Bei der 50-Jahr-Feier der Ausgrabungen wurde die Entdeckung des Namens Virunum für die Stadt auf dem Magdalensberg besonders herausgestrichen, indem jeder Festteilnehmer einen Sonderdruck zum Thema "Alt-Virunum" erhielt [1]. Virunum wurde als Name der Stadt auf dem Magdalensberg aufgrund eines Inschriftfragmentes erschlossen, was inzwischen zu weitreichenden Schlussfolgerungen gezogen. Es handelt sich um die Buchstaben VIRV und um den Rest einer senkrechten Haste auf dem Bruchstück einer ungerahmten Marmorplatte.
Ungerahmte Grabinschriften machen auf dem Magdalensberg etwa 35 Prozent aus. Vergleichsweise sei darauf hingewiesen, dass das Inschriftfragment (VIRV) an der Ostseite (Vorhalle J) der Therme und die Fragmente eines Grabporträts der Vettia Prima nördlich des benachbarten Prätoriums (Raum T 1) auf dem Magdalensberg gefunden wurden. Sowohl das Fragment der Inschrift wie auch die drei Bruchstücke des Nischenporträts kamen in einplanierten Schuttschichten zutage. Bei den Buchstabenresten (VIRV und senkrechter Haste) handelt sich einfach um die Schlussformel einer Grabinschrift ...]vir v(ivus) f(ecit) in der Art, wie sie kürzlich 8 km nördlich des Magdalensberges in der Schottergrube von Pölling in der Gemeinde Launsdorf entdeckt wurde: Flaviae Tert/ullae coniugi / pientissimae / Metilius Ianu/arius vir v(ivus) f(ecit) [2].
In einem byzantinischen Lexikon, der Suda wird eine Aition-Sage überliefert, der zufolge der Heros Virunus einer Stadt am Berg seinen Namen gab [3]. Diese Lageangabe ist ein Topos: "alle Städte in den Alpen liegen auf einem Berg!" Der bekannte Keltist und Sprachwissenschafter H. Birkhan wies darauf hin, dass eine Ableitung von Virunus (als Name für den Heros) aus dem Keltischen nicht den Lautgesetzen entspricht. Daraus ist weiter zu schließen, dass der Autor der Suda vom Lateinischen als Sprache der dortigen alpinen Bewohner ausging. Nachdem die Interpretation des Inschriftfragmentes VIRV als Name für die Stadt auf dem Magdalensberg ausfällt, kann auch nicht mehr der bekannte Bronzejüngling als Heros Virunus interpretiert werden [4].

[1] G. Piccottini, Alt-Virunum - Die Stadt auf dem Magdalensberg, Antike Welt 29 (1998) 185 ff.
[2] Frau R. Rubenthaler danke ich für die Informationen zum Fundort der Inschrift.
[3] G. Dobesch, Zu Virunum als Namen der Stadt auf dem Magdalensberg und zu einer Sage der kontinentalen Kelten, Carinthia I, 187 (1997) 10 ff.
[4] H. Graßl, Der Gründungsheros von Virunum, in: Carinthia Romana und die römische Welt = Festschrift G. Piccottini (2001) 25 ff.

© Franz Glaser
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This article will be quoted by F. Glaser, Der Name der Stadt auf dem Magdalensberg, Forum Archaeologiae 29/XII/2003 (http://farch.net).