Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 15 / VI / 2000

MÖGLICHKEITEN INTERDISZIPLINÄRER AUSGRABUNGEN IM SUDAN

Wiewohl der Sudan eine Vielzahl unerforschter archäologischer Fundplätze aufweist, ergibt sich gegenwärtig die dringliche Notwendigkeit umfassender Aktivitäten im Gebiet des 4. Nilkataraktes. Der Grund hierfür liegt in der projektierten Errichtung eines Staudammes bei Hamadab, der zur nachhaltigen Verbesserung der regional unterentwickelten Infrastruktur beitragen soll.

Abb. 1: Ras el-Gezira, Sudan.
Spätchristliche Siedlungsspuren (Photo M. Zach)

Die Überflutung des Niltales auf eine Länge von 170 Kilometer und der unwiederbringliche Verlust der hier befindlichen archäologischen Relikte führte 1991 zur Gründung des multidisziplinär zusammengesetzten "Hamadab Dam Research Council" in Khartoum, um die Koordination der Feldforschung zu gewährleisten. Wiederholte Hilfsersuchen an die internationale archäologische Gemeinschaft nach dem Vorbild der UNESCO-Kampagne zur Rettung der nubischen Altertümer (1960) blieben jedoch bislang weitgehend ohne Resonanz.

Im Zuge eines Survey konnten jedoch 141 Stätten lokalisiert werden, die in das Neolithikum, die spät- und postmeroitische Zeit (4. - 6. Jahrhundert n. Chr.) sowie besonders in die spätchristlich-nubische Periode (11. - 13./14. Jahrhundert) datieren. Letztere manifestiert sich durch befestigte Siedlungen, Friedhöfe, Kirchen und Klosteranlagen. Gezielte interdisziplinäre Grabungen könnten dazu beitragen, die Kenntnisse über das spätchristliche Nubien sowie den Übergang zum Islam wesentlich zu erweitern und eine kaum bekannte Periode der sudanesischen Geschichte zu dokumentieren.


Abb. 2: Ras el-Gezira, Sudan. Wachtturm (Photo M. Zach)

© Michael H. Zach
e-mail: michael.zach@univie.ac.at

This article will be quoted by M. H. Zach, Möglichkeiten interdisziplinärer Ausgrabungen im Sudan, Forum Archaeologiae 15/VI/2000 (http://farch.net).



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