Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

RÖMISCHE ZWISCHENGOLDGLÄSER: DAS PROBLEM DER BEGRIFFSFINDUNG

Eines der ersten Probleme, auf das man bei der Bearbeitung dieser Objekte stößt, betrifft die Terminologie. Denn nur durch das Fehlen eines einheitlichen terminus technicus ist es zu erklären, dass es immer noch und immer wieder zu der Frage kommt, was römische Zwischengoldgläser eigentlich seien. Eine komplette Fundgattung gilt also nach wie vor für zahlreiche Wissenschaftler als terra incognita, von der noch kaum etwas bekannt ist.
In den 1980er Jahren wurde der Versuch unternommen, im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung „römisches Zwischengoldglas“ einzuführen [1] und zu etablieren, darüber hinaus scheint es noch keinen allgemein gültigen Begriff zu geben oder gegeben zu haben.
Die quasi „babylonische“ Vielfalt an Bezeichnungen soll kurz skizziert werden:
R. Garrucci spricht sowohl von „vetri dorati di figure in oro“ wie auch von „pitture in oro e colori sui calici e sulle patere di vetro" [2].
Es soll als Beispiel der beschriebenen Problematik dienen, nämlich um einen Wissenschaftler, der in seinen Arbeiten für dieselben Objekte unterschiedliche, kompliziert konstruierte Definitionen verwendet hatte.
Darüber hinaus findet man die Bezeichnungen „base of Christian gold-glass vessels“ [3], „spätrömische Gläser mit Goldfoliendekor“ [4], „Schalenboden“ [5], „roman glass“ [6], „gold-glasses“ [7], „vetri cristiani“ sowie „vetri paleocristiani a figure d’oro“ [8] und auch „vetri a fondo d’oro“ [9].
Mit diesem kurzen Abriss zum Problem der Begriffsfindung sollen einerseits die Herausforderungen verdeutlicht werden, auf die man bei der Bearbeitung von römischen Zwischengoldgläsern bereits bei der Bezeichnung der Fundobjekte an sich stößt, anderseits soll er dazu beitragen, den terminus technicus römisches Zwischengoldglas zu etablieren, um so künftigen Missverständnissen vorbeugen zu können.

[1] R. Pillinger, Studien zu römischen Zwischengoldgläsern 1. Geschichte der Technik und das Problem der Authentizität. DenkschrWien 110 (Wien 1984).
[2] R. Garrucci, Vetri ornati di figure in oro. Trovati nei cimiteri cristiani di Roma. Raccolti e spiegati (Roma 21864); ders., Storia dell’arte Cristiana nei primi otto secoli della chiesa. Collezione di tutti i monumenti di pittura e scultura incisi in rame su cinquecento tavole ed illustrazione. Volume III: pitture non cimiteriali (Prato 1876).
[3] J.M. Huskinson, Concordia Apostolorum. Christian propaganda in the fourth and fifth centuries. A study in early Christian iconography and iconology, BAR International Series 148 (Oxford 1982) 51.
[4] J. Engemann, JbAC 11/12 (1968/69) 7.
[5] D.B. Harden et al. (Hrsg.), Glas der Caesaren (Mailand 1988) Kat.-Nr. 152–161.
[6] D. Whitehouse, Roman Glass in the Corning Museum of Glass II (Corning/NY 2000).
[7] R. Morey – G. Ferrari (Hrsg.), The Gold-Glass Collection of the Vatican Library. With additional catalogues of other gold-glass collctions (Città del Vaticano 1959).
[8] L. Vattuone, I vetri „cristiani“ in Vaticano, in: R. Harreither (Hrsg.), Frühes Christentum zwischen Rom und Konstantinopel. Akten des XIV. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie, StudAntCr 62,1 (Città del Vaticano 2006) 749–765; F. Zanchi-Roppo, Vetri paleocristiani a figure d’oro conservati in Italia. StudAntCr 5 (Bologna 1969).
[9] unter anderem bei: L. Grig, Portraits, pontiffs and the Christianization of fourth-century Rome, BSR 72 (2004) 204.

© Johanna Köck
e-mail: johanna.koeck@gmx.net

This article should be cited like this: J. Köck, Römische Zwischengoldgläser: Das Problem der Begriffsfindung, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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