Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 29 / XII / 2003
10. Österreichischer Archäologentag

DAS PROJEKT "POMPEII - REGIO VII - INSULA 2 - PARS OCCIDENTALIS"

Die im Jahre 79 n.Chr. bei Ausbruch des Vesuvs verschüttete Stadt Pompeji ist seit ihrer Wiederentdeckung vor über 200 Jahren eines der Zentren der internationalen Archäologie. Österreichische Grabungen hat es allerdings bis heuer noch keine gegeben.
Im Juli dieses Jahres war es nun aber einem Team an Wissenschaftlern und Studierenden des Instituts für Klassische und Provinzialrömische Archäologie der Universität Innsbruck im Rahmen eines vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Projektes möglich, hier zu graben. Das Projekt "Pompeii - Regio VII - Insula 2 - Pars Occidentalis" läuft unter der Betreuung von Univ.Prof. Dr. Elisabeth Walde. Ziel des Unternehmens ist es, im Laufe von drei Jahren den westlichen Teil der Regio VII Insula 2 in seinem heutigen Baubestand zu dokumentieren und darüber hinaus die Geschichte dieses Stadtteiles durch Tiefgrabungen zu erforschen.
Das ca. 2000qm umfassende Gebiet ist deswegen von besonderer Bedeutung, weil es am Rande der sogenannten "Altstadt" in einem Bereich liegt, der wegen Eigentümlichkeiten der Bebauung und Straßenführung auffällt und daher immer wieder das Interesse der Forscher erweckt hat.
Die heurigen Grabungen haben sich auf ein Haus mittlerer Größe, die "Casa di Mercurio", konzentriert. Dieses Haus, das nach einer hier gefundenen Mercur-Statuette benannt ist, wurde schon in der Mitte des 19.Jahrhunderts ausgegraben. Wie fast überall in Pompeji beschränkte man sich aber darauf, die letzte Bauphase freizulegen, ohne durch weitere Grabungen die vorhergehende Entwicklung zu untersuchen.
Durch eine Reihe von Grabungsschnitten gelang es bezüglich der baugeschichtlichen Entwicklung des Hauses zu klären, daß es in seiner letzten Gestalt auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken konnte und zahlreiche Umbauten erlebt hatte. Ferner konnten Reste eines älteren Hauses mit bedeutenden Resten seiner Ausstattung festgestellt werden.
Von besonderem wissenschaftlichen Interesse dürften Baustrukturen in deutlich tieferen Schichten sein. Diese aus großen Travertinblöcken errichtete Anlage, die offenbar nicht in Zusammenhang mit den späteren Häusern steht, wirft neue Fragen hinsichtlich der Baugeschichte des vorrömischen Pompeji auf.

Homepage: http://www.uibk.ac.at/c/c6/c614/

© Luigi Pedroni, Dietrich Feil, Barbara Tasser
e-mail: luipedro@tin.it
dietrich.feil@uibk.ac.at
barbara.tasser@uibk.ac.at

This article will be quoted by L. Pedroni - D. Feil - B. Tasser, Das Projekt "Pompeii - Regio VII - Insula 2 - Pars Occidentalis", Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).



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