Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 48 / IX / 2008

DER DASV e.V. STELLT SICH VOR

Der Dachverband Archäologischer Studierendenvetretungen (kurz DASV e.V.) ist ein international ausgerichteter Verband, welcher sich um die Belange der Studierenden der Archäologie im deutschsprachigen Raum kümmert. Bereits im Jahr 2004 fanden sich Studierende aus Deutschland und Österreich nach langer Zeit wieder zu einer Bundesfachschaftentagung zusammen und erkannten die Notwendigkeit einer institutionellen Interessenvertretung der Studierenden aller archäologischen Fächer. Nach einigen Vorbereitungstreffen wurde schließlich am 15. Mai 2005 anlässlich der Bundesfachschaftentagung der archäologischen Disziplinen in Berlin der DASV gegründet. Waren es damals noch 18 verschiedene Studierendenvertretungen aus Deutschland und Österreich, welche sich als Gründungsmitglieder zusammenschlossen, so sind es nach der letzten Bundesfachschaftentagung in Carnuntum bereits 36 Fachschaften.

Ziel des Verbandes ist die Kommunikation der verschiedenen Studierendenvertretungen / Fachschaftsvertretungen im deutschsprachigen Raum untereinander zu optimieren, sowie aktiv an hochschulpolitischen Diskussionen teilzunehmen und die Anliegen der Studierenden an die Öffentlichkeit zu tragen. Als Kernpunkte der Verbandsarbeit wurden folgende Punkte definiert:

  • Mitbestimmung für die Entfaltung freier und kritischer Wissenschaft. Der DASV tritt deswegen für die Einrichtung, Bewahrung und Förderung von studentischen Selbstverwaltungsgremien im Bereich der archäologischen Fächer an den Universitäten ein.
  • Vernetzung und Koordination der Studierendenvertretungen innerhalb und zwischen den einzelnen Hochschulen.
  • Hilfestellung für im Aufbau befindliche Studierendenvertretungen.
  • Erhaltung und Förderung der wissenschaftliche Vielfalt an den Universitäten.
  • Auftreten gegen Ökonomisierungsdruck, der die archäologischen Fächer besonders hart trifft, da diese oftmals mit nur geringen Personal- und Sachmittel ausgestattet sind.
  • Gemeinsames Sprachrohr sein gegenüber Universitäten, Politik und Öffentlichkeit.



Um diesen Zielen gemeinsam näher zu kommen, finden zwei mal im Jahr Bundesfachschaftentagungen (BuFaTa) der archäologischen Disziplinen statt. Die letzte BuFaTa wurde von den Studierenden der Klassischen Archäologie Wien in Höflein bei Carnuntum organisiert. Auf diesen Tagungen formieren sich Arbeitsgruppen, die sich mit verschiedenen aktuellen Themen in Bezug auf die Archäologie beschäftigen.
Ein Hauptaugenmerk wurde dabei in letzter Zeit auf die Umstellung der Studien nach dem Bologna-Prozess von Diplom- und Magisterstudiengängen zu Bacchelor- und Masterstudiengängen gelegt. Auf Grundlage der Erfahrungen der Mitglieder des DASV wurden u.a. Richtlinien für die sinnvolle Organisation archäologischer Studiengänge erarbeitet, die wir Lehrenden und Studierenden an die Hand geben können. Durch die Entsendung eigener Vertreter in die Curriculums-Kommissionen können die Studierenden direkt Einfluss auf die Gestaltung ihrer neuen Studiengänge nehmen. Besonders im Zuge dieser weitreichenden Reformen hat sich der Nutzen der studentischen Vernetzung, welche unkompliziert und schnell funktioniert, erwiesen. Durch Erfahrungsberichte aus erster Hand und Vergleiche der einzelnen Studienpläne können Schwachstellen aufgezeigt und Organisationsstrukturen optimiert werden.
Neben den neuen Studienplänen bietet der DASV immer wieder Hilfestellung bei akuten Problemen archäologischer Studierender und deren Studierendenvertretungen. So bietet der Verband breite Unterstützung beim Erhalt Archäologischer Institutionen und im Kampf gegen deren Schließung sowie bei der Konstituierung neuer Studierendenvertretungen. Einen wichtigen Diskussionspunkt stellt die Einführung und Erhebung allgemeiner Studiengebühren in Deutschland und Österreich dar, die nicht allein aufgrund ihres sozial selektiven Charakters vom DASV abgelehnt werden.
Der DASV wurde bereits bei seiner Gründung als fach- und länderübergreifender Verband konzipiert, da wir der Ansicht sind, dass die meist mehr auf Tradition denn auf inhaltlicher Divergenz beruhende Trennung der einzelnen Fachbereiche den Interessen der Archäologie im Allgemeinen eher ab- denn zuträglich war und ist. Aus diesem Grund pflegt der DASV auch enge Kontakte mit Fach- und Berufsverbänden in Österreich und Deutschland. Er ist Teil eines im Juni 2008 gegründeten Kooperationsnetzwerkes dem zur Zeit DGUF (Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte), GNAA (Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie und Archäometrie) und WSVA (West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung) angehören. Das Kooperationsnetzwerk strebt an, die Vielzahl der archäologischen Interessenvertretungen über aktuelle politische und öffentliche Diskussionen und Entscheidungsprozesse zu informieren und seinen Mitgliedern somit die Möglichkeit zu bieten, einzeln oder geschlossen in diesen Diskussionen ihre Meinung einzubringen. Das Netzwerk hat sich bereits für den Erhalt von archäologischen Instituten eingesetzt und bemüht sich derzeit darum den Stellenwert der Kultur und damit auch der Archäologie in der europäischen Rahmengesetzgebung zu fördern und zu erhalten, um nur zwei Beispiele zu nennen. Darüber hinaus steht der DASV in engem Kontakt mit dem DArV (Deutscher Archäologen Verband) und hat derzeit zwei studentische Vertreter in seinen Hauptausschuss entsandt. Der DASV ist bemüht mit möglichst vielen archäologischen Verbänden in Informations- und Erfahrungsaustausch zu treten, um alle Facetten der Fach- und Berufswelt angemessen zu berücksichtigen. Wir erachten solche Vernetzungen auf Verbandsebene für beide Seiten als vorteilhaft, da die Studierenden früh einen Einblick in die Arbeit der einzelnen Verbände erhalten und somit nach Abschluss ihres Studiums einen dieser Verbände als engagierte Mitglieder bereichern können. Daher nehmen einige Verbände bereits die Möglichkeit wahr, die Arbeit des DASV durch logistische und finanzielle Unterstützung zu fördern.

Der Regionalverband Österreich

Der DASV e.V. ist in sechs Regionalverbände (Nord, Ost, West, Süd, Österreich, Schweiz) untergliedert, die alle Universitäten mit archäologischen Fächern im deutschsprachigen Raum erfassen. Die Regionalverbände entsenden je ein Mitglied in den Vorstand, der die Geschäfte des Verbandes führt. Die Vorstandsmitglieder werden auf der Ebene der Regionalverbände von den RegionalvertreterInnen unterstützt, um die Arbeit des Verbandes auf einer kleineren geographischen Ebene zu koordinieren. Die Regionalverbände wurden anhand der Anzahl der in den einzelnen Regionen vertretenen archäologischen Fächer konzipiert. Darüber hinaus waren auch die Rahmengesetzgebungen auf Hochschulebene für die Bildung der einzelnen Regionalverbände relevant.
Im Regionalverband Österreich haben bisher fünf Studierendenvertretungen einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt und wurden als Vollmitglieder aufgenommen. Die verbleibenden zwei Studierendenvertretungen beteiligen sich jedoch im gleichen Maße an der Verbandsarbeit.


Mitglieder des Regionalverbandes Österreich:

  • StV Klassische Archäologie Wien (stellt derzeit den Regionalvertreter: Johannes Reiter)
  • StV Ur- und Frühgeschichte Wien
  • StV Klassische Archäologie Salzburg
  • StV Klassische Archäologie Innsbruck (stellt derzeit das Vorstandsmitglied: Peter Lochmann)
  • StV Ur- und Frühgeschichte Innsbruck

Mitarbeitende Studierendenvertretungen im Regionalverband Österreich:

  • StV Klassische Archäologie Graz
  • StV Vorderasiatische Archäologie Innsbruck

Die Regionalverbände treffen sich zwischen den Bundesfachschaftstagungen zu eigenen Regionalverbandstagungen, um Diskussionen und Arbeitsaufträge der vergangenen BuFaTa's fortzuführen oder umzusetzen und Belange der Mitglieder auf regionaler Ebene zu behandeln. Das letzte dieser Treffen des Regionalverbandes Österreich fand Ende Juni in Volders statt und wurde von den Innsbrucker Studierenden organisiert. Dabei wurden in Arbeitsgruppen mehrere Themen behandelt, welche speziell in Bezug auf in Österreich gültige Rahmenbedingungen untersucht wurden.

Die neuen Studiengänge in Österreich
Die neuen Studienpläne der BA- und MA-Studien sind entweder schon in Kraft getreten oder nehmen langsam ihre endgültige Form an. Dies war Grund genug, um sie miteinander zu vergleichen und zu überprüfen, ob die angestrebten positiven Auswirkungen des Bologna-Prozesses wirklich zum Tragen kommen. Das Ergebnis dieses Vergleichs ist recht ernüchternd. Die Studienpläne könnten unterschiedlicher nicht sein und erleichtern den Studierenden die Mobilität keineswegs. Während bei den bisherigen Diplomstudien die Austauschbarkeit einzelner Bereiche des Studiums durchaus gegeben war, wird dies durch die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Lehrveranstaltungsmodule in den neuen Studienplänen erschwert bis unmöglich. Die Gestaltung des eigenen Studiums nach qualitativen Kriterien wird zulasten eines schnellen und überschneidungsfreien Studienverlaufes der Vergangenheit angehören. Über die eigene Universität hinaus wird die Gestaltungsfreiheit vom "good will" der Studienbeauftragten der jeweiligen Hochschule abhängen und entspricht somit in keiner Weise der Idee des Bologna-Prozesses.
Ein weiterer und sehr bedauernswerter Effekt ist das Verschwimmen von Fachgrenzen dort, wo eine Trennung der einzelnen Forschungszweige als sinnvoll erachtet werden kann, sowie das Fehlen eines eindeutigen Profils innerhalb mancher Studien.
Der Regionalverband Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, diese Missstände aufzuzeigen und ihnen nach Möglichkeit entgegenzuwirken. Der Vergleich mit den übrigen Regionalverbänden im Rahmen der nächsten BuFaTa wird zeigen, ob dieses Phänomen auch im restlichen Verbandsgebiet zu beobachten ist und somit auch dort Handlungsbedarf besteht.

Studienleitfaden
Ein großes Ziel des Regionalverbandes Österreich ist es, den studentischen Nachwuchs zu fördern. Daher wurde ein Studienleitfaden aller österreichischen archäologischen Studien erstellt und gedruckt. Dieser soll ab dem kommenden Schuljahr allen Maturanten und Maturantinnen zugänglich gemacht werden. Zudem wird allen Schulen die Möglichkeit geboten, Studienberatungen vor Ort durch Studierende der Archäologie anzubieten. Neben dem Erhalt der Studierendenzahlen kann in diesem Zuge die nachkommende Generation für Themen der Archäologie und des Kulturgüterschutzes sensibilisiert werden.

Studieren abseits des Studienplans
Studienpläne können schon lange nicht mehr das gesamte Anforderungsprofil junger Archäologen und Archäologinnen abdecken. Die Kenntnisse und Fähigkeiten, welche heutzutage von Studierenden gefordert werden, können nicht alle an den Universitäten gelehrt werden. Dazu fehlen sowohl finanzielle und personelle Mittel als auch Zeit bei Studierenden wie Dozenten. Daher wurde ein Konzept für ein österreichweites Workshop-Programm erstellt. In Gruppen mit bis zu zehn TeilnehmerInnen sollen an einem Wochenende mit Experten Themen abseits von Studienplänen erarbeitet werden: Englisch für Archäologen mit einem Dolmetscher, Arbeits- und Steuerrecht auf der Ausgrabung mit einem Juristen, neue Medien mit einem Experten, etc.
Um eine Vernetzung der Studierenden innerhalb Österreichs zu erreichen, sollen die Workshops nur dann stattfinden, wenn aus jeder Universitätsstadt mindestens ein Studierender teilnimmt. Der Pilotversuch ist für Anfang Juni 2009 geplant. Ideen, Vorschläge und auch Experten sind dem Regionalverband Österreich sehr willkommen. Der Regionalverband Österreich nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein, anhand dessen Erfahrungen und Ergebnissen ähnliche Programme in anderen Regionalverbänden angedacht werden können.

Archäologie und Schule
Als letzter großer Punkt haben sich die Mitglieder des Regionalverbandes Österreich die Frage gestellt, wie man die Akzeptanz für die Archäologie und somit gleichzeitig auch für zukünftige Archäologen und Archäologinnen erhöhen kann. Als Ergebnis der Überlegungen wurde das Konzept "Archäologie und Schule" erstellt. Es umfasst verschiedene einstündige Programme für unterschiedliche Schulstufen, mit welchen Studierende der Archäologie zusammen mit Lehrpersonen eine Schulstunde gestalten und den Schülern und Schülerinnen die Archäologie näher bringen sollen. Die Programme werden bis zur nächsten BuFaTa in allen Schulstufen exemplarisch getestet und im anschließend optimiert. Der Verband erhofft durch die "Aufklärungsarbeit" in den Schulen eine langfristige und nachhaltige Aufwertung der Archäologie in der öffentlichen Meinung.

Somit hat sich der Regionalverband Österreich hohe Ziele gesetzt, welche auch weiterhin verfolgt werden. Bei Interesse stehen die Mitglieder gerne für Fragen zur Verfügung und wir freuen uns auch auf jegliche Form der Unterstützung.

Homepage: www.dasv-ev.org
E-Mail-Adresse: rv-oesterreich@dasv-ev.org

© Peter Lochmann
e-mail: peter.lochmann@student.uibk.ac.at


This article should be cited like this: P. Lochmann, Der DASV e.V. stellt sich vor, Forum Archaeologiae 48/IX/2008 (http://farch.net).



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