Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

FIRMALAMPEN DES EVCARPVS. PRODUKTION UND VERBREITUNG

Das TWF-geförderte Projekt zur Produktion und Verbreitung der Firmalampen des Eucarpus unter der Leitung von Mag. M. Auer untersucht die vor allem in Mitteleuropa verbreiteten Lampen mit entsprechender Herstellermarke. Die ältesten Exemplare datieren noch in die zweite Hälfte des 1.Jhs. n.Chr. und finden sich im heutigen Italien (Aqulieia, Modena, Rom, u.a.). Sie besitzen in der Regel keinen Henkel und entsprechen der Form IX nach Loeschke [1]. Zum zweiten Jahrhundert hin verlagert sich der Verbreitungsschwerpunkt, vielleicht ausgehend von Vindonissa, entlang des Limes nach Norden. Die Eucarpus-Lampen nördlich der Alpen entsprechen zwar weiterhin, bis auf wenige Ausnahmen, der Form IX nach Loeschke, treten jedoch vermehrt gehenkelt auf. Erste archäometrische Analysen, durchgeführt von Dr. G. Schneider (FU Berlin), zeigen deutlich, dass der Großteil der am Limes gefundenen Eucarpus-Lampen außerhalb Italiens produziert wurde [2].
Das Wissen um bereits bekannte Eucarpus-Lampen wurde durch intensive Literaturrecherche um etliche Stücke und Fundorte erweitert. Unter allen bislang bekannten Exemplaren wurde auf Basis der erstellten Datenbank eine Auswahl zur chemischen Analyse, die wiederum von Dr. G. Scheider durchgeführt werden wird, getroffen. Diese umfasst Stücke mit Ligatur im Stempel, mit Theatermasken am Diskus und gehenkelte Lampen. Die Analysen sollen Auskunft über den Produktionsort einiger für die Fragestellungen des Projektes aussagekräftiger Exemplare geben. Anders als bei bisher bekannten Untersuchungen, die vornehmlich die Lampen eines einzelnen Fundortes oder Museumsbestandes analysieren [3], liegt diesem Projekt die Idee zugrunde, die Herstellung und die Verbreitung von römischen Tonlampen in Mitteleuropa anhand eines einzigen Produzenten zu erforschen.

Ziel des Projekts ist die Klärung der Frage, ob und inwieweit eine Verlagerung der Lampenproduktion des Eucarpus in Zusammenhang mit der militärischen Expansion bzw. der Verlegung bestimmter Truppenteile nach Norden steht. Die Erklärung, Herstellernamen würden zufällig, durch die Abformung und somit die Kopie einer Originallampe, verbreitet, zeigt sich jedenfalls für die hier behandelten Lampen als unzulässig, da sowohl das Anbringen eines Henkels als auch das vermehrte Vorkommen von Verzierungen, darunter vor allem Theatermasken, für eine eigenständige Produktion nördlich der Alpen sprechen. Außerdem sind Eucarpus-Lampen für das 2.Jh. n.Chr. in Italien nicht mehr belegt, was eine Produktionsverlagerung nach Norden noch wahrscheinlicher macht. Ob die Eröffnung eines neuen Produktionsstandortes die Aufgabe des alten mit sich führte oder gegebenenfalls mehrere parallel laufende Werkstätten existierten ist ebenfalls noch zu klären.

[1] S. Loeschcke, Lampen aus Vindonissa. Ein Beitrag zur Geschichte Vindonissas und des antiken Beleuchtungswesens (Zürich 1919).
[2] G. Schneider – A. Hensen, Chemische Analysen an Tonlampen, in: A. Hensen, Das römische Brand- und Körpergräberfeld von Heidelberg I (Stuttgart 2008) 79-85; G. Schneider – E. Wirz, Chemische Analysen von Firmalampen aus Vindonissa, JbrProVindon 1991 (Brugg 1992) 35-49.
[3] Vgl. S. Loeschcke, Lampen aus Vindonissa (Zürich 1919); E. Buchi, Lucerne del Museo di Aquileia vol. 1 lucerne Romane con marchio di fabbrica (Aquileia 1975); A. Kirsch, Antike Lampen im Landesmuseum Mainz (Mainz 2002) u.a.

© Stephanie Sitz, Martin Auer
e-mail: Stephanie.Sitz@student.uibk.ac.at, Martin.Auer@uibk.ac.at

This article should be cited like this: St. Sitz – M. Auer, Firmalampen des EVCARPVS. Produktion und Verbreitung, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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