Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 29 / XII / 2003
10. Österreichischer Archäologentag

STEIN - RELIEF - INSCHRIFT: ERSTE ERGEBNISSE

Die seit kurzem existierende Möglichkeit zur Herkunftsbestimmung des für römische Steindenkmäler verwendeten Materials bietet sich für eine umfassende Analyse dieser Denkmäler unbedingt an. Um über einen rein statistischen Wert der Untersuchungen hinauszukommen, werden die einzelnen Denkmäler detaillierter betrachtet. Das beinhaltet sowohl die archäologischen als auch die neugewonnenen naturwissenschaftlichen Informationen.
Für unser Vorhaben haben wir uns für jene Steindenkmäler des nördlichen Noricums entschieden, die sowohl eine Inschrift als auch eine Reliefdarstellung beinhalten.
In der Betrachtung der Steindenkmäler als Einheit können Zusammenhänge, aber auch Divergenzen zwischen Bild und Beischrift geklärt und in einen größeren Rahmen gestellt werden [1]; ergänzt natürlich mit den Angaben zur Gesteinsherkunft.
Dadurch wird es möglich, neue Fragen zu stellen und so weit es geht, auch zu beantworten, etwa nach möglichen Verkehrswegen oder nach Vorlieben in der Gesteinswahl.

Erste Ergebnisse:
Es wird niemanden überraschen, dass der sogenannte "Kremsmünsterer Nagelfluh", ein Konglomerat, das sowohl entlang der Krems, als auch an Enns und Traun vorkommen kann, seine Verbreitung nur lokal findet und die Enns offensichtlich nicht überschreitet. "Untersberger Marmor" findet man von Bad Ischl bis Wels, wobei hier auf eine Häufung entlang der Straßenverbindung Iuvavum - Ovilavis hingewiesen werden soll. Hier kann vermutet werden, dass die Steindenkmäler auf dem Landweg zu ihrem Bestimmungsort gelangten.
Als einer der bisher besser ausgewerteten Fundorte soll noch kurz auf Enns - Lauriacum eingegangen werden. Hier sind sowohl einfache Buntgesteine aus lokaler Provenienz, als auch Marmore aus dem norischen Bereich vertreten. Die Marmore stammen aus Hiesberg (Niederösterreich), Gummern (Kärnten) und aus Bachern in Slowenien. Sehr zahlreich scheint hier Gummern vertreten zu sehen, der besonders für qualitätsvollere Stelen und Kleinplastiken verwendet wurde. Besonders erwähnenswert für Enns und wohl auch für das gesamte Untersuchungsgebiet ist die Barbia Stele [2], und das nicht nur aufgrund ihrer qualitätvollen Arbeit, sondern auch wegen ihrer vermutlich "exotischen" Herkunft: Thasos oder Prokonessos.

Auch wenn die bisherigen Ergebnisse noch mit Vorbehalt zu betrachten sind, zeigen sie doch, dass bei einer Gesamtbetrachtung der Denkmäler und deren Materialherkunft interessante Zusammenhänge zu erwarten sind.

[1] Dieser Forschungsansatz wird in den meisten jüngeren Abhandlungen zu römischen Reliefs vertreten. Als Beispiele seien genannt: J. Ronke, Magistratische Repräsentation im römischen Relief. Studien zu standes- und statusbezeichnenden Szenen, Bd. 1-3 (1987); Th. Schäfer, Imperii Insignia: Sella curulis und Fasces. Zur Repräsentation römischer Magistrate, 29. ErgH RM (1989).
[2] CSIR Ö III,2 Nr. 27.

Homepage:
http://www.archaeologie.geologie.at

© Christian Hemmers, Stefan Traxler
e-mail: christian.hemmers@hotmail.com
s.traxler@landesmuseum-linz.ac.at

This article will be quoted by Ch. Hemmers - St. Traxler, Stein - Relief - Inschrift: Erste Ergebnisse, Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).



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