Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 8 / IX / 1998

Anna Elisabeth Bächle
Zur Chronologie der Anlage des Friedhofs von Elateia. Die früheste Keramik

Die mykenische Nekropole von Elateia-Alonaki liegt in Mittelgriechenland im antiken Phokis (heutige Phthiotis) und wurde von 1988 bis 1991 in einer griechisch-österreichischen Gemeinschaftsgrabung unter der Leitung von Frau Dr. Phanouria Dakoronia und Frau Univ.Prof.Dr. Sigrid Jalkotzy größtenteils ergraben. Die Blütezeit des Friedhofs begann vor allem mit SH IIIC-Mitte und erstreckte sich über die submykenische Zeit bis ins Protogeometrische, von wo an das Material wieder schlagartig ausdünnt. Die früheste Keramik stammt aus SH IIIA1. Ca. 20 Gefäße aus 14 Gräbern (von insgesamt 84 mykenischen Gräbern) kommen für eine Datierung in diese Periode in Frage. Aufgrund der langen Nutzungsdauer der Nekropole kann das frühe Material nur stilistisch datiert werden, da sich fast alle Funde bis SH IIIC-Mitte - laut Auskunft von Frau Jalkotzy - in sekundären Kontexten fanden.

Die beliebteste Form des SH IIIA1 scheint das kleine henkellose Gefäß (‘handleless jar’) FS 77 (Abb. 11 links) zu sein. Vier Exemplare sind belegt, die mit dem Schwammuster FM 77 dekoriert sind. Drei Beispiele sind unbemalt. Zwei davon haben eine orangefarbene Politur, ein Stück gehört zu einer gänzlich grau bis schwarz durchschmauchten Ware. Für die polierten Gefäße gibt es Vergleichsbeispiele auf Euböa.

Abb 11 links: Henkelloses Gefäß FS 77 aus Grab LV in Elateia-Alonaki (Zeichnung Verf.)
Abb. 11 rechts: Karinierte Tasse FS 230 aus Grab XXXI in Elateia-Alonaki (Zeichnung Verf.)

Eine weitere beliebte Gattung sind Tassen mit dem Schwammuster FM 77. Zwei Beispiele sind als flache Tassen (‘shallow cups’) FS 219 zu klassifizieren. Zwei andere Stücke gehören zur Form der karinierten konischen Tasse FS 230 (Abb. 11 rechts). Eine weitere karinierte konische Tasse, die aber unbemalt und grau durchschmaucht ist, scheint etwas später zu datieren. Das Randfragment eines Humpens ist trotz des für SH IIIA1 typischen Schwammusters FM 77 vermutlich ebenfalls später anzusetzen, da sich das stark nach innen ziehende Profil nur als FS 226 bestimmen läßt.

Vier weitere Gefäßformen sind jeweils durch ein Exemplar vertreten. So etwa ein kleines, rundes Alabastron FS 84 mit Felsmuster FM 33; es fehlen aber die charakteristischen konzentrischen Kreise am Boden. Ein weiteres Alabastron gehört zur geradseitigen Gattung FS 91-94. Sein in zwei Zonen am Gefäßkörper angeordneter Spiraldekor FM 49 und die konzentrischen Kreise auf der Unterseite lassen kaum Zweifel an einer Datierung in SH IIIA1. Durch drei Scherben ist die Form einer geschweiften Amphora (‘piriform jar’) FS 23 oder FS 31 mit Efeudekor FM 12 belegt. Vier qualitätvolle Scherben mit reichem und feinem Spiraldekor verweisen auf einen Krater FS 7-9.

Von Interesse sind noch drei weitere Gefäße, die aber bereits der Phase SH IIIA2 zugeordnet werden müssen: zwei Ringhenkeltassen FS 238 und ein außen und innen gefirnißter Goblet. Schalenform und Dekor machen eine Datierung in SH IIIA1 unmöglich. Der Goblet wirkt wie eine Mischung aus Kylix FS 256 und Fußskyphos FS 304.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Material aus SH IIIA1 in vielen Gräbern Elateias vertreten ist. Es scheint sich um eine bereits gut etablierte Phase zu handeln. Viele Gefäße entsprechen ganz den geläufigen Typen, wie sie aus den palatialen Zentren bekannt sind. Manche Stücke weisen jedoch Eigenheiten auf, für die sich kaum Vergleichsbeispiele finden lassen. Es ist sicher damit zu rechnen, daß einzelne Formen oder Dekorweisen länger weitergelebt haben. Keramik aus SH IIB ist nicht eindeutig feststellbar.

© Anna Elisabeth Bächle



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