Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

BEFUNDE UND FUNDMATERIAL DER KUPFERZEIT AUS WEITENDORF BEI WILDON [1]

Im Jahr 2007 wurde im Rahmen der Errichtung der Koralmbahn im Gemeindegebiet von Weitendorf bei Wildon, VB Leibnitz, Steiermark, eine kupferzeitliche Siedlungsschicht unter der Leitung von Gerald Fuchs, Fa. ARGIS Archäologie Service, ergraben. Bei dem Befund handelt es sich um ein ca. 15 cm mächtiges Schichtpaket, aus dem neben Steinartefakten und Holzkohle eine große Menge an Keramik geborgen wurde. Anhand von 14C-Daten wird das Alter der erhaltenen Holzkohle dieses Befundes auf Cal BC 4320-4040 (2-Sigma-Niveau) datiert. Unter dieser Schicht kamen weitere Befunde zu Tage, die als Gruben, Gräbchen und Pfostenlöcher interpretiert werden. In einer dieser Gruben wurde eine Kupferaxt gefunden (14C-Datierung der Holzkohle dieser Grube: Cal BC 4720-4520; 2-Sigma-Niveau). Alle diese Befunde sind in einer weiteren Schicht eingetieft, aus der ebenfalls Keramikfragmente und Steine stammen. Darunter befand sich ein Kolluvium und der geologische Untergrund.
Die Keramik der beiden Schichten lässt sich aufgrund der Verzierungen (Liniendekor und Einstichmuster) und Formen hauptsächlich dem frühen Jungneolithikum, aber auch dem späten Mittelneolithikum zuordnen. Zu den typischen Formen zählen Zapfenbuckel, spezielle Knubbenformen sowie Knickwandschüsseln, Fußschüsseln, Schüsseln mit s-förmigen Profil, Krüge mit steil abfallender konvexer Schulter und einziehendem, leicht konkavem Unterteil und Tüllenlöffel. Verzierungen, die in das späte Jungneolithikum weisen (Furchenstich, Girlandenmuster,...) fehlen.

Die Materialanalyse der Kupferaxt ergab, dass diese aus gediegen Kupfer gefertigt ist. Die Axt hat folgende Abmessungen: Länge 118mm, Breite 38mm, Höhe 23-37,5mm. Das Gewicht beträgt 411 Gramm. Eine eindeutige Ansprache des Typs ist nicht möglich, aber die meisten Merkmale weisen in Richtung des Typs „Pločnik“, eine Axtform, die ganz am Anfang in der Entwicklung von Kupfergeräten steht.
Das Steinmaterial (bearbeitet von Mag. Michael Brandl) weist für einen endneolithischen Siedlungsbefund ein durchaus vorstellbares Inventar auf. Von 487 gefundenen Stücken wurden 42 Artefakte herausgefiltert, von denen 30 geschlagen und 12 nicht geschlagen sind. Das verwendete Steinmaterial umfasst Quarz bzw. Quarzit und Hornstein/Radiolarit. An 71% der Steine im Gesamtinventar konnte eine thermische Veränderung festgestellt werden.

[1] J. Wilding, Befunde und Fundmaterial der Kupferzeit aus Objekt 9, in: G. Fuchs (Hrsg.), Archäologie Koralmbahn 1: Weitendorf, Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie, Band 198 (Bonn 2011) 23-82.

© Julia Wilding
e-mail: julia.wilding@gmx.at

This article should be cited like this: J. Wilding, Befunde und Fundmaterial der Kupferzeit aus Weitendorf bei Wildon, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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