Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 15 / VI / 2000 |
Über den Verein
Die 1999 gegründete Österreichische Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton versteht sich als interdisziplinäre Plattform, um der Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie in Österreich einen institutionellen Rahmen geben zu können.
Die Mitglieder von triton sind in ganz Österreich vertreten und sichern so eine umfassende Sicht der Situation im Ostalpengebiet. Essentiell für die Arbeit von triton ist die Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen wie den Universitäten und dem Bundesdenkmalamt, aber auch mit anderen Organisationen und Vereinen.
Im Gründungsjahr 1999 stand die wissenschaftliche Konsolidierung im Vordergrund. Eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Erwachsenenbildung und Fundraising als Non Profit Organisation ist für das Jahr 2000 vorgesehen.
Aktivitäten 1999
![]() Abb. 1: Holzprobenentnahme in der jungneolithischen Pfahlbaustation im Keutschacher See (Photo O. Cichocki) | Bereits nach dem ersten Jahr kann triton auf eine Reihe von Aktivitäten zurückblicken. So war es uns möglich, beim Pfahlbauprojektes des Naturhistorischen Museums/Wien und der Akademie der Wissenschaften im Keutschacher See mitzuarbeiten. Unter der Leitung von Otto Cichocki nahmen mehrere Mitglieder von triton an der Erforschung eines jungneolithischen Pfahlbaues teil, bei der in Fortführung von früheren Kampagnen großflächig Holzproben gezogen wurden. |
Die Pfahlbaustation ist auf Grund der Lage mitten im See und ihres Alters (ca. 6000 Jahre) von außergewöhnlichem Interesse für die früheste Siedlungsgeschichte des Kärntner Raumes. Das Projekt soll auch im Sommer 2000 weitergeführt werden. |
![]() Abb. 2: Einbaum in Fundlage am Nordufer des Obernsees/ Osttirol (Photo Th. Reitmaier) |
Im Oktober 1999 konnte in einer von der Österreichischen Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton mit dem BDA, Wien durchgeführten einwöchigen Kampagne in der Enns bei Enns die verbreitete Datierung von Brückeresten berichtigt werden.
Bei der Untersuchung sollten die 1964 infolge eines Niedrigwasserstandes sichtbaren und als römisch datierten Brückenpfeilerreste wieder lokalisiert werden, mit Bojen markiert und von Land aus eingemessen werden. Dabei zeigte sich, daß Pfeiler I - III noch zur Gänze als umlaufende Pfahlwände erhalten sind, Pfeiler IV dagegen bereits nahezu vollständig zerstört ist.
![]() Abb. 3: Überblick über die mit Bojen markierten Reste der Kaiserin Elisabeth Westbahnbrücke bei Enns (© triton) |
![]() Abb. 4: Östliche Ecke des 2. Pfeilers der Kaiserin Elisabeth Westbahnbrücke bei Enns (© triton) |
Als nächster Schritt wurden die Bojen geodätisch in den Katasterplan eingemessen und die Höhe der Pfähle unter Wasser gemessen. Dabei konnte festgestellt werden, daß der Pfeilerinnenraum regelrecht mit Schotter verfüllt ist, während die Wände außen freigespühlt werden.
Abschließend erfolgte die Entnahme von je zwei Holzproben zur dendrochronologischen Datierung, die derzeit noch andauert. Eine bereits im Frühjahr genommene datiert ins Jahr 1858.
Mit dem Schlagdatum dieses Pfahles war klar, daß es sich keinesfalls um eine römische Brücke handeln könne. Auch die Härte und die noch anhaftende Rinde ließen die Pfähle jünger wirken. So konnte durch intensives Quellen- und Archivstudium festgestellt werden, daß es sich um die Vorgängerbrücke der heutigen Westbahnbrücke handelt.
Die mit ursprünglich fünf Pfeilern (der fünfte Pfeiler liegt heute unter dem westlichen Ufer) versehene Brücke der Kaiserin Elisabeth Westbahn wurde 1858 feierlich eröffnet, jedoch schon 1899 durch ein Hochwasser so schwer beschädigt, daß ein Provisorium errichtet wurde und mit dem Bau der neuen Bahnbrücke nördlich davon begonnen wurde. Die alte Brücke wurde anschließend abgerissen. In den 1970er Jahren wurde diese neue Brücke dann wiederum 8m in Richtung der zerstörten Brücke erweitert, sodaß diese nun zwischen den heutigen Pfeilern zu lokalisieren ist.
Nicht zu unterschätzen ist die Wichtigkeit von Kontrolltauchgängen in bereits untersuchten Stationen. So führte triton auf Einladung von J. Offenberger (BDA) in Weyregg/Attersee und Taunkirchen/Traunsee im Herbst 1999 einige Tauchgänge durch.
Die römische Hafenanlage in Weyregg zeigt sich auch heute noch in gutem Zustand. Sie ist zur Gänze mit Seegras überwachsen, und befindet sich in ausreichender Entfernung zu den nahen Anlegestellen für Segelboote. Bei den Tauchgängen wurde die gesamte Anlage kontrolliert.
Die neolithische Pfahlbaustation unter dem Landungssteg der Attersee Schiffahrt ist durch die Versetzung der Anlegestelle binnen kurzer Zeit durch eine dicke Schicht Seegras, aber auch durch angeschwemmte kleine Äste, Laub und ähnliches besser geschützt als bisher.
Der von Traunkirchen aus ostwärts in den See verlaufende "Unterwassersporn" von 50 bis 60 m Länge ist seit dem Frühjahr 1981 als urgeschichtliche Siedlungsstelle bekannt.
Bei den Kontrolltauchgängen konnten einige neolithische Pfähle festgestellt werden. Kulturschichten konnte sowohl oberflächlich als auch bei Eingriffen in den Seeboden kaum beobachtet werden.
Aktivitäten 2000
Für das Jahr 2000 hat triton das ehrgeizige Ziel, die archäologischen Reste in den Salzkammergutseen weiter zu erforschen.
Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird das östliche Atterseeufer erforscht. Fundstellendokumentation, Detailvermessungen und Probenentnahmen sind dabei die Hauptziele. Begleitend werden technische Weiterentwicklungen getestet, neue Methoden optimiert und Erkenntnisse aus dem internationalen Kontext mit der österreichischen Situation verglichen.
In der ersten Phase des Projektes wurde im Frühjahr 2000 der wahrscheinlich neolithische Pfahlbau bei Schörfling einer genauen Untersuchung unterzogen. Die Pfahlbaustation wird in ihrer Ausdehnung geortet, fachgerecht dokumentiert und beprobt werden. Die Ergebnisse dieser Kampagne werden die Basis für weiterführende Untersuchungen in den Salzkammergutseen sein.
Im Rahmen der ScienceWeek präsentierte sich triton zwischen 20. und 24. Mai vor der Rampe des Naturhistorischen Museums in Wien einer breiten Öffentlichkeit. Dabei führten Taucher in einem aufgestellten Schwimmbecken Dokumentation unter Wasser vor. Ober Wasser wurde an einem Infostand Wissenswertes über triton und Unterwasserarchäologie an sich verteilt; Broschüren zu triton, aber auch Infozettel zum Denkmalschutzgesetz, zu Forschungsgeschichte oder Fundorten lagen auf. Auf Schautafeln wurden vorangegangene Projekte der Österreichischen Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton mit Photos und Texten illustriert.
This article will be quoted by Ch. Stradal, Die Österreichische Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton, Forum Archaeologiae 15/VI/2000 (http://farch.net).