Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

" ... UND WURDE IN DER VORSTADT BEGRABEN"
Der Monopteros des Titus Flavius Damianos in Ephesos [*]

Im Jahr 1929 wurde außerhalb des Stadtgebietes von Ephesos, an der Straße nach Magnesia am Mäander, ein Rundbau in Form eines Monopteros ausgegraben [1]. Auf Grund der Reste einer Inschrift (IvE 2100) wies Josef Keil das Bauwerk dem bekannten Sophisten Titus Flavius Damianos zu, der Philostrat zufolge auf seinem Landgut außerhalb der Stadt bestattet wurde [2]. Der Architekt Max Theuer erstellte eine Rekonstruktionszeichnung, die in Handbücher zu kleinasiatischen Gräbern Eingang fand [3]. Zu einer ausführlicheren Publikation kam es jedoch nicht. Erst als Wolf Koenigs und Wolfgang Radt im Jahr 1979 einen kaiserzeitlichen Rundbau aus Pergamon untersuchten [3], erhielt auch die Architektur des ephesische Monopteros erneut Aufmerksamkeit. Eine umfassende Auswertung des interessanten Befundes – insbesondere auch zum Grabinhaber – ist bislang jedoch nicht erfolgt.
Durch eine neue Rekonstruktion der Inschrift auf Basis der Archivunterlagen ist es möglich, Titus Flavius Damianos als den Grabinhaber zu bestätigen sowie eine Verbindung mit seiner Familie herzustellen. Es ergibt sich ein Bezug zwischen der Person des Damianos, seinem Wirken und der Botschaft, die auf Wunsch des Verstorbenen der Nachwelt übermittelt werden sollte. Mit seinem Grabmonument reihte sich Damianos in die Tradition der Familie der Vedii ein und brachte – nicht zuletzt auch durch eine zu ergänzende Statuenausstattung – eine „dynastische“ Komponente in die Selbstdarstellung mit ein. Dies ist aus der gesellschaftlichen Rolle der Familie im kaiserzeitlichen Kleinasien zu erklären, welche sie zu einem entscheidenden Faktor individueller Identifikation machte. Darüberhinaus wurde durch die Bestattung des Sophisten auf seinem Landgut der Anspruch auf den Besitz auch über den Tod hinaus ausgedrückt [5].
Der Befund des Monopteros an der Magnesischen Straße ein Beispiel dafür, welche Aufschlüsse aus der gemeinsame Auswertung von Monument, Architektur und Inschrift gewonnen werden können. Durch die Analyse des Gesamtkontextes ist es möglich, weiterführende Aussagen zum kulturellen und geistesgeschichtlichen Hintergrund zu treffen.

[*] Untersuchungen zur Architektur des Rundbaus konnten im Rahmen eines an U. Quatember verliehenen Stipendiums auf dem Gebiet der Archäologie des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung am Österreichischen Archäologischen Institut erfolgen. Der Dank der Autorinnen gilt der Institutsdirektorin und Grabungsleiterin S. Ladstätter sowie dem ehemaligen Direktor J. Koder. Eine Aufnahme der Bauteile im Efes Müzesi in Selçuk konnte im Sommer 2008 erfolgen, wofür dem Direktor C. Topal sowie H. Keser sehr herzlich gedankt sei.
[1] J. Keil, XV. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos, ÖJh 26, 1930, Beibl. 45–48. Abb. 22 f. 30; J. Keil, Ephesos. Ein Führer durch die Ruinenstätte und ihre Geschichte 5(Wien 1964) 144 Abb. 82.
[2] Philostr. Soph. 2, 23.
[3] Vgl. beispielsweise H. von Hesberg, Römische Grabbauten (Darmstadt 1992) 152 f. mit Abb. 94.
[4] W. Koenigs – W. Radt, Ein kaiserzeitlicher Rundbau (Monopteros) in Pergamon, IstMitt 29, 1979, 317–354.
[5] J. Rife, The Deaths of the Sophists. Philostratean Biography and Elite Funerary Customs 2009, in: E. Bowie – J. Elsner (Hrsg.), Philostratus (Cambridge 2009) 123.

© Ursula Quatember, Veronika Scheibelreiter-Gail
e-mail: uq@quatember.at, Veronika.Scheibelreiter@oeaw.ac.at

This article should be cited like this: U. Quatember - V. Scheibelreiter-Gail, "... und wurde in der Vorstadt begraben". Der Monopteros des Titus Flavius Damianos in Ephesos, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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