Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

DIE RÖMISCHEN ZIEGELBRENNÖFEN VON NEUMARKT PFONGAU I, SALZBURG

Die Fundstelle Neumarkt-Pfongau I ist seit längerem bekannt. Bei der Erschließung des Gewerbegebietes Pfongau wurde jedoch die pars urbana größtenteils undokumentiert zerstört. Im Zuge von anschließenden Rettungsgrabungen des Salzburg Museum wurden drei Wirtschaftsgebäude sowie ein Teil eines Gebäudes festgestellt, bei dem es sich wohl um das Wohn- oder Badegebäude handelt (Feldinger 1988; 1989). Seit 2008 werden im Wirtschaftsbereich des römischen Gutshofes wieder Grabungen durchgeführt. Diese finden in Form einer Kooperation der Landesarchäologie am Salzburg Museum, des Fachbereichs Altertumswissenschaften der Universität Salzburg und des Museum Fronfeste / Stadt Neumarkt statt (Lang et al. 2012).
Neben den Fundamenten von zwei Gebäuden (E und F) sowie weiteren Strukturen (Gruben und Gräben) wurden drei Brennöfen ergraben. Ofen 1 und 2 schließen dabei unmittelbar nördlich an Gebäude E an. Durch eine größere Anzahl an Fehlbränden, die in unmittelbarer Nähe der Anlagen sowie in den Verfüllungen der Arbeitsgrube von Ofen 1 und der Brennkammer von Ofen 2 gefunden wurden, kann man davon ausgehen, dass es sich um Ziegelbrennöfen handelt. Zudem liegt ein funktioneller Zusammenhang mit Gebäude E nahe (vgl. Carter 1983). Dieses könnte, zumindest zum Teil, als Werkhalle zum Trocknen der Ziegel und zur Lagerung des Brennmaterials sowie der fertigen Produkte gedient haben. Ofen 3 befindet sich innerhalb von Gebäude F. Er wurde noch nicht vollständig freigelegt. Seine Untersuchung wird in der Kampagne 2012 abgeschlossen. Dabei muss auch geklärt werden, ob die Brennanlage vor/nach Gebäude F zu datieren ist.
Die jeweils rechteckigen Öfen weisen unterschiedliche bauliche Konstruktionen auf. Die Außenwandung des Heizraums sowie die Unterzüge für die anzunehmende Lochtenne von Ofen 1 wurden aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet, während die Wandung von Ofen 2 aus Steinmaterial in Lehmbindung errichtet wurde und die Unterzüge aus gebrannten Ziegeln bestanden. Ofen 3 weist wieder eine Heizraumwand aus luftgetrockneten Lehmziegeln auf, während die Unterzüge aus gebrannten Ziegeln aufgebaut sein dürften. Dies muss im Zuge der nächsten Kampagne noch überprüft werden.
Die Anzahl der Öfen weist auf eine über den Eigenbedarf hinausgehende Produktion hin. Durch die nahe gelegene römische Reichsstraße war ein rascher Vertrieb der Ziegel möglich. Zudem befindet sich im Nahbereich des Hofareals ein Lehmlager, das bis in das 20. Jahrhundert genutzt wurde.

Literatur
J.C. Carter, Preliminary Report on the Excavations at Pizzica Pantanello (1974-1976), in: Metaponto II, Notizie degli scavi di antichità Ser. 8, 31, 1977, Suppl. (Rome 1983) 407-490.
E.-M. Feldinger, Fundberichte aus Österreich 27, 1988, 317.
E.-M. Feldinger, Fundberichte aus Österreich 28, 1989, 251.
F. Lang - W. Wohlmayr - R. Kastler - T. Wilfing, Die Ausgrabungen im Wirtschaftstrakt der villa rustica von Neumarkt-Pfongau 2008–2010, in: C. Reinholdt - W. Wohlmayr (Hrsg.), Akten des 13. Österreichischen Archäologentages, Klassische und Frühägäische Archäologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg vom 25. bis 27. Februar 2010 (Wien 2012) 353-361.

© Felix Lang, Raimund Kastler, Thomas Wilfing, Wolfgang Wohlmayr
e-mail: Felix.Lang@sbg.ac.at

This article should be cited like this: F. Lang - R. Kastler - Th. Wilfing - W. Wohlmayr, Die römischen Ziegelbrennöfen von Neumarkt-Pfongau I, Salzburg, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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