Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 86 / III / 2018

IUVAVUM: NEUE FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUR RÖMISCHEN SIEDLUNGSSTRUKTUR IM BEREICH DER SOGENANNTEN „SPÄTANTIKEN BASILIKA" VON MARTIN HELL

Als im Jahre 1944 zwei amerikanische Bomberstaffeln das Stadtgebiet von Salzburg überflogen, trafen sie auch das ehemalige Zentralkino der Familie Reheis in der Linzergasse 17-19. Die Wiederaufbaumaßnahmen des stark zerstörten Kinos setzten am Ende des Jahres 1946 ein und führten gleich zu Beginn der Baumaßnahmen zu einem besonderen Fund. Im Bereich der Linzergasse, Ecke Bergstraße wurde ein monolithischer, 2,92m langer, römischer Doppelpfeiler aus Untersberger Marmor mit zugehöriger Basis und Kapitell gefunden. Aufgrund der Vermutung, dass dort weitere römische Überreste zum Vorschein treten werden, wurde Dr. Martin Hell mit archäologische Untersuchungen beauftragt, die er in zwei Dokumentationskampagnen durchführte.
Nach dem Auffinden des Doppelpfeilers, dauerte es bis Mitte November 1947, da das Gewicht von zwei Tonnen der Säule und Treibstoffmangel eine besondere Herausforderung darstellten, bis ein Abtransport der gefundenen Architekturstücke möglich war. Im Anschluss kam es bis Februar 1948 zu Abtragungsarbeiten von Bautrümmern im Bereich des Zentralkinos. In diesem Zeitraum grub M. Hell entlang der MB-01 Richtung Bergstraße, wo er auf die Ecke der MB-02 stieß. Von dort aus untersuchte er den Bereich entlang der MB-02 bis er zur MB-03 gelangte und von dieser Quermauer aus legte er den Bereich entlang der MB-02 bis zur querziehende MB-04 frei. Dahinter fand er noch eine Torlücke, deren Beschreibung das Ende der ersten Dokumentationsphase darstellt.
Acht Jahre später erfolgte dann der tatsächliche Neubau des Zentralkinos. Im Mai 1956 setzten die Baggerarbeiten dafür ein und erneut wird Hell beauftragt die archäologischen Funde zu dokumentieren. Die Ausgrabungsarbeiten starteten dieses Mal an der gegenüberliegenden Seite und zogen sich von der Linzergasse entlang des Hauses Nr.21 bis zu MB-09, anschließend entlang des Hauses Nr.2a und schließlich über die restliche Fläche des Mittelbereiches.
Die Ergebnisse seiner archäologischen Untersuchungen publizierte Hell jedoch erst 1967 in einem Artikel, also elf Jahre nach Bauende. In diesem interpretiert er die Baureste als eine frühchristliche, spätantike und dreischiffige Basilika aus dem 5.Jh. n.Chr. (Abb.), weitere gefundene Mauerabschnitte, die aus früheren römischen Siedlungsspuren stammen, hat er nicht in den Grabungsplan mit einbezogen. Da die Datierung und ebenso die Interpretation als Basilika starke Zweifel in der aktuellen Iuvavum Forschung hervorbrachten, wurde eine Aufarbeitung sämtlicher noch vorhandener Grabungsunterlagen initiiert.


Erste Auswertungsergebnisse der Aufzeichnungen Hells zeigen, dass im Grabungsbereich etwa zwanzig weitere Mauerzüge gefunden wurden, die jedoch oft nur bis zu einem Meter Länge dokumentiert sind. Durch den Bereich MB-01 bis MB-05 zieht sich eine Brandschicht, über der neue Gebäudeteile mit Böden aus Mörtelestrich errichtet wurden. In diesem Bereich fand man auch Überreste von roter Wandbemalung und Tubuli, jedoch keine Hinweise auf Fußbodenmosaike. Sowohl in tieferen Schichten, als auch oberhalb der Brandschicht kamen immer wieder Funde von Horn und Beinabfällen zum Vorschein, die auf Werkstätten in diesem Bereich schließen lassen. Eine antike Wasserleitung aus Holz läuft unter der MB-06 hindurch Richtung Bergstraße, deren Fundtiefe etwa bei 4m Tiefe lag und vermutlich noch in das 1.Jh. n.Chr. zu datieren ist. Generell weisen die Keramikfunde auf Besiedlungspuren vom 1.Jh. bis zum 4.Jh. hin. Dieser Zeitrahmen wird auch durch Münzfunde belegt.

© Kathrin Lunzner
e-mail: Kathrin.Lunzner@stud.sbg.ac.at

This article should be cited like this: K. Lunzner, Iuvavum: neue Forschungsergebnisse zur römischen Siedlungsstruktur im Bereich der sogenannten „spätantiken Basilika“ von Martin Hell, Forum Archaeologiae 86/III/2018 (http://farch.net).



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