Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 3 / V / 1997 |
Abb. 2: Sempeter, rekonstruierte Grabbauten |
Methodisch sind zwei Arbeitsschritte zu unterscheiden: Die Autopsie der erhaltenen Bauteile einerseits und die kritische Befragung von Grabungsbefunden andererseits. Sind die Stoß-, Setz- und Lagerflächen der Werksteine sichtbar, so gibt ihre Zurichtung in vielen Fällen Auskunft über die Verwendung des Baugliedes im ursprünglichen Zusammenhang. So läßt sich etwa aus Dübel- und Klammerlöchern auf vertikal bzw. horizontal anschließende Blöcke schließen; Hebelöcher geben oft wertvolle Hinweise auf die Größe bestimmter Bauglieder.
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Bisher konnten aus dem erhaltenen Steinmaterial Denkmäler der Typen Grabaltar, Grabaedicula, baldachinförmiges Grabmal, tempelförmiges Grabmal und Grabpfeiler rekonstruiert werden (Abb. 3 und 4). |
Beispiele für gemauerte Grabhäuschen wären etwa die Gräber am Lugbichl des Magdalensberges, in Katsch oder Pichling. Tumulusgräber mit außen sichtbaren architektonischen Baugliedern sind zum Beispiel aus Semriach und Zeil bekannt. Auch Grabumfassungen, die ein offenes Areal abgrenzen und bezeichnen, sogenannte Viridiarien, gehören im weiteren Sinn zu den oberirdisch sichtbaren Grabbauten und können mit Reliefs verziert oder beschriftet gewesen sein. Hier gilt es, aus der Fülle des Materials diejenigen Bauteile herauszufiltern, die mit derartigen Anlagen in Verbindung gebracht werden können.
In vielen Fällen lassen jedoch die Befunde das Aussehen des aufgehenden Monumentes nicht mehr in der gewünschten Deutlichkeit erkennen. Oft ist z.B. nicht zu entscheiden, ob das Mauerwerk eines Grabbaues ursprünglich mit einem Erdhügel bedeckt war, also den Einbau eines Tumulusgrabes darstellt, oder ob es sich um ein freistehendes Bauwerk handelte. Anhand der bisher aufgedeckten Grundrisse muß auf eine noch in weiten Teilen unbekannte Vielfalt an Grabbautypen geschlossen werden. Vielleicht können die Ergebnisse des hier nur kurz umrissenen Projektes auch zu einer differenzierteren Beurteilung zukünftiger Grabungsbefunde beitragen.
[1] Das Projekt wird seit September 1995 vom Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert. Projektleiter ist Dr. Heinrich Zabehlicky, ÖAI Wien, Mitantragsteller Prof. Dr. Fritz Krinzinger.
[2] Ein großer Teil des bearbeiteten Materials ist publiziert in den die Provinz Noricum betreffenden Bänden des Corpus Signorum Imperii Romani. Für die nicht erfaßten Stadtgebiete der Provinz sind andere Sammelbände heranzuziehen, z.B.: V. Hoffiller - B. Saria, Antike Inschriften aus Jugoslavien (1938); E. Weber, Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark (1969); W. Modrijan - E. Weber, Die Römersteinsammlung des Joanneums im Eggenberger Schloßpark, Teil 1 und 2, SchildStei 12, 1965, 1ff. und 14, 1979/81, 1ff.; M. Hainzmann - E. Pochmarski, Die römerzeitlichen Inschriften und Reliefs von Schloß Seggau bei Leibnitz (1994) etc.
[3] Vgl. G. Kremer, Antike Grabbauten in Noricum, ungedr. Diss. Wien (1992).
[4] Zum älteren Forschungsstand siehe A. Schober, Die römischen Grabsteine von Noricum und Pannonien, SoschrÖAI 10 (1923). Zu anderen Provinzen siehe z.B.: J.-J. Hatt, La tombe gallo-romaine 2(1986); J.-N. Andrikopoulou-Strack, Grabbauten des 1. Jahrhunderts n.Chr. im Rheingebiet, Beih. BJb 43 (1986); M. Witteyer - P. Fasold (Hrsg.), Des Lichtes beraubt. Totenehrung in der römischen Gräberstraße von Mainz-Weisenau (1995); A. Haffner (Hrsg.), Gräber - Spiegel des Lebens. Zum Totenbrauchtum der Kelten und Römer am Beispiel des Treverer-Gräberfeldes Wederath-Belginum (1989).
[5] J. Klemenc - V. Kolsek - P. Petru, Anticne grobnice v Sempetru (1972).
[6] H. v.Hesberg - P. Zanker (Hrsg.), Römische Gräberstraßen. Selbstdarstellung - Status - Standard (1987).