Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 88 / IX / 2018

ANTONINUS PIUS UND EPHESOS

Die Verbindung zwischen Antoninus Pius und Ephesos war eine sehr spezielle, das geht schon aus dem Umstand hervor, dass die Zeit seines Prokonsulats von Asia (135/36) der einzige längere Zeitraum seines Lebens war, in dem er sich außerhalb Italiens aufhielt. In dieser Zeit außerhalb seiner „Komfortzone“ war er für Gastfreundlichkeit und gesellschaftliche Annäherungen sicherlich empfänglich, und es entstanden Verbindungen, die auch während seiner späteren Regierungszeit ihre Wirksamkeit entfalteten.
Als er im Jahre 138 den Thron bestieg, nützten die Ephesier die Gelegenheit zur Demonstration ihrer besonderen Nähe zum neuen Herrscher, indem sie ein fünftägiges Fest zu seinem Geburtstag beschlossen (IvE 21). Der von Hadrian bewilligte Kaiserkulttempel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet; die Reliefs des sogenannten „Parthermonuments“ könnten zu diesem, vielleicht auch zu einem anderen Bau gehören, sind aber jedenfalls in der frühen Regierungszeit des Antoninus Pius entstanden und transportieren die politische Ideologie der Adoptivkaiser, besonders verkörpert in der zentralen Adoptionsszene, die die Kontinuität der Herrschaft über drei Generationen verkündet, und den unspezifischen Schlachtszenen, die die Sieghaftigkeit des Kaisers propagieren sollte (ungeachtet der Tatsache, dass seine realen militärischen Ambitionen eher beschränkt waren). Der Kaiser nahm auch weiter an ephesischen Interna Anteil; so intervenierte er in ungewöhnlich deutlicher Weise zugunsten des reichen Bürgers M. Claudius P. Vedius Antoninus Phaedrus Sabinianus, dessen Bauprogramm bei seinen Mitbürgern auf Ablehnung gestoßen war, und beteiligte sich sogar an der Skulpturenausstattung (IvE 1491). Eine frühere Bekanntschaft während seines Prokonsulats oder sogar noch weiter zurückreichende Beziehungen mochten dabei eine Rolle gespielt haben.
Ein letztes Mal setzte sich der Kaiser für Ephesos ein, als die Stadt von einer Erdbebenserie betroffen war. Dies geht aus einem kürzlich gefundenen Kaiserbrief hervor, der aus den letzten Regierungsjahren des Antoninus Pius stammt (ÖJh 84, 2015, 301–310).

© Hans Taeuber
e-mail: hans.taeuber@univie.ac.at

This article should be cited like this: H. Taeuber, Antoninus Pius und Ephesos, Forum Archaeologiae 88/IX/2018 (http://farch.net).



HOME