Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 86 / III / 2018

ZYPRIOTEN IN STEIN UND TERRAKOTTA – ANTIKE SKULPTUREN AUS NIKOSIA/ZYPERN

Ziel des Projekts ist die Aufnahme, Bearbeitung und Kontextualisierung von Skulpturen aus Marmor, Kalkstein, Terrakotta und Bronze aus Nikosia von der geometrischen bis zur römischen Zeit sowie deren Abgrenzung zu Skulpturen aus Nachbarregionen wie Chytroi, Idalion oder Tamassos. Nikosia war in der Antike zumindest im 7.Jh. v. Chr. Hauptstadt des gleichnamigen Stadtkönigtums Ledra.
Das antike Stadtgebiet wurde, bedingt durch die moderne Überbauung, nur punktuell erforscht. Skulpturen sind durch Aufsammlungen, Beschlagnahmungen, Altgrabungen und erst in letzter Zeit durch neuere Grabungen bekannt geworden. Eine großflächige regionale Untersuchung dieses Bestandes fehlt bislang völlig. Dies ist umso wichtiger, als über die Archäologie und Geschichte des Stadtkönigtums Ledra und seiner Nachfolgesiedlung bis in römische Zeit kaum etwas bekannt ist.
Das Gebiet der Untersuchung umfasst das heutige Stadtgebiet von Nikosia in einem Radius von etwa 15 km vom Stadtzentrum ausgehend und somit in etwa halber Distanz zu anderen Fundorten, die ebenfalls Zentralorte von eisenzeitlichen Stadtkönigtümern waren, etwa Chytroi, Idalion und Tamassos.
Ausgangspunkt des Projektes sind die Skulpturenbestände und Archivalien des Cyprus Museums in Nikosia. Bisherige Funde zeigen drei Schwerpunkte südlich der heutigen ummauerten Altstadt in den Stadtteilen Koupati, Agioi Omologites (Abb.) sowie bei der Kapelle Agios Georgios, wo seit mehreren Jahren Grabungen stattfinden, die neben einem eisenzeitlichen Heiligtum auch Werkstätten erbracht haben. In Agios Dometios, Strovolos, Aglantzia und Archangelos wurden Skulpturen aus sakralen Kontexten entdeckt.
Im Rahmen des Projekts sollen Fragen zur Typologie, Feindatierung, zur Aufstellung oder Deponierung der Skulpturen und zum sozialen Hintergrund der Dedikanten erörtert werden. Durch Vergleich mit Skulpturen von Nachbarfundorten ist es möglich, präzisere Aussagen zu Ateliers zu treffen, gerade in Hinblick auf Unterschiede oder Gemeinsamkeiten in der Skulpturenproduktion benachbarter städtischer Zentren.
Die Objekte werden fotografisch und mittels 3D-Scanner dokumentiert. Marmoranalysen (Montanuniversität Leoben) sowie Farb- und Pigmentanalysen (Cyprus Institute) sollen, sofern durchführbar, die Herkunft von Marmorskulpturen und die farbige Fassung der Objekte klären.

Literaturverzeichnis
P. Flourentzos, The sanctuary at Archangelos in the vicinity of Nicosia, RDAC 1995, 215–220
M. Hadjicosti, The Late Archaic and Classical cemetery of Agioi Omologites, Nicosia in the light of new evidence, RDAC 1993, 173–193
D. Pilides, Excavations at the Hill of Agios Georgios (P.A.SY.D.Y.), Nicosia 2002 season – preliminary report, RDAC 2003, 181–200
D. Pilides, The Hill of Agios Georgios, Nicosia: From Ledroi to Levkoton, in: P. Flourentzos (Hrsg.), From Evagoras I to the Ptolemies the transition from the Classical to the Hellenistic Period in Cyprus, Nicosia 2930 November 2002 (Nicosia 2002) 131–144
D. Pilides, Evidence for the Hellenistic period in Nicosia: the settlement at the Hill of Agios Georgios and the cemetery at Agii Omologites, CahCEC 39, 2009, 49–67
D. Pilides – A. Destrooper-Georgiades, A hoard of silver coins from the plot on the corner of Nikokreontos and Hadjopoullou Streets, (east extension of the settlement of the Hill of Agios Georgios, Lefkosia), RDAC 2008, 307–335
A. Ulbrich, Kypris. Heiligtümer und Kulte weiblicher Gottheiten auf Zypern in der kyproarchaischen und kyproklassischen Epoche (Königszeit) (Münster 2008)


© Gabriele Koiner, Nicole Reitinger
e-mail: gabriele.erath@uni-graz.at, nicole_reitinger@gmx.at

This article should be cited like this: G. Koiner – N. Reitinger, Zyprioten in Stein und Terrakotta – Antike Skulpturen aus Nikosia/Zypern, Forum Archaeologiae 86/III/2018 (http://farch.net).



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