Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 28 / IX / 2003

ZU DEN GOLDAPPLIKEN AUS DEM ARTEMISION VON EPHESOS UND IHRER VERWENDUNG

Bereits im Zuge der Ausgrabungen im Auftrag des British Museum von 1904 - 05 durch den englischen Archäologen D. G. Hogarth kam in der sog. Zentralbasis im Artemision von Ephesos neben vielen anderen Kleinfunden wie Münzen, Bronzen, Elfenbein, Terrakotten, Skarabäen u.ä. eine große Anzahl von Goldobjekten ans Tageslicht, die bereits 1908 in einer umfassenden Publikation vorgestellt wurden [1]. Seit der Wiederaufnahme der Grabungen im Artemision im Jahre 1965 durch das Österreichische Archäologische Institut unter der Leitung von A. Bammer fand sich ebenfalls eine Vielzahl von Goldobjekten, von denen die meisten bis heute noch keine umfassende Bearbeitung erfahren haben [2].
Unter den Goldfunden aus dem Heiligtum, die in das 7. und 6. vorchristliche Jahrhundert datieren, überwiegen die aus einfachem Goldblech geschnittenen Appliken [3]. Diese sind kleine, flache Plättchen, an deren Rändern sich eine oder mehrere Durchbohrungen oder auch Ösen zur Befestigung finden. Ihre Form kann rund, quadratisch oder rechteckig sein, in einigen Fällen sind die Plättchen auch nach ihren motivbestimmenden Konturen gefertigt. Die Appliken zeigen alle ein Motiv: es finden sich wenige anthropomorphe und zoomorphe sowie zahlreiche nicht-figürliche Darstellungen (Abb. 1) [4].
Die Vorliebe der archaischen Periode - v.a. während der orientalisierenden Epoche - für die Ornamentik [5] spiegelt sich in den floralen Motiven wie beispielsweise den Rosetten wider, die auch in großer Zahl auf den ephesischen Appliken auftreten (Abb. 2) [6]. Einzelne figürliche Darstellungen wie etwa die Biene oder der Falke hingegen nehmen vermutlich direkt Bezug auf die im Artemision verehrte Gottheit (Abb. 3) [7].
Mehrere Verwendungsmöglichkeiten sind für die ephesischen Appliken in Betracht zu ziehen, allerdings können die Randperforierungen der meisten im Artemision gefundenen Bleche prinzipiell als Indiz für eine Befestigung durch Aufnähen auf ein weiches Material wie Stoff betrachtet werden [8]. Die Applizierung von metallenem Zierat auf Kleidungsstücken gilt als Ergänzung für eingewebten bzw. aufgestickten Dekor. Durch sie sollte die Monotonie der Stoffe unterbrochen und die Kleidung abwechslungsreicher gestaltet werden [9]. Auch in der Kunst des Nahen Ostens waren die Plättchen äußerst beliebt und traten recht häufig auf [10]. Darstellungen von Goldappliken-verzierter Kleidung bei Göttern und Menschen finden sich schon im 12.Jh. v.Chr. in Assyrien und Babylonien und in der Ikonographie Mesopotamiens bis in achämenidische Zeit [11]. In der mesopotamischen Kunst hatte die Kleidung einen eigenen symbolischen Wert, wobei sie selbst als Symbol göttlicher Mächte galt: kosmische Wirklichkeiten wurden mit den Götterkleidern gleichgesetzt [12].
Für Kleinasien ist die Verwendung von Appliken ebenfalls seit dem 8.Jh. v.Chr. gesichert, wobei eine wechselseitige Beeinflussung der Textilkunst und der ornamentierten Keramik zu vermuten ist [13]. Götter- oder Kultbilder erhielten von der phrygischen Textilindustrie neue Gewänder. Diese kamen zusammen mit phrygischen Fibeln auch in den griechischen Bereich, etwa als Weihegaben in das Heraion von Samos um 720/710 v.Chr. [14].
Aus phrygischen Tumuli stammen textile Reste von Wandbehängen, Decken, Kleidung etc. [15] Phrygische gemusterte Stoffe finden sich auf dem Felsrelief von Ivriz und einem Stelenfragment aus Bor [16]. Diese Muster wurden schließlich von der einheimisch-ionischen Textilkunst übernommen: So zeigen etwa Elfenbeinstatuetten aus dem Artemision als Gewandmuster aufgenähte, gestickte oder applizierte Plättchen [17].
Der Vergleich mit anderen zeitgleichen Heiligtümern legt die Vermutung nahe, dass die Goldappliken aus dem Artemision von Ephesos nicht als individuelle Weihegaben im Heiligtum niedergelegt wurden, da in keinem anderen bekannten Heiligtum auch nur annähernd dieselbe Funddichte dieser Objektgruppe festgestellt werden konnte. Wäre die Weihe von Appliken als Votive an eine Gottheit Usus gewesen, würde man etwa im benachbarten Heraion auf Samos eine ähnliche Situation wie im Artemision erwarten. Zwar gibt es aus dem Artemis Orthia Heiligtum in Sparta Bleifiguren und mit Rosetten und Schalenspiralen geschmückte Bleiplättchen, die ab 700 v.Chr. datiert werden [18] und vermutlich Goldschmuck nachahmen, doch ist das in Sparta gefundene Material quantitativ nur sehr gering und stilistisch mit dem ephesischen nicht zu vergleichen.
Zahlenmäßig ähnliche Funde sind nur aus Gräbern bekannt [19]. Daher scheint eine Interpretation der ephesischen Appliken als Teil der Kultbildausstattung oder als rituelle Kleiderweihungen nahe zu liegen [20].
Die Kleidung des Kultbildes im Artemision bestand vermutlich aus mehreren Teilen, von denen v.a. der Ependytes [21] - eine Art Schürze über dem Chiton - mit Appliken verziert gewesen sein konnte. Schon bei Xenophon [22] wird bezeugt, dass die Ephesia des späten 5. Jhs. mit einem goldenen oder zumindest vergoldeten Schurz bekleidet war. Dieser ist mit glatten und verzierten, senkrecht und waagrecht verlaufenden Leisten in quadratische oder rechteckige Felder unterteilt, die mit ornamentalen oder figürlichen Motiven gefüllt sind [23]. Dieser untere Gewandteil kann durchaus mit der mit Goldappliken verzierten Kleidung von Göttern und Königen, die in den babylonischen Texten beschrieben wird, verglichen werden [24]. Aufgrund der zahlreichen Appliken, Bleche und Folie unter den Goldfunden muss jedoch mehr als ein einziges Gewand im Heiligtum existiert haben, was für einen häufigen Trachtwechsel (nicht Änderung) spricht [25]. Vermutlich war der ‚Ependytes' nicht ein einziges, aus Gold gefertigtes Teil, sondern die einzelnen Goldplättchen waren auf einer Stoffunterlage befestigt. Dafür spricht jedenfalls einerseits der Vergleich mit den mesopotamischen Götterkleidern, andererseits v.a. die Rahmung, die die einzelnen Plättchen umgibt [26].
Interessant ist aber, dass keine der im Artemision gefundenen Goldstatuetten aus dem 7. und 6.Jh. v.Chr. eine Applikenverzierung oder eine Einteilung in Kassettenmuster mit unterschiedlichen Motiven im unteren Abschnitt des Gewands aufweist, wie es bei den späteren Statuen aus anderen Materialien der Fall ist. Eine einzige Statuette (1980 gefunden) zeigt an den Gewandborten ein umlaufendes Mäandermuster [27]. Im Gegensatz dazu finden sich bei einigen Elfenbeinstatuetten sehr wohl Gewanddekorationen, die an eine Applikenverzeirung denken lassen [28].
Die zweite Verwendungsmöglichkeit wäre die der Kleiderweihung, die schon bei Homer belegt ist [29]. Durch die Inventarlisten des 4.Jhs. v.Chr. mancher Heiligtümer wie der Artemisheiligtümer in Brauron [30] oder auf der Akropolis von Athen [31] oder auch das Heraions von Samos [32] wird deutlich, dass es sich v.a. um Schenkungen von Privatpersonen handelt [33]. Kleidungsstücke wurden vornehmlich von Frauen geweiht, etwa um für eine bevorstehende Geburt zu bitten oder als Dank für reichen Kindersegen. Diese geweihten Gewänder wurden vermutlich auch zur Bekleidung der Kultbilder oder bei bestimmten Kulthandlungen zu Ehren der Gottheit verwendet [34]. Vorherrschend ist hier eine enge Korrespondenz zwischen den Goldappliken und den textilen Gaben, denn über die durch die Appliken verzierten Gewänder ergab sich eine durchaus kommunikative Wirkung, bei der die Kleidung eine symbolische Rolle übernahm [35].
Die Verwendung von Gold als Träger und die eigens dafür entwickelte Technik zur Kleiderdekoration beinhaltet vermutlich eine spezielle Funktion der Appliken, da diese der Kleidung eine Art 'heilige' Aura gegeben haben, die nicht auf andere Medien übertragbar ist [36]. Diesen besonderen Charakter verloren die Kleidungsstücke auch später nicht [37]: Die Kunst der Gewandapplikation kam vom Iran nach Byzanz und schließlich ins mittelalterliche Europa [38], parallel dazu auch von Mesopotamien nach Syrien, Ägypten und in den Mittelmeerraum. Auch wenn sich die Techniken (Appliken > Stickerei > Webkunst) und die Motive selbst (Rosetten und Sterne > Lilien und Bienen) im Laufe der Jahrtausende geändert haben, wurde doch das Prinzip von einzelnen und invariablen Einheiten beibehalten.

[1] Siehe hierzu D. G. Hogarth, Gold and Elektron Jewellery, in: D. G. Hogarth, Excavations at Ephesus. The Archaic Artemisia (1908) 94-115 Taf. II-X. Die Goldobjekte befinden sich heute im Archäologischen Museum in Istanbul sowie im British Museum in London. Zu den Objekten in London siehe F. H. Marshall, Catalogue of the Jewellery, Greek, Etruscan, and Roman, in the Departments of Antiquities, British Museum (1911) 65-85 Katnr. 827-1102 Taf. IX. X. Im Jahre 1990 wurden diese Funde im Rahmen einer unpublizierten Magisterarbeit an der Université de Louvain durch Ch. Scheich neuerlich erfasst: Ch. Scheich, Les Bijoux decouverts sous l'Artemision de Crésus a Ephèse (1990).
[2] Davon ausgenommen sind einige besonders herausragende Stücke, die in kleineren Abhandlungen vorgestellt wurden, so z. B. in A. Bammer, ÖJh 56, 1985, 39-58; ders., ÖJh 58, 1988, 1-23; K. Gschwantler - V. Freiberger, Untersuchungen zur Technologie zweier Goldstatuen aus dem Artemision von Ephesos, in: U. Muss (Hrsg.), Der Kosmos der Artemis von Ephesos. Sonderschriften ÖAI 37 (2001) 73-84; Ch. Scheich, Ein Stier- und Löwenkopfanhänger aus Gold aus dem Artemision von Ephesos, in: Muss (Hrsg.) a.O. 289-296; W. Seipel (Hrsg.), Die Artemis von Ephesos. Ausstellungskatalog Kunsthistorisches Museum Wien (in Druck 2003). Diese Funde werden im Depot des Ephesos-Museums in Selçuk aufbewahrt. Die Goldappliken wurden von der Verfasserin im Sommer 2003 als Dissertation an der Universität Wien vorgelegt und werden von ders. gemeinsam mit den übrigen Goldfunden der Bammer-Grabung im Rahmen eines FWF-Projektes zur Publikation vorbereitet. Die technologischen Untersuchungen zu diesen Objekten werden von B. Bühler vorgenommen.
[3] Die Gruppe der Appliken umfasst insgesamt 531 Objekte. Zu den Goldappliken aus den englischen Grabungen siehe Hogarth a.O. (Anm. 1) Taf. III 6,10. VIII 1-29. IX 33-49. X 1-34 und Marshall a.O. (Anm. 1) 65-69 Nr. 827-909. Zu denen aus den österreichischen Grabungen siehe zuletzt A.M. Pülz, Zur Interpretation von Motiven: Die Goldappliken aus dem Artemision von Ephesos, in: Muss a.O. (Anm. 2) 221-232.
[4] Nicht berücksichtigt sind glatte Bleche mit Durchbohrungen oder Fragmente, auf denen sich durch ihre minimale Größe nicht mehr erkennen lässt, ob sie ein Motiv besaßen oder nicht.
[5] Für B. Deppert-Lippitz sind die Goldbleche aus dem Artemision v.a. orientalischen Ursprungs. Dazu B. Deppert-Lippitz, Griechischer Goldschmuck (1985) 92f.
[6] Mit Goldrosetten geschmückte Gewänder und Haarschmuck haben eine lange, bis in die Bronzezeit zurückreichende Tradition. Siehe dazu Deppert-Lippitz a.O. (Anm. 5) 35 Fig. 13b; W. Rudolph, A Golden Legacy: Jewelry from the Burton Y. Berry Collection (1995) 59 und Anm. 24.
[7] Zum Vergleich siehe auch achämenidische Goldbleche mit geflügelten Sonnen oder anderen Götterdarstellungen: in C. D. Curtis, Sardis XIII: Jewelry and Goldwork, Part 1, 1910-1914 (1925).
[8] Vgl. mit A. Pekridou-Gorecki, Mode im antiken Griechenland. Textile Fertigung und Kleidung (1989) 49. Andere Funktionen wären beispielsweise als Dekoration in Verbindung mit Elfenbein oder mit Holz, aber auch als Zierglieder von Ketten - in der Art eines Brustbehanges. Eine Verbindung mit Bronzeobjekten ist aufgrund deren Beschaffenheit laut Gudrun Klebinder im Artemision eher auszuschließen.
[9] Zu diesen Techniken siehe auch E. Riefstahl, Patterned Textiles in Pharaonic Egypt (1941) 41ff.
[10] Zu Beispielen siehe A. L. Oppenheim, JNES 8, 1949, 172-93; K. R. Maxwell-Hyslop, Western Asiatic Jewellery c. 3000-612 (1971) 212 Pl. 179.
[11] Vgl. mit Oppenheim a.O. (Anm. 10) 181. In Mesopotamien ist das Bekleiden der Götterstatuen, ebenso wie deren Nahrungsaufnahme, ein bedeutender Aspekt im religiösen Leben und im Kult. Siehe dazu auch E. Matsushima, Divine Statues in Ancient Mesopotamia: their Fashioning and Clothing and their Interaction with the Society, in: E. Matsushima (Hrsg.), Official Cult and Popular Religion in the Ancient Near East (1993) 217.
[12] Siehe dazu H. Sauren, Visible Religion II, 1983, 99ff.
[13] Siehe z. B. E. Akurgal, Phrygische Kunst (1955) 44f. Abb. 15 Taf. 8a.b; oder R. M. Boehmer, AA 1973, 152. Zur Gewandornamentik auf melischen Amphoren des 7. Jhs. siehe D. Papastamos, Melische Amphoren (1970) 108ff.
[14] F. Willemsen, Frühe griechische Kultbilder (Diss. München 1939) 5. 13f.: "Die Hera des Heraion von Samos trug Gewänder aus Stoff, auch ihr, dem Bild von Smilis gefertigt, wird an den Heraia ein neues Gewand dargebracht sein. ... Dem Peplos, der alle vier Jahre der Hera zu Olympia dargebracht wurde an den Großen Heraia, muß ein älterer, jährlich gefertigter vorangegangen sein."
[15] Zu Gewandresten aus phrygischen Bestattungen in Gordion siehe G. Körte - A. Körte, Gordion. Ergebnisse der Ausgrabung im Jahre 1900 (1904) 232ff. Siehe auch R. Ellis, Textiles, in: R. S. Young, Gordion Excavations: Final Reports I (1981) 294-310.
[16] Vgl. Boehmer a.O. (Anm. 13) 150f. Abb. 3f.
[17] Dazu Hogarth a.O. (Anm. 1) 156 Taf. XXI 6. XXII 1a-c. 157 Taf. XXIV 1a-b. 160 Taf. XXI 2. XXIV 7,11. Zuletzt F. Işik, Elfenbeinfiguren aus dem Artemision von Ephesos, in: Muss a.O. (Anm. 2) 85-100.
[18] Dazu R. M. Dawkins, The Sanctuary of Artemis Orthia at Sparta (1929).
[19] So z. B. aus den drei Güre Tumuli Gräbern Aktepe, Toptepe und Ikiztepe, in denen ca. 150 Appliken gefunden wurden. Diese sind den ephesischen Objekten hinsichtlich ihrer Form, der Herstellungstechnik als auch ihrem Motiv nach sehr ähnlich. Vgl. I. Özgen - J. Öztürk, Lydian Treasure (1996). In den Gräbern von Kamiros, Ialysos und Lindos auf Rhodos fand sich Gold- und Silberschmuck aus der orientalisierenden Periode (650 - 600 v. Chr.) von hoher technischer Qualität, mit neuen Formen und Motiven. Das zahlreiche Material weist auf eine führende rhodische Werkstatt hin. Auf den ca. 144 rhodischen Goldplättchen finden sich Gottheiten mit Tieren wie Löwen oder Vögel, hybride Figuren und Sphingen und Greifen dargestellt. Zum rhodischen Schmuck siehe R. Laffineur, L'orfèvrerie Rhodienne orientalisante (1978).
[20] So auch K. Radner, Kompositstatuen vom Typus der Ephesia aus dem vorkroisoszeitlichen Heiligtum, in: Muss a.O. (Anm. 2) 233-264.
[21] Der antike Name dieses Kleidungsstückes ist nicht bekannt, aber es wird seit H. Thiersch mit dem Ausdruck ‚Ependytes' bezeichnet: H. Thiersch, Ependytes und Ephod. Gottesbild und Priesterkleid im alten Vorderasien (1936) 2f. 108ff. Laut S. Morris, The Prehistoric Background of Artemis Ephesia: A Solution to the Enigma of her ‚Breasts'? in: Muss a.O. (Anm. 2) 138 mit weiterführender Literatur sollte dieser untere Gewandteil, der mit verschiedenen Motiven verziert war, besser nicht als ‚Ependytes' bezeichnet werden, da dieses ursprünglich persische Gewandstück ein allgemeines Luxusgewand für Männer und Frauen war und sich nicht auf eine spezielle Kultausstattung beschränkte.
[22] Xen. an. 5,3.
[23] Zur Beschreibung und den verschiedenen Deutungen und Herleitungen siehe R. Fleischer, Neues zum Kultbild der Artemis von Ephesos, in: H. Friesinger - F. Krinzinger (Hrsg.), 100 Jahre Österreichische Forschungen in Ephesos. Akten des Symposions Wien 1995 (1999) 605; ders., Artemis Ephesia und verwandte Kultstatuen aus Anatolien und Syrien. EPRO 35 (1973) 96 nimmt die von Oppenheim a.O. (Anm. 10) 192 besprochenen Gewänder als Beleg für die Kleidung der Artemis: "Vorerst werden die Ornamente frei auf die Stoffläche verteilt, später in eine geometrische Ordnung eingegliedert. Gegen das naheliegende Argument, dass es sich bei vielen der von Oppenheim herangezogenen Beispiele auch um Stickerei gehandelt haben könnte, wird die Verschiedenheit der beiden Techniken hervorgehoben: hier, in der Stickerei, die freie Raumfüllung mit reicher figuraler Zier, dort die ständige Wiederholung weniger, relativ kleiner Motive. Gerade dies ist ein schlagender Beleg dafür, dass der Ependytes unserer Gottheiten nicht aus einem bestickten Stoffkleid, sondern einem Gewand mit Auflage von Goldplättchen nach Art der mesopotamischen Beispiele entstanden ist, wie Oppenheim selbst annahm."
[24] So auch Radner a.O. (Anm. 20) 251.
[25] Ebda. 260 und Anm. 150.
[26] Interessant ist auch, dass es in Mesopotamien einen Brauch gab, in dem heilige Kleider aus einem großen Heiligtum an kleinere verliehen wurde. Siehe dazu Oppenheim a.O. (Anm. 10) 179. Fleischer a.O. (Anm. 23, 1973) 136 zieht diesen Brauch auch für das Artemision in Erwägung und spricht von einer möglichen Prozession von Ephesos nach Sardes, bei welcher die der Gottheit geweihten Kleider mitgetragen wurden - auch wenn er schreibt, dass es hierfür keinerlei Beweise gibt. Vgl. hierzu aber inschriftliche Belege bei H. Engelmann, Inschriften und Heiligtum, in: Muss a.O. (Anm. 2) 39 über die Schmuckträger.
[27] Siehe dazu zuletzt Gschwantler - Freiberger a.O. (Anm. 2) 73ff.
[28] Dazu Anm. 17 oben.
[29] In der Ilias wird der Athena ein kostbarer Peplos geweiht: Hom. Il. 6, 269ff. 285ff.; Zur Kleidung als Opferspende siehe beispielsweise W. H. D. Rouse, Greek Votive Offerings (1902, reprint 1976) 274ff. 396; oder H.-G. Buchholz, JdI 102, 1987, 7 und Anm. 97.
[30] Vgl. mit T. Linders, Studies in the Treasure Records of Artemis Brauronia found in Athens (1972); I. B. Romano, Early Greek Cult Images (Diss. Pennsylvania 1988) 131.
[31] Siehe auch A. Michaelis, Der Parthenon (1871) 307ff.; J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Attika (1988) 56 mit Lit.
[32] Dazu I. D. Kontis, Adelt 22, 1967, 157 Anm. 3.
[33] So auch Pekridou-Gorecki a.O. (Anm. 8) 101 Anm. 9.
[34] Vgl. ebda. 102.
[35] Diese fand bislang nicht sehr viel Beachtung in der Forschung: so auch B. Wagner-Hasel, Der Stoff der Gaben: Kultur und Politik des Schenkens und Tauschens im archaischen Griechenland (2000) 311. Zu strukturalistischen Untersuchungen über die symbolische Rolle von Kleidung als Gaben siehe beispielsweise auch I. D. Jenkins, Arethusa 18, 1985, 109-32.
[36] Siehe auch Oppenheim a.O. (Anm. 10) 191f.
[37] Vgl. hierzu die mustergewebten Gewänder in der Sassanidenzeit. Dazu auch A. Herzfeld, Am Tor von Asien (1920) 124ff. Taf. LXIIff.: Felsheiligtümer mit Darstellungen von Königen in perlenübersäten Gewändern und Göttinnen in Sternenmänteln.
[38] Siehe auch R. Eisler, Weltenmantel und Himmelszelt (1910).

© Andrea M. Pülz
e-mail:
Andrea.Puelz@oeai.at

This article will be quoted by A.M. Pülz, Zu den Goldappliken aus dem Artemision von Ephesos und ihrer Verwendung, Forum Archaeologiae 28/IX/2003 (http://farch.net).



HOME