Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 63 / VI / 2012

MODERNE METHODEN DER KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG FRAGILER FUNDE UND KOMPLEXER BEFUNDE

Die Vielfalt der archäologischen Befunde und Funde aus dem Laßnitztal bot die Möglichkeit moderne Methoden der Konservierung und Restaurierung anzuwenden und weiterzuentwickeln.
Maßnahmen der präventiven Konservierung auf archäologischen Ausgrabungen sind die Voraussetzung dafür, Restaurierungen effizient und mit einem für die Archäologie optimalen Ergebnis durchführen zu können. Um den Umfang von Restaurierungsmaßnahmen an Funden möglichst gering zu halten, ist es notwendig, direkt bei der Ausgrabung Vorkehrungen zu deren Schutz vor Beschädigungen zu treffen. Die Beibehaltung der klimatischen Bedingungen im Boden - insbesondere der Feuchtigkeit, sowie die mechanische Stabilisierung fragiler bzw. komplexer Funde und Befunde, beispielsweise durch Blockbergungen, ist dabei zentral. Am Beispiel von en-bloc geborgenen Keramikkonzentrationen, Brandgräbern und einem Brunnenbefund mit erhaltenem hölzernen Brunnenkasten, werden die Vorteile erörtert. Gerade bei organischen Funden ist der Zeitabschnitt von der Auffindung bis zur restauratorischen Bearbeitung überaus kritisch und es werden Bergungs- und Erstversorgungsmethoden sehr fragiler Nasshölzer aufgezeigt.
Eisenfunde bedürfen gezielter präventiver Sofortmaßnahmen, um zu verhindern, dass es aufgrund der Chloridbelastung zu einer Nachkorrosion kommt, die zu einem vollständigen „Zersprengen“ der Funde führen kann.

Zerstörungsfreie Methoden der Prospektion bieten die Möglichkeit vor der Restaurierung den inneren Aufbau und den Erhaltungszustand eines Fundes bzw. einer Blockbergung zu untersuchen und zu dokumentieren. Neben dem Röntgen stehen hierfür die medizinische Computertomografie und die Werkstoff-CT zur Verfügung. Einzelfunde, aber auch komplexe blockgeborgene Befunde (z.B. Gräber) können virtuell dreidimensional dargestellt, Befundzusammenhänge und technologische Details dokumentiert und der Restaurierungsaufwand eingeschätzt werden. Grundsätzlich können en-bloc geborgene Befunde zumindest teilweise bereits anhand der CT-Daten archäologisch ausgewertet werden. Die partielle oder vollständige Ausgrabung eines solchen Befundes und somit dessen Zerstörung, ist also zukünftig zu hinterfragen, da neue Fragestellungen unter Umständen nur an im Auffindungszustand erhaltenen Funden und Befunden abgeklärt werden können.
Die Dokumentation von Funden und Befunden während der Restaurierung ist essentiell für deren Erhaltung und Auswertung. Blockbergungen werden in der Werkstatt in einer „Miniaturausgrabung“ abgebaut und die einzelnen Abhübe fotografisch mit Messpunkten dokumentiert. Freipräparierte Fundlagen werden mit Unternummern und Nivellements digital gezeichnet, sodass diese Dokumentation in die Grabungsdokumentation einbezogen werden kann. Die ursprüngliche Lage einzelner Fragmente von nachfolgend zusammengesetzten Gefäßen oder Gefäßteilen im Befund, kann somit rekonstruiert werden und dient als Grundlagen für eine archäologische Interpretation.
Für die über 350 sehr unterschiedlich großen Holzfundeinheiten wurde ein standardisiertes schriftliches, fotografisches und zeichnerisches Dokumentationssystem entwickelt. Dieses hatte zum Ziel, die sehr fragilen Holzfunde noch vor Abschluss der Konservierung (Dauer voraussichtlich bis 2014) für die archäologische Auswertung „zugänglich“ zu machen. Es wurde unter anderem die Zurichtung (z. B. Brett oder Spaltling), sofern erhalten die Arbeitsspuren, sowie die Holzart [1] der Funde erfasst. Die größeren Hölzer des mehrlagigen Brunnenkastens wurden mit 3D-Oberflächenscans [2] dreidimensional dokumentiert.
Weitere Beispiele angewandter moderner Restaurierungs- und Konservierungsmethoden an Funden aus dem Laßnitztal:

  • Virtuelle Freilegung einer vollständigen römerzeitlichen Schnellwaage und eines laténezeitlichen Schwertes mittels Computertomographie
  • Aktive oder passive Konservierung von Eisenfunden durch alkalische Natriumsulfit-Entsalzung oder Klimatisierung
  • Stabilisierung fragiler Bereiche einer Kupferaxt mittels Japanpapier und Acrylaten
  • Passive konservierende Lagerungsmethoden von Nassholzfunden und deren aktive Konservierung
  • Keramikergänzungsmethoden unter statischen Prämissen – im Sinne des geringstmöglichen Eingriffs

[1] In Zusammenarbeit mit Dr. Grabner, Boku Wien.
[2] Faro 3D- Laserscanner, Amt der NÖ Landesregierung Gruppe Baudirektion, Abteilung Hydrologie und Geoinformation in Hainburg, DI Michael Pregesbauer, Boris Stummer.

© Robert Fürhacker, Anne-Kathrin Klatz
e-mail: fuerhacker@gmail.com, anne.klatz@gmail.com

This article should be cited like this: R. Fürhacker – A.-K. Klatz, Moderne Methoden der Konservierung und Restaurierung fragiler Funde und komplexer Befunde, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 (http://farch.net).



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