Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 84 / IX / 2017

PICTURE AND SHAPE – BILD UND FORM

The Message is in the Medium: White-Ground Lekythoi and Stone Grave Markers in Classical Athens
Judith M. Barringer (Edinburgh, GB)

Scholars point to Cicero’s mention of a sumptuary law to explain the disappearance of funerary stelai in Attika in the early fifth century B.C. (De legibus 2.25–26). The stelai reappeared c. 430 B.C., a phenomenon that is usually credited to the Peloponnesian War and changing attitudes toward honoring the dead, or to the plague in 429. Scholars have sometimes linked the appearance of white-ground lekythoi with this hiatus in the production of stelai, arguing that the ceramic images serve as ‘substitutes’ for the stone stelai: the lekythoi began c. 500 B.C., then became common c. 470 when their use was almost exclusively funerary. As the production of stelai resumed c. 430–420 B.C., the ceramic white-ground lekythoi dwindled in number until the late fifth century when the ceramic shapes were replaced by stone.
This paper proposes that the stelai, in fact, never disappeared. They continued to be made, but what changed was the medium: the costly stone stelai were replaced by more modest painted wooden examples, as at least one scholar has suggested. I argue that the stone stelai reappeared c. 430 as an elite response to the plague and its consequences in Athens, as described by Thucydides 2.48–54, and a concomitant desire to advance and distinguish themselves (and their burials) from those of their fellow citizens. This phenomenon would also explain the differences in iconography used by the white-ground lekythoi and the stone stelai; the lekythoi employ a broader range of themes, including mythological and more emotive imagery, while the stone stelai offer fewer and more restrained compositions. As stelai came back into vogue and the ceramic lekythoi yielded to petrified versions, these stone lekythoi adopted and imitated the more formal language and social aspirations of the stone stelai.

e-mail: J.M.Barringer@ed.ac.uk


Die Berliner Kolchoskanne – Bild, Form und Funktion
Angelika Schöne-Denkinger (Berlin, DE)

Die in Vulci entdeckte Kanne, vom Töpfer Kolchos signiert und dem Maler Lydos oder seinem Umkreis zugeschrieben, zeigt auf dem Hauptfries im Beisein mehrerer Götter den Kampf des Herakles mit Ares über dem Leichnam des Kyknos. Durch die Inschriften lassen sich die Figuren zweifelsfrei bestimmen, auch die, bei denen wir ohne die Beischriften Schwierigkeiten hätten. Es handelt sich hier um die ausführlichste Wiedergabe des im 6. und frühen 5. Jhs. häufig dargestellten Mythos vom Kampf des Herakles gegen Kyknos.
Im Mittelpunkt des Vortrages steht die Ikonographie des Frieses. Durch den bereits eingetretenen Tod des Kyknos wie auch durch die Hinzufügung von weiteren Figuren unterscheidet sich das Bild deutlich von anderen Darstellungen dieses Themas. Darüber hinaus stellen sich die Fragen, warum dieser Mythos des Herakles so beliebt war und welche Wertvorstellungen er vermittelt. Abschließend soll auf die Funktion dieser Oinochoe eingegangen werden. Der siebartige Boden, der hohle Henkel sowie Reste eines Einsatzes sprechen für eine Sonderanfertigung als Vexiergefäß oder als Psykter-Oinochoe.

e-mail: schoene-denkinger@web.de


Amazonen auf Salbgefäßen. Ein Motiv – verschiedene Bedeutungsaspekte?
Zimmermann-Elseify Nina (Berlin, DE)

Amazonen sind ein häufiges Motiv auf Salbgefäßen verschiedener Formen und Dekorationstechniken. Ausgehend von Lekythen und Alabastra der Berliner Antikensammlung, die im Verlauf mehrerer CVA-Projekte bearbeitet wurden, soll folgenden Fragen nachgegangen werden: Hat das Motiv immer die gleiche Bedeutung oder kann sie sich mit dem Bildkontext ändern? Besteht ein Zusammenhang mit der Gefäßform und ihrer Funktion? Ist eventuell ein chronologischer Wandel zu beobachten?
Amazonen bewegen sich außerhalb der Normen der griechischen Poliszivilisation. Auf schwarzfigurigen Lekythen erscheinen sie in Kampfdarstellungen als zivilisationsbedrohende Macht. Derartige Bilder betonen die Verteidigungsbereitschaft im Dienste der Polis, den Schutz ihrer Ordnung und die Gemeinschaft ihrer Angehörigen als zentrale Werte. Ihre Bedeutung zeigt sich darin, dass schwarzfigurige Lekythen mit Amazonomachien bis in das 2. Viertel des 5. Jh. v. Chr. hinein als Grabbeigaben dienen.
Auf weißgrundigen Alabastra der gleichen Zeit macht ihre Andersartigkeit die Amazonen außerhalb von Kampfdarstellungen als einzelnes Bildzeichen auch zu Repräsentanten randständiger Gruppen in Übergangsphasen, die unter dem Schutz der Artemis stehen. Zu ihnen zählen heiratsfähige Parthenoi vor dem Übergang zur Ehefrau durch die Hochzeit. Wegen des Gesamtcharakters ihrer Bildsprache gelten weißgrundige Alabastra vielfach als luxuriöse Geschenke im Kontext von Liebeswerbung und Hochzeit.
Der Aspekt der Andersartigkeit als Kennzeichen für Übergangsphasen spielt aber möglicherweise auch eine Rolle für Amazonen, die auf schwarzfigurigen Lekythen in Gruppen außerhalb von Kampfdarstellungen erscheinen.
Auf rotfigurigen Bauchlekythen erscheinen Amazonen erst im späten 5.Jh. v.Chr. Im Gesamtkontext der dort vorherrschenden aphrodisisch geprägten Bildsprache dienen sie selbst im Amazonomachiedarstellungen als Chiffre für heiratsfähige Mädchen und zugleich auch gefährliche Schönheiten.
Das Motiv der Amazone kann abhängig vom Bildkontext verschiedene Bedeutungsaspekte vermitteln. Die Auswahl wird dabei durchaus von der Gefäßform und ihrer möglichen Funktion mitbestimmt. Zugleich ist das Motiv durch eine gewisse Ambivalenz gekennzeichnet, die dem Nutzer bzw. Betrachter interpretatorische Spielräume eröffnet.

e-mail: n.zimmermann-elseify@smb.spk-berlin.de


This article should be cited like this: C. Lang-Auinger - E. Trinkl, Griechische Vasen als Kommunikationsmedium / Greek Vases as Medium of Communication, Forum Archaeologiae 84/IX/2017 (http://farch.net).



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