Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 29 / XII / 2003
10. Österreichischer Archäologentag

ZUR NEUGESTALTUNG DER ANTIKENSAMMLUNG DES KUNSTHISTORISCHEN MUSEUMS IN WIEN

Seit April 2000 ist die Schausammlung der Antikensammlung aus Gründen der Neuaufstellung für das Publikum geschlossen. Ihre Wiedereröffnung ist für das zweite Halbjahr 2004 geplant; wir werden die Universitätsinstitute rechtzeitig informieren und freuen uns, wenn der Besuch der Wiener Antikensammlung in naher Zukunft wieder in Lehrveranstaltungen eingeplant werden kann.
Durch die Einbeziehung von sieben Kabinetten der ehemaligen Büroräume konnte die Ausstellungsfläche um 225m² auf insgesamt 1200m² beträchtlich erweitert werden. Das wissenschaftliche Konzept der Neuaufstellung wurde von der Antikensammlung erarbeitet, mit der gestalterischen Umsetzung wurde das Atelier Hans Hoffer beauftragt.
Das Gesamtkonzept der Neuaufstellung wird weniger von den verschiedenen Materialgruppen bestimmt, sondern berücksichtigt stärker als bisher kulturhistorische Zusammenhänge und didaktische Belange. Jene Bereiche, die im Besonderen den hohen internationalen Stellenwert der Sammlung ausmachen, wie die antiken Gemmen und Kameen sowie die spätantiken und völkerwanderungszeitlichen Schatzfunde, werden in eigenen Räumen präsentiert, erstmals wird die Entwicklung des römischen Porträts in einer Porträtgalerie (Abb.) veranschaulicht werden. In den neuen Kabinetten sollen thematische Schwerpunkte gesetzt werden: die Kultur und Kunst Zyperns, Etruriens, Unteritaliens sowie der Austria Romana. In einem Raum soll mit einigen Reliefplatten auf ein bisher ungelöstes Problem hingewiesen werden: die museale Präsentation der Reliefs des Heroons von Trysa, zweifellos der bedeutendste Besitz der Sammlung im Bereich der antiken Skulptur, konnte bisher leider noch nicht realisiert werden.

Einen wesentlichen Faktor für die Neuaufstellung bildet die durchgehende Elektrifizierung sämtlicher Ausstellungsräume, die neben der Saalbeleuchtung auch eine Objekt- und Vitrinenbeleuchtung möglich macht. Zum überwiegenden Teil müssen die Vitrinen nach Entwürfen neu gebaut, die Sockel vereinheitlicht werden. Nur in zwei Sälen werden als "sammlungsgeschichtliches Zitat" historische Vitrinen verwendet, die neben der Beleuchtung vor allem in klima- und sicherheitstechnischer Hinsicht umgerüstet werden müssen.
Für die Dokumentation ist erstmals im Kunsthistorischen Museum ein digitales Informationssystem vorgesehen, das in einzelnen Räumen durch sogenannte virtuelle Fenster erweitert wird, in denen im Besonderen künstlerische, motivische und technische Details les- und sichtbar gemacht werden können.

© Kurt Gschwantler
e-mail: kurt.gschwantler@khm.at

This article will be quoted by K. Gschwantler, Zur Neugestaltung der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).



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