Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

DIE WOHNEINHEIT 7 IM HANGHAUS 2 IN EPHESOS [*]

Die Wohneinheit 7 befindet sich im Hanghaus 2 (H 2), das ein im Zentrum der hellenistisch-kaiserzeitlichen Stadt Ephesos situierter Wohnblock ist. Das H 2 grenzt im Norden an die Kuretenstraße, eine alte Haupt- und Prozessionsstrasse, im Süden an die in Ost-West-Richtung verlaufende Hanghausstrasse und im Osten und Westen an steile Stiegengassen (STG). Im H 2 wurden im 2. Viertel des 1.Jhs. n.Chr. insgesamt sieben als Wohneinheiten (WE) bezeichnete Peristylhäuser auf mehreren Geländeterrassen erbaut. Die WE 7 nimmt den nordwestlichen Teil ein. Sie wurde auf zwei Terrassen errichtet, grenzt im Westen an STG 3 und im Süden und Osten an die benachbarten Wohneinheiten 5 und 6. Von der am Hang entlang führenden STG 3 werden zwei Eingänge ins Haus rekonstruiert: Ein Haupteingang, der in den Peristylhof 38b im Erdgeschoß führt, und ein Nebeneingang in den Raum 37 im Obergeschoß.
Die WE 7 ist ein Peristylhaus, das sich über zwei Geschosse erstreckt, die über das Stiegenhaus 39 miteinander verbunden sind. Die Wohnräume waren um Peristylhöfe im Erd- und Obergeschoß angeordnet. Im Obergeschoß befanden sich eine Latrine (34/34a) und ein Wirtschaftsbereich (33, 34b, 35). Im Erdgeschoß blieb der an drei Seiten von Hallen umgebene Hof 38b erhalten, im Obergeschoß lag über diesem ein von ionischen Säulen umstandener Hof 38b.1, an den ab dem 2.Jh. n.Chr. ein kleinerer Hof im Südosten angebunden war.
Die WE 7 wurde im 2. Viertel des 1.Jhs. n.Chr. errichtet (Bauphase I). Größere Umbauten und Neuausstattungen fanden im 1. Viertel des 2.Jhs. (Bauphase II) und um 220/230 n.Chr. (Bauphase IV) statt. In Bauphase II wurde das Haus an eine Frischwasserleitung angeschlossen, die die Installierung eines Brunnens im Peristylhof 38b und eines Bades in den Räumen 38e (Kaltbaderaum) und 38h (Warmbaderaum) ermöglichten. Das Haus wurde im 3. Viertel des 3.Jhs. n.Chr. durch eine Erdbebenserie zerstört. Eine Renovierung fand nicht statt, lediglich über den westlichen Räumen wurden in frühbyzantinischer Zeit mehrere Mühlen und eine Steinsäge erbaut.
Haustypus, Anordnung und Größe der Räume, die Wand- und Bodenausstattung, die Themen der Graffiti und die beweglichen Funde lassen vermuten, dass es sich bei der WE 7 primär um ein Haus mit Wohnfunktion handelte. Zu den prächtig mit Wandmalerei, Mosaik- und Marmorböden ausgestatteten Wohn-, Schlaf- und Empfangsräumen kamen noch ein mehrräumiges Bad, eine Latrine und ein Wirtschaftsbereich hinzu.
Eine besondere Funktion, die in dieser Wohneinheit archäologisch von der frühen Kaiserzeit bis zur Zerstörung des Hauses zu belegen ist, ist die des Kaiserkultes: An bestimmten Tagen des Jahres fanden Kulthandlungen zu Ehren des Tiberius und der Livia statt. Rauch- und Trankopfer wurden an einem Marmoraltar und an einem Opfertisch im Hof 38b dargebracht. Die Herrscher waren als Büsten präsent, die in der zentralen Nische der Südwand des Raums 38 gegenüber den im Hof 38b noch in situ vorhandenen Altar und Opfertisch standen.
Der Größe und der prestigeträchtigen Ausstattung der WE 7 zufolge gehörten die Bewohner zur Elite der Stadt. Vermutlich war es dieselbe Besitzerfamilie, der die benachbarte WE 6 gehörte. Einerseits waren die beiden Wohneinheiten über Türen miteinander verbunden, andererseits ist durch Inschriften bekannt, dass die Mitglieder der Besitzerfamilie der WE 6 hohe Funktionen im Rahmen des offiziellen Kaiserkults der Stadt ausübten.
Ziel des Projektes ist eine kontextuelle Analyse des Baubefundes, der Ausstattung und aller beweglichen Funde, die in einer Publikation münden soll.

[*] FWF-Projekt P22102-G 19; Dauer 2010 bis 2013, Projektleitung: Elisabeth Rathmayr.

© Elisabeth Rathmayr
e-mail: elisabeth.rathmayr@oeaw.ac.at

This article should be cited like this: E. Rathmayr, Die Wohneinheit 7 im Hanghaus 2 in Ephesos, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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