Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 94 / III / 2020 |
Saltcellar, in der deutschsprachigen Literatur hauptsächlich als (Salz-)Näpfchen angesprochen, treten
in griechischen Heiligtümern wie auch in anderen öffentlichen sowie privaten Bauten von archaischer
bis in hellenistischer Zeit in hoher Anzahl und in den verschiedensten Formen auf. Die lange Lebens-
und Entwicklungszeit der Formen zeigt, dass sie ein integraler Bestandteil privater wie öffentlicher
Festivitäten gewesen sein dürften. Trotz ihrer Bezeichnung, welche ihre Verwendung zur
Aufbewahrung und Präsentation von Salz impliziert, bleibt allerdings fraglich, welche konkrete
Funktion sie in diesem Kontext tatsächlich erfüllten. Antike vorchristliche Autoren urteilten über jene
Leute, die im Symposium nur dem Wein zusprachen, ohne auf die richtigen Zuspeisen zu achten, dass
sie sich beispielsweise wie Frösche, also unzivilisiert, verhielten. So wäre eine Verwendung der Form
zur Darbietung kleinerer Leckereien und Knabbereien neben dem Konsum von Wein während der
Trinkgelage nicht auszuschließen.
© Hans Scherer
Besonders hervorstechend unter den Saltcellars sind jene, welche eine konkave Gefäßwand, eine
abgerundete verdickte Lippe und einen deutlich abgesetzten Standring besitzen. Diese Form wurde
bisher, vornehmlich wegen ihres frühen Auftauchens und ihrer ungleich höheren Fundzahl in der
communis opinio als rein attische Form angesehen. Funde jüngerer Ausgrabungen der Synergasia im
Projekt Pheneos brachten mehrere Näpfchen dieser konkaven Form zu Tage. Die Untersuchung der
Fabrikate zeigte jedoch, dass nur eines jener in Pheneos gefundenen Exemplare attischen Ursprungs
sein kann, die anderen aber jeweils anderen Produktionsorten zugesprochen werden müssen. So
stellt sich basierend auf dieser Erkenntnis die Frage, ab welchem Zeitpunkt und wo die Produktion
dieser typisch attischen Form außerhalb Attikas stattgefunden hat.
e-mail: hans.scherer@edu.uni-graz.at
This article should be cited like this: H. Scherer, Cum grano salis … eine attische Gefäßform?, Forum Archaeologiae 94/III/2020 (http://farch.net).