Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 29 / XII / 2003
10. Österreichischer Archäologentag

"DIE SPINNEN, DIE RÖMER".
Zur Romanisierung des 'Barbaricums' in Comics

Comics stellen nur sehr selten didaktische Ansprüche, sondern haben primär ein Ziel: ihr Lesepublikum zu unterhalten. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Comicreihen mythologische oder historische Themen als Projektionsflächen verwendet, die das Hintergrundszenario für die Abenteuer von Comic-Helden und - weitaus seltener - Comic-Heldinnen liefern. Gerade im Hinblick auf den Schwerpunkt 'Romanisierung' des diesjährigen Archäologentages erschien eine Analyse entsprechender Zitate und Versatzstücke lohnenswert, die in dem populären Medium Comics rezipiert werden und zu einem nicht unwesentlichen Teil das Verständnis der Leserinnen und Leser von historischen Vorgängen prägen.
Anhand der analysierten Reihen - neben "Asterix" (Abb. 1) u.a. die französischen Serien "Alix" und "Vae Victis" sowie die in Deutschland erschienenen "Birbad"-Comics (Abb. 2) - lässt sich zeigen, dass die komplexe historische Problematik auf ein 'Freund-Feind-Schema' reduziert wird, wobei in französischen Produkten einem patriotischen Standpunkt entsprechend die Gallier als Verteidiger der Heimat gegen die imperialistische Übermacht der Römer auftreten. Germanen-Comics sind erst relativ spät herausgegeben worden, wie die in Deutschland erscheinende "Birbad"-Reihe. Dies mag mit einer generellen Reserviertheit dem Germanenthema gegenüber nach dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängen.
Der Großteil der analysierten französischen Reihen ist in der Zeit des Gallienfeldzugs Caesars angesiedelt, dessen Commentarii die Hauptquelle der Comictexter und -zeichner bilden. Neben dieser historischen Hintergrundfolie sind es vor allem einzelne Zitate und gezeichnete Versatzstücke, die in die Geschichten eingebaut werden. Als Beispiele für die Übernahme verschiedener Details aus schriftlichen und archäologischen Quellen sei etwa die Barbarenikonographie mancher Serien ebenso genannt wie das angebliche Hinabrutschen schneebedeckter Alpenhänge durch die Kimbern, von dem Plutarch berichtet, oder die Kapitulation des Vercingetorix, deren ikonographische Vorbilder wiederum in der französischen Historienmalerei zu finden sind.
Neben diesen hauptsächlich dem Lesevergnügen gewidmeten Reihen existieren jedoch auch Comics, die didaktische Ansprüche stellen. Solche finden einerseits Anwendung im altsprachlichen Unterricht, andererseits dienen sie der Vermittlung archäologischer Ergebnisse an die Öffentlichkeit, vor allem als kind- und jugendgerechtes Mittel zur Erläuterung historischer Sachverhalte mit Hilfe von bunten Bildern und Sprechblasen.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass der Gedanke der Romanisierung in Comics fast nirgends eine Rolle spielt.

© Ursula Quatember, Karl R. Krierer
e-mail: ursula.quatember@assoc.oeaw.ac.at
karl.reinhard.krierer@chello.at

This article will be quoted by U. Quatember - K.R. Krierer, "Die spinnen, die Römer." Zur Romanisierung des 'Barbaricums' in Comics, Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).



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