Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 94 / III / 2020

DIE SPÄTANTIKE HÖHENSIEDLUNG CRKVIŠĆE BUKOVLJE (KROATIEN)

Seit 2018 finden die Ausgrabungen am Hügel Crkvišće in Gornje Bukovlje in Kooperation zwischen dem Hrvatski Restauratorski Zavod (Staatliches kroatisches Restaurierungsinstitut) und dem Institut für Antike (Fachbereich Archäologie) der Universität Graz statt. Parallel zu den Ausgrabungen werden umfassende Mauerkonservierungsmaßnahmen durchgeführt. Der Fundplatz liegt strategisch günstig auf einem dreieckigen, nur 0,34ha großen, durch prähistorische Besiedlung stark vorgeprägten Karstplateau steil über einer Flussbiegung der Mrežnica, etwa 15km südwestlich von Karlovac. In spätantiken Begriffen liegt die Wehranlage im Grenzbereich der Pannonia Savia und der Dalmatia, 70km westlich von Siscia nahe einer Weggabelung römischer Straßenverbindungen an die obere Adria, namentlich nach Senia bzw. Tarsatica.
Am höchsten Punkt des Plateaus liegt die ortsnamengebende Kirche, die den Ansatzpunkt der kroatischen Forschungen ab 2012 bildete. Dabei ergab sich, dass es sich bei dem einfachen Apsissaal nicht um eine mittelalterliche, sondern eine im 5.Jh. errichtete frühchristliche Kirche mit Narthex handelt; weitere Annexbauten sind nicht nachzuweisen. Im Westen und Nordosten ist das Siedlungsplateau durch steile Felsabfälle geschützt, hier läuft entlang der Hangkante eine 0,90m starke Umfassungsmauer. Bereits vor Beginn der Kooperation wurden im Westen und im Osten neben der Kirche drei an diese Mauer angebaute Räume nachgewiesen, die aus dem 4. bzw. 6.Jh. stammen. An der in der Türkenzeit (15.Jh.) nachgenutzten Nordspitze direkt über dem Fluss werden seit 2018 zwei im 4.Jh. errichtete Gebäude untersucht (Abb.).

Die flussabgewandte Ostecke und die vom Hinterland durch eine Karstsenke abgetrennt Südseite des Plateaus werden von einer 2,20m starken Mauer geschützt, die als mächtiger Wall im Gelände sichtbar ist und seit 2018 bereits auf 26m Länge freigelegt werden konnte. Sie ist hier über 2m hoch erhalten. Ein Turm an der Ostspitze zeigt einen abgerundet dreieckigen Grundriss und ist in einem Zuge mit der Mauer errichtet worden. An der Oberkante seiner bauzeitlichen Verfüllung lag das beigabenlose, nicht regelhaft bestattete Skelett eines im fortgeschrittenen Erwachsenenalter gewaltsam zu Tode gekommenen Mannes (Radiokarbondatum 345-536 n.Chr.).
Innen an der Mauer wird erst 2020 gegraben, mit dem Ziel, weitere Anbauten nachzuweisen und eine Datierung für die Mauer zu erarbeiten. Derzeit besteht dafür ein terminus post quem von 415 n.Chr. (Holzkohle aus einem Pfostenloch, das stratigraphisch zur erst marginal erfassten Vorgängerbefestigung gehört). Mittig im Süden sitzt ein weiterer, gleichartiger Turm, der noch nicht ergraben ist. Bisher hat sich für diese Turmform kein schlagender Vergleich finden lassen, Ähnliches tritt aber eher im byzantinischen Bereich auf.
Insgesamt lässt sich Crkvišće Bukovlje einer von S. Ciglenečki definierten, noch ungenügend erforschten Gruppe von Höhensiedlungen anschließen, die sich, obgleich im äußeren Erscheinungsbild stark variierend, durch einen militärischen Charakter, starke Anpassung ans Gelände, Ausnutzung natürlicher Schutzlagen plus Befestigungsmauern, einfache Wohn- und Kirchenbauten und das Vorhandensein einglättverzierter „Föderaten“-Keramik auszeichnen.
Im November 2019 fand eine ALS-Befliegung durch die slowenische Firma flycom statt, die Daten wurden in Graz prozessiert (E. Lozić). Dabei haben sich u.a. für eine Torsituation an der Südspitze der Anlage neue Aufschlüsse ergeben. Die Geländemodelle werden ebenso wie die Ergebnisse des ground-thruthing (Februar 2020) Teil der Posterpräsentation sein.

© Ana Azinović Bebek, Iris Koch, Manfred Lehner
e-mail: aazinovic@h-r-z.hr, iris.koch@uni-graz.at, manfred.lehner@uni-graz.at

This article should be cited like this: A. Azinović Bebek – I. Koch – M. Lehner, Die spätantike Höhensiedlung Crkvšće in Bukovlje (Kroatien), Forum Archaeologiae 94/III/2020 (http://farch.net).



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