Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 32 / IX / 2004

GESCHICHTE DURCHBLICKEN - GESCHICHTE ERLEBEN

Selten sind Zeugnisse unserer Geschichte ohne Erklärung verständlich. Oft hat der Zahn der Zeit an ihnen genagt und nur mehr Reste übriggelassen. Mitunter sind sie nur mehr für den Kenner oder überhaupt nicht mehr zu erkennen. Das transparente Durchblick-Panorama zeichnet Geschichte am Originalschauplatz wieder ins Blickfeld, erklärt sie und macht sie so authentisch erlebbar.
Anstoß für die Entwicklung des Durchblick-Panoramas war die Beobachtung, daß herkömmliche Schau- und Panoramatafeln oft ausgerechnet den Blick auf das verstellen, was sie erklären sollen. Die künstliche Abbildung von noch sichtbaren Dingen ist bestenfalls die zweitbeste Lösung. Hinzu kommt der laufend notwendige Blickwechsel zwischen erklärender Visualisierung und dem Original.
Beim Durchblick-Panorama blickt der Betrachter durch eine transparente Tafel in das Original. Auf der Sicherheitsglasscheibe wird dieses Blickfeld erklärt und nicht mehr Sichtbares mit einfachen Strichen wieder ins Blickfeld gezeichnet. Der Betrachter sitzt auf einem höhenverstellbarem Drehstuhl und dreht diesen exakt in die Höhe, in der Original-Hintergrund und Grafik passgenau übereinander zu liegen kommen (Abb. 1). Die Grafik ist in einfachen schwarzen Strichen mit weißer Outline ausgeführt und ist so auch vor unruhigem Hintergrund und bei jeder Jahreszeit gut sichtbar. Sie ist außerdem auf das Wesentliche reduziert, damit möglichst wenig vom Originalbild verdeckt wird und das Durchblick-Panorama seine Stärke - den Durchblick - voll ausspielen kann. Der Durchblick ist übrigens auch ein bereits erprobter Aufhänger für Sponsoring: "diesen Durchblick in Ihre Geschichte, widmet Ihnen ...".
Die historischen Illustrationen stammen vom Illustrator des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck. Sein Zugang zu Information, seine Kontakte zu unterschiedlichen Spezialisten, sein Gefühl für Geschichte sorgen neben dem Auftraggeber dafür, daß die Illustrationen authentisch ausfallen. Besonderen Reiz haben auch die originalgetreuen Details.


Das Durchblick-Panorama ist zum Patent angemeldet. Zwei Projekte sind bereits umgesetzt. Der Panoramapfad am Krahberg oberhalb von Landeck in Tirol erklärt mit insgesamt vier Tafelgruppen den 360-Grad-Panoramablick und die von dort aus sichtbaren Zeugnisse der bewegten Geschichte der Region. Ein weiteres Durchblick-Panorama zeichnet den weltweit einzigartigen Römischen Prügelweg durch das Moos zwischen Lermoos und Biberwier am Fuße der Zugspitze (Abb. 2) wieder in die Landschaft und weckt das Interesse für die einzige Römische Kaiserstraße über die Alpen, die Via Claudia Augusta. Reizvoll sind die originalgetreuen Details, die unser Illustrator für Ur- und Frühgeschichte in die Grafik eingebaut hat - original römisches Pferdegeschirr z. B.
Gerade die historische Anwendung stößt auf großes Interesse, ist sie doch eine sehr günstige Alternative zur Rekonstruktion. Sie kann auch der erste kleine Anfang sein, der für eine spätere Rekonstruktion mobilisiert.


Die oberbayerische Gemeinde Denklingen überlegt, mit dem Durchblick-Panorama das Römerkastell wieder auf den Lorenzberg in der Lechschleife bei Epfach (Abodiacum) zu zaubern (Abb. 3a-b). Andiskutiert ist, die Via Claudia Augusta, die heute am Grund des Forggensee-Stausees liegt, und nur bei geringem Wasserstand im Winter zu sehen ist, auch im Sommer sichtbar zu machen, wenn im südlichen Allgäu Hochsaison ist.


In Schwangau am Fuße von Neuschwanstein entdeckte man beim Bau der Tegelbergbahn ein Römerbad. Es wurde im nicht sehr einladenden Betonbaustil eingehaust. Mit dem Durchblick-Panorama ist es möglich, für den Betrachter das originale Römerbad darüberzulegen (Abb. 4).
Noch lebendiger und einladender wird die Inszenierung, wenn sich dazu Römerfiguren gesellen, die gerade zum Baden gehen. Transparente Figuren mit den selben einfachen schwarz-weißen Strichen können im Römerbad selbst die römische Badekultur erklären. Wie das Durchblick-Panorama sind sie sehr zurückhaltend, stilvoll und verdecken nur in notwendigem Umfang den Blick auf die Ausgrabung, die im Zentrum stehen soll (Abb. 5). Wie eindrucksvoll wäre es außerdem, wenn im ehemaligen Römischen Hafen Altinum bei Venedig wieder ein Hafen erkennbar wäre. Der Hafen liegt heute einige Kilometer im Landesinneren und ist kaum als solcher zu erahnen. Man sieht dort momentan nur Pflaster- und Mauerreste.
Das Stollensystem eines historischen Bergbaues von außen sichtbar machen, oder eine dunkle Zeche mit fluoreszierender Folie erklären, eine Moorbahn wieder durch den Chiemgau fahren lassen, die Rest einer mittelalterlichen Burganlage wieder zur kompletten Burg ergänzen und die Funktion der verschiedenen Bereiche erklären, ... Hier ist leider nur Raum für einige Anwendungsmöglichkeiten. Die Ideen für neue Anwendungen gehen nicht aus.
Bei Ausgrabungen, die geschichtliche Zeugnisse aus verschiedenen Epochen zu Tage bringen, können diese in mehreren nebeneinanderstehenden Durchblick-Panoramen vor Augen geführt werden. Man kann damit auch beispielsweise zeigen, wie sich eine Stadt oder ein Platz über die Jahrhunderte entwickelt hat.
Meist ist es notwendig, Grabungsflächen nach Abschluß der archäologischen Forschungen wieder zu schließen. Mit dem Durchblick-Panorama werden die Ergebnisse für den Interessierten vorort festgehalten und regen zum Mitdenken an. Mit relativ geringem Kostenaufwand kann die Grafik außerdem laufend dem aktuellen Erkenntnis-Stand angepaßt werden. Ein wirksames Instrument, um Bewußtsein und damit finanzielle Basis für weitere Grabungen zu schaffen.

Mehr Info zur Machart des Durchblick-Panoramas auf http://www.authentic-marketing.at unter authentic standards.

© Christoph Tschaikner
e-mail: ch.tschaikner@authentic-marketing.at

This article should be cited like this: Ch. Tschaikner, Geschichte durchblicken - Geschichte erleben, Forum Archaeologiae 32/IX/2004 (http://farch.net).



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