Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 94 / III / 2020

TIERRESTE AUS DEM „BYZANTINISCHEN HAUS“ IN DER WESTSTADT VON LIMYRA

Archäozoologische Befunde zu Tierresten aus einem nahe des Kalkbrennofens in der byzantinischen Weststadt gelegenen Gebäude stellen eine wesentliche Erweiterung des Kenntnisstandes zur Haustiernutzung, aber auch zu spezifischen Konsummustern im nachantiken Lykien dar. Die mit einer Fundzahl von 1246 bis zum Art- oder Gattungsniveau bestimmter Tierknochen ausreichend umfangreiche Probe bestätigt eine intensive Ziegenhaltung (Abb.), die auch in archaischen bis klassischen Kontexten von Limyra und Xanthos schon beobachtet werden konnte und möglicherweise mit der traditionellen Produktion von Textilien aus Ziegenhaar in Zusammenhang steht. Ein hoher Anteil von älteren bis senilen Individuen im Fundgut weist jedenfalls auf sekundäre, über die reine Fleischnutzung hinausgehende Wirtschaftsformen hin.

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Die Funde aus den Nutzungsschichten des „byzantinischen Hauses“ lassen Selektionsmuster erkennen, die aus antiken Tavernen oder Garküchen bekannt sind und sich wesentlich von den Abfällen der privaten Haushaltsführung unterscheiden. Neben Zerlegungsspuren, die auf handwerkliche Professionalität schließen lassen, fällt ein gehäuftes Auftreten von Knochen der hinteren Keule auf, die darüber hinaus oft von sehr großen, aber noch jungen Ziegen stammen.
Dieser Befund kann möglicherweise als Hinweis auf die Kastration von Bockkitzen zum Zweck optimierter Fleischausbeute aufgefasst werden.

© Gerhard Forstenpointner
e-mail: Gerhard.Forstenpointner@vetmeduni.ac.at

This article should be cited like this: G. Forstenpointner, Tierreste aus dem „byzantinischen Haus“ in der Weststadt von Limyra, Forum Archaeologiae 94/III/2020 (http://farch.net).



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