Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 67 / VI / 2013

PROJEKT INTERARCH STEIERMARK [1]

Ab seiner Gründung im Jahr 1811 war das Universalmuseum Joanneum aufgrund der historischen Gegebenheiten auch im Gebiet des heutigen Sloweniens tätig. Im Verlauf von mehr als 100 Jahren gelangten mehrere Tausend Objekte aus der slowenischen Steiermark in das Joanneum.
Neben den archäologischen Objekten werden im Joanneum auch archivalische Unterlagen wie Grabungstagebücher, Zeichnungen, Fotos und Pläne verwahrt, die von den zahlreichen Grabungsaktivitäten in Slowenien zeugen. Diese Dokumente sind für den Denkmalschutz, die Raumplanung, die Forschung und den Kulturtourismus in Slowenien von großem Wert, wurden aber bislang dafür nur begrenzt genutzt.

Aus dem Gedanken, diese Quelle der Forschung zu Verfügung zu stellen, entstand eine Projektpartnerschaft unter der Leitung der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum, die das Projekt „InterArch-Steiermark“ (= Interaktives archäologisches Erbe der österreichischen und slowenischen Steiermark) für das EU-Programm der grenzübergreifenden Zusammenarbeit Slowenien – Österreich 2007–2013 ausarbeitete.
Als Partner des Projekts InterArch-Steiermark fanden sich zusammen:

Ende Mai 2011 wurde der Projektantrag vom Begleitausschuss des EU-Programms genehmigt. Die feierliche Unterzeichnung des Fördervertrags durch die Leiterin der slowenischen Verwaltungsbehörde und den Direktor des Universalmuseums Joanneum fand am 28. September 2011 in Schloss Bukovje bei Dravograd statt.


Projektaktivitäten 2011-12
Das Projekt InterArch-Steiermark wird in fünf Arbeitspaketen mit jeweils mehreren Aktivitäten durchgeführt. Obwohl das offizielle Startdatum der 1. August 2011 war, wurden die ersten Aktivitäten erst im September durchgeführt. Bis zum Kick-off-Treffen am 12. Oktober 2011 in Schloss Eggenberg stellten die Projektpartner die Infrastruktur des Projekts, wie Arbeitsräume und technische Ausstattung auf und suchten ihre Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus.
Die Arbeitsteams aus beiden Ländern begannen mit der Erstellung der digitalen Archive. Im Universalmuseum Joanneum konnten von einem Team des Lead Partners und des Projektpartners 3 rund 12.700 Seiten gescannt, davon ca. 4.300 in eine Datenbank aufgenommen werden. Bis November 2012 erfolgte auch die komplette Registrierung aller Objekte aus den Fundstellen in Slowenien, die in den Depots des Joanneums verwahrt werden. Insgesamt wurden fast 7.500 Objekte aufgenommen und sind auf der Projektinternetseite abrufbar.


Das Institut für Archäologie widmete sich den Archiven der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums und der Zentrale des Bundesdenkmalamts Österreich in Wien. Der Verein Kulturpark Hengist nahm die Daten zu den Fundstellen in seinem Arbeitsbereich auf, und das Pomurski muzej Murska Sobota bereitete die Daten aus seinen Sammlungen vor.
Für die Aufnahme von Archivalien und Objekten wurde ein digitales Werkzeug entwickelt, das durch eine Fundstellendatenbank und eine Maßnahmendatenbank erweitert wurde. Zur Entwicklung wurden zwei grenzübergreifende Projektgruppen gebildet, eine unter dem Namen „Input/Output“ und eine unter dem Namen „Technik“. Erstere erstellte ein Konzept der zu erwartenden Datenarten, -mengen und Anwendungsszenarien, das zweite Team überlegte sich dazu eine technische Lösung. Als besonders schwierig stellte sich die Entwicklung der Befunddatenbank heraus – einerseits wegen der Komplexität der Dokumentation von archäologischen Maßnahmen, andererseits wegen der vielen kleinen Unterschiede bei der archäologischen Dokumentation in Slowenien und Österreich. Das Werkzeug wird bis Projektende von Partnern getestet und dann zur freien Nutzung freigegeben.
Das Universalmuseum Joanneum und das Evropski Kulturni in Tehnološki Center Maribor führten eine grenzübergreifenden Ausstellung durch, die im Programm der Europäischen Kulturhauptstadt Maribor 2012 gezeigt wurde. Der Titel der Ausstellung, die von Barbara Porod kuratiert und von Rhizom & e.d.gferer gestaltet wurde, lautete „Ans Licht gebracht. Archäologisches Erbe der Štajerska aus dem Universalmuseum Joanneum / V novi luči. Arheološka dediščina Štajerske iz Univerzalnega muzeja Joanneum“. In der Ausstellung wurden zum ersten Mal Objekte gezeigt, die in den Jahren 1941–1945 ausgegraben wurden, als der NS-Reichsgau Steiermark das heute nördliche Slowenien als Teil der damaligen „Untersteiermark“ verwaltete. Die Ausstellung wurde am 3. Mai 2012 in Schloss Betnava eröffnet. Zur Promotion der Ausstellung wurde die Intervention „Vzpostavitev“ im öffentlichen Raum von Maribor durchgeführt. Ein zweisprachiger Ausstellungskatalog ist erhältlich [2]. Durch eine Änderung im Projekt wird die Ausstellung zu einer Wanderausstellung umgebaut, die in Ljubljana, Celje, Ormož und Murska Sobota gezeigt wird.


Das Thema der Herkunft des kulturellen Erbes und die Zugänglichkeit zum Erbe, das in einem anderen Land verwahrt wird, wurden in einer internationalen Konferenz angesprochen. Mit der Organisation der Konferenz „Wem gehört Geschichte? / Komu pripada zgodovina?“ wurde das Referat Museumsakademie im Universalmuseum Joanneum beauftragt. Die Konferenz fand am 4. und 5. Oktober 2012 im Pokrajinski muzej Maribor statt und stieß auf großes Interesse. Eine Publikation der Vorträge ist in Vorbereitung.
Die Öffentlichkeitsarbeit verläuft über die Homepages der Projektpartner und der Facebook-Seite des Archäologiemuseums. Aktuelle Informationen und Pressemitteilungen werden auf der Projektinternetseite www.interarch-steiermark.eu veröffentlicht, wo mit einer Suchmaschine auch die aufgenommen Archivalien und Objekte abgerufen werden können.

Kontakt:
Dr. Marko Mele
Chefkurator Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung
marko.mele@museum-joanneum.at
Telefon: +43 664/8017 9576, Fax: -9518

Universalmuseum Joanneum
Archäologie & Münzkabinett
Schloss Eggenberg
Eggenberger Allee 90, 8020 Graz, Austria
www.museum-joanneum.at

[1] S. Lehrer – M. Mele – D. Modl – K. Peitler – B. Porod – E. Steiner, Projekt InterArch-Steiermark – Eine Bilanz der Jahre 2011 und 2012, Schild von Steier 25, 2012, 248-261.
[2] B. Porod (Red.), V novi luči. Arheološka dediščina Štajerske iz Univerzalnega muzeja Joanneuma / Ans Licht gebracht. Archäologisches Erbe der Štajerska aus dem Universalmuseum Joanneum, Katalog. Universalmuseum Joanneum GmbH, Archäologie & Münzkabinett (Hrsg.) (Graz 2013).

© Marko Mele
e-mail: marko.mele@museum-joanneum.at

This article should be cited like this: M. Mele, Projekt InterArch Steiermark, Forum Archaeologiae 67/VI/2013 (http://farch.net).



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