Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 86 / III / 2018

„SCHAU MIR IN DIE AUGEN, KLEINES!" – ATTISCHE KOPFGEFAESSE REVISITED

Seit Sir John Beazley im Jahr 1929 die attischen Kopfgefäße überwiegend auf der Basis stilistischer Kriterien gruppierte, erfolgte keine grundsätzliche Auseinandersetzung mehr mit dieser vom Oeuvre der attischen Vasenproduktion abstechenden Gruppe. Die Kopfgefäße wurden überwiegend in der 2. Hälfte des 6.Jhs. und im 5.Jh. in Athen produziert und erhielten ihren Namen von dem als menschlicher Kopf gestalteten Gefäßkörper. In der Mehrheit handelt es sich um Frauenköpfe, daneben sind auch Herakles-, Satyr- und negroide Köpfe öfter belegt.
Digitale Dokumentationsmethoden erlauben uns heute, diese Gefäßgruppe unter neuen Gesichtspunkten zu untersuchen. Die mittels Models/Matrize hergestellten Köpfe der Gefäße stellen praktisch, abseits von Terrakotten, die erste Keramikmassenproduktion dar, die nicht auf ‚künstlerische‘ Varianz sondern auf idente Repliken abzielt. Doch wie ident sind diese Repliken wirklich?


Ergänzend zu der konventionellen archäologischen Untersuchung kommen hier digitale Dokumentationsmethoden in Spiel. Basierend auf einer dreidimensionalen Vermessung erlauben sie den genauen Vergleich der mittels Models geformten Köpfe, auch von Gefäßen, die an verschiedenen Orten verwahrt werden. Dabei zeigt sich, dass einige der von Beazley zusammengefassten Klassen nicht nur stilistisch ähnlich sind, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich aus demselben Model bzw. aus derselben Matrize gefertigt wurden.

© Elisabeth Trinkl
e-mail: elisabeth.trinkl@uni-graz.at

This article should be cited like this: E. Trinkl, „Schau mir in die Augen, Kleines!“ – Attische Kopfgefäße revisited, Forum Archaeologiae 86/III/2018 (http://farch.net).



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