.

Vom 1. August bis 17. September 1948 fand auf Beschluss des Österreichischen Archäologischen Instituts die Versuchsgrabung auf dem Magdalensberg statt, in einer schwierigen Zeit des Wiederaufbaus nach der Zwangspause des zweiten Weltkriegs. Das seit 1940 geplante Projekt einer systematischen Untersuchung wurde gestartet, wobei in den Anfangsjahren noch keine Straße auf den Berg führte. Archäologen und Grabungsarbeiter hausten in einem Zeltlager (Abb. 1), teilten ihre Lebensmittelbezugsmarken und kochten ihre Mahlzeiten in einer alten Feldküche der K.u.K. Armee. Am Anfang der seither nicht unterbrochenen Forschungsgrabung steht eine logistisch komplizierte, heute romantisch verklärt gesehene Kampagne.


"Vierhundertsechsundvierzig Jahre waren vergangen, seit ein Bauer beim Pflügen eine lebensgroße Bronzestatue zutage gebracht hatte, ein junger Mann schönster klassischer Form, der seit damals allen als der "Jüngling vom Magdalensberg" bekannt ist und gleichsam die Schutzgottheit des archäologischen Parks bildet. Der Name des Berges (damals Helenenberg, später umbenannt in Magdalensberg, als die volkstümliche Verehrung der bescheidenen Magdalena gegenüber jener der Mutter Konstantins die Oberhand gewann) fand erstmals Eingang in die europäische Kunst- und Kulturgeschichte." So datierte Claudio Zaccaria, der Ordinarius für Römische Geschichte am Institut für Altertumskunde der Universität Triest den Beginn der Untersuchungen in seiner Festrede.
In Anbetracht der Zeiten war die Finanzierung der systematischen Grabungen ein von Weitblick getragener kulturpolitischer Akt des Kärntner Landtages und der Kärntner Landesregierung. Ebenso großzügig und vorausschauend erwies sich der Bau der Magdalensbergstraße, denn damit konnte schon sehr bald an die Schaffung eines archäologischen Parks für die stetig wachsende Gästeschar gedacht werden. In die Landschaft eingestreute eindrucksvolle kleine Museen und die derzeit wieder hochgeschätzte Fundorttreue bedingen auch in Zeiten der Eventkultur Besuchertreue. Die Bedeutung dieses Ausflugsziels als historisch-pädagogisches und touristisches Angebot geht nicht nur aus den Zahlen hervor, auch wenn knapp 20.000 Gäste, die jährlich während der Öffnungszeiten zwischen Mai und Oktober zu Besuch kommen, erfreulich sind (Abb. 2).


Die wissenschaftliche Bedeutung des Magdalensberges als Forschungsgrabung bedarf wohl keiner speziellen Würdigung: 60 regelmäßige Kampagnen mit erstklassigen Ergebnissen, nicht nur die Ausmaße der nach Programm ergrabenen Flächen sprechen für sich. Die herausragende Position in der internationalen provinzialrömischen Forschung steht in direktem Bezug zur archäologisch-historischen Aussagekraft hinsichtlich der Okkupation des Ostalpengebietes. Die Baubefunde, allen voran die Goldfabrica südlich des Forums oder der spätrepublikanische Tempel im Gipfelbereich, nehmen im länderübergreifenden Vergleich architektonisch und kulturgeschichtlich eine Sonderstellung ein.
Von Beginn der Ausgrabungen an bildete der Magdalensberg auch den Rahmen als internationale Ausbildungsstätte für junge Wissenschaftler. Unzählige Praktikanten und Studenten aus vielen Ländern haben im Laufe der Jahre mitgearbeitet und so sind von diesem Grabungsplatz eine Vielzahl renommierter WissenschaftlerInnen hervorgegangen.
Die Arbeitsgemeinschaft mit ihren ständigen und temporären Mitgliedern hat den Magdalensberg in mehreren Generationen als Forschungsstätte ersten Ranges positioniert. Diese Aktivitäten haben als Kollateralnutzen eine beeindruckende Zahl von in regelmäßigen Abständen erscheinende Publikationen hervorgebracht - Grabungsberichte, Materialeditionen zu den einzelnen Fundgattungen, Analysen und übergreifende Synthesen zur materiellen Hinterlassenschaft, Abhandlungen zu Spezialgebieten, Historische Auswertungen und Führer durch die Ausgrabungen. Die umfangreiche wissenschaftliche Literatur zum Magdalensberg gehört zur Standardausstattung jedes archäologischen Institutes in Europa, aber zu unserem Bedauern ist sie nicht einmal an der Forschungsstätte selbst komplett und die Bestände warten noch immer darauf, vervollständigt zu werden.
In seiner Festrede beschrieb Claudio Zaccaria das folgendermaßen: "Untersuchungen zum Material und zur Werkstättenkunde vom Magdalensberg stellen somit einen der Ausgangspunkte zeitgemäßer Forschung vor allem zur antiken Metallurgie dar. Das geht sogar soweit, dem Ort eine Fußnote in die Cambridge Economic History of the Graeco-Roman World vom Dezember 2007 zu verdienen. Zwar als Magdalensburg und nicht -berg, aber immerhin. Was das übrige betrifft, wird der Magdalensberg ignoriert - "Fog over Channel, continent isolated!""

Ein Jahrestag ist ein guter Anlass, eine kleine Bilanz zu ziehen. Sozusagen als Leistungsschau wurde aus Anlass der 60-Jahr-Feier eine Literaturliste zusammengestellt und den Besuchern des Festaktes in Form einer kleinen Broschüre als Geschenk mitgegeben (Abb. 3).
Sie sollte einen Überblick darüber bieten, was zum Thema Magdalensberg geschrieben wurde und wer aller im Laufe der Jahre hier tätig war. Die Liste ist als vorläufige, nach Sachgebieten geordnete Bibliographie konzipiert und kann auch im Internet konsultiert werden: http://www.landesmuseum-ktn.at/Landesmuseen/landesmuseenfr.html, unter "Archäologischer Park Magdalensberg" - "Vorläufige Bibliographie Magdalensberg".
Wir haben uns bemüht, alle Texte zusammenzutragen, in denen der Magdalensberg die Hauptrolle spielt. Dennoch kann die Liste nicht als vollständig betrachtet werden. Abgesehen von beabsichtigten Beschränkungen sind uns mit Sicherheit einige Beiträge entgangen, auch weil uns manche Autoren nicht informiert haben.
Generell wurden keine Zeitungsartikel aufgenommen und auch auf Rezensionen wurde verzichtet. Nicht eingefügt wurden viele nur einige Zeilen umfassende Erwähnungen, etwa den Jüngling vom Helenenberg betreffend. Vorberichte der Grabungen, die in den Fasti Archaeologici, in der Carinthia I, in der Pro Austria Romana, in den Fundberichten in Österreich und im Rudolfinum erschienen sind, wurden in der Broschüre nur insoferne berücksichtigt, als die dazu gehörigen Grabungsberichte noch ausständig sind. Für ihre vollständige Zusammenstellung verweisen wir auf die elektronische Version, die regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wird. Zur Fehlerminimierung wurden fächerübergreifende Arbeiten nicht in allen Rubriken des Sachkataloges angeführt, vor allem weil wir vor einer unbeabsichtigten Vermehrung der Beiträge zurückgeschreckt sind. Autorennamen wurden in der Schreibweise vereinheitlicht.

Broschüre zur 60-Jahr-Feier (pdf-file)
Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1948 bis 2008

© Eleni Schindler Kaudelka
e-mail: elenischindler@utanet.at


This article should be cited like this: E. Schindler Kaudelka, Jubliäum am Magdalensberg. Vivat, crescat, floreat, Forum Archaeologiae 49/XII/2008 (http://farch.net).



HOME