Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 29 / XII / 2003
10. Österreichischer Archäologentag

MARMORSTEINBRÜCHE IM GROßRAUM EPHESOS
Topographie und Materialanalyse - erste Ergebnisse

Seit 1998 werden weiße, nicht-dolomitische Marmore aus Steinbrüchen in der Umgebung von Ephesos mit dem Ziel einer Herkunftsbestimmung von in Ephesos für Skulptur und Architektur verwendeten Materialien untersucht. Dieses, von Dr. M. Aurenhammer (Österreichisches Archäologisches Institut) initierte, interdisziplinäre Projekt steht unter der Leitung von Prof. L. Moens (Dept. of Analytical Chemistry) und Prof. P. DePaepe (Dept. of Geology and Soil Sciences), beide Universität Ghent/Belgien und wird in Kooperation mit dem Institut für Kulturgeschichte der Antike an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Efes Müzesi in Selçuk durchgeführt.
Außer den seit langem bekannten Marmorsteinbrüchen in der Nähe von Belevi (Abb.), deren Entdeckung durch einen Hirten namens Pixodaros Vitruv im Zusammenhang mit der Errichtung des Artemisions aus Marmor erwähnt, gibt es in der Umgebung von Ephesos weitere Steinbrüche, die sich allesamt im Küçük Menderes-Tal befinden. In diesen Steinbrüchen sind an vielen Stellen massive Spuren der antiken Abbautätigkeit festzustellen.
Als erstes Ergebnis der geochemischen Analyse (stabile Kohlenstoff- und Sauerstoffisotopen) der Referenzproben aus den Steinbrüchen und der Proben von Skulptur und Architektur läßt sich festhalten, daß die Analysedaten von etwa der Hälfte aller beprobten Artefakte mit den für die Marmore aus den ephesischen Steinbrüchen ermittelten Werten übereinstimmen und die Analysewerte wiederum überwiegend von Proben von Architekturteilen stammen; hinsichtlich der postulierten Verwendung lokaler Marmore für Architekturteile überraschte dieses Ergebnis nicht. Für die beprobten Skulpturen hingegen zeigen die Analysedaten, daß dafür die Marmore lokaler Provenienz von geringerer Bedeutung waren: Soweit sich zum derzeitigen Stand der Untersuchungen vorsichtig formulieren läßt, fanden hierfür bevorzugt importierte Marmore, z.B. aus Dokimeion und Aphrodisias, Verwendung. Gleichzeitig erlaubt eine Häufung von Analysedaten archäologisch datierter Artefakte - insbesondere von Bauteilen des archaischen bzw. des spätklassischen Artemisions, aber auch von römerzeitlichen Baugliedern - innerhalb von für bestimmte Steinbrüche ermittelten Grenzwerte, eine chronologische Differenzierung von Ausbeutungszeiträumen.

© Karin Koller
e-mail: karin.koller@oeaw.ac.at

This article will be quoted by K. Koller, Marmorsteinbrüche im Großraum Ephesos. Topographie und Materialanalyse - erste Ergebnisse, Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).



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