| Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 86 / III / 2018 |
Wenngleich asketischer Lebensstil teilweise schon früher gepflegt wurde, lassen sich die Anfänge des christlichen Mönchtums grundsätzlich im Ägypten des 4. Jahrhunderts nach Christus finden, wobei prinzipiell zwischen anachoretischem (gr. ἀναχώρησις = Rückzug – einsames/abgeschiedenes Leben) und koinobitischem Mönchtum (gr. κοινός βίος = gemeinsames Leben – monastisches Gemeinschaftsleben) und ferner Mischformen dieser beiden zu unterscheiden ist.
Mögliche frühe Klöster sind schwer zu erkennen, da sie – beispielsweise durch das Terrain bedingt – unterschiedliche Grundrisse zeigen können. Weiters gibt es nur wenige Schriftquellen über die klösterliche Organisation. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass diese – als frühe Klöster angesprochenen Bauten – oft nur unzureichend erforscht wurden und teilweise die abschließenden Publikationen nach den Untersuchungen mangelhaft waren beziehungsweise ganz ausblieben. In einigen Fällen kam es vor, dass sich Ausgrabungen hauptsächlich auf die Kirchen fokussierten und die Nebenbauten, welche für ein Kloster ebenfalls von großer Bedeutung sind, vernachlässigt wurden.
Anders als in Ägypten, wo man aus einem reichen Schatz an Schriftquellen – beispielsweise zur monastischen Organisation – schöpfen kann, verhält sich die Situation in den Balkanländern.
Demnach liegen in Bulgarien die frühesten Spuren monastischer Aktivität noch recht stark im Dunkeln. Obwohl, über das ganze Land verteilt, eine große Anzahl an Funden gemacht wurde (z.B. frühchristlicher Komplex von Radomir nahe Sofia, Gebäudekomplex von Isperichovo nahe Plovdiv, Strukturen in der Alexander-Puschkin-Straße 4 in Plovdiv, Komplex von Trite Čučura bei Stara Zagora oder das Aladžakloster), welche – den Ausgräbern zufolge – mit dem frühen Mönchtum verknüpft werden müssen, lässt sich der Beginn des Mönchtums aus verschiedenen Gründen hier dennoch nicht so einfach fassen.
Sieht man sich die frühchristlichen Gebäudekomplexe an, lassen sich Ähnlichkeiten zu Klöstern feststellen, beispielsweise die Gebäude um die eigentlichen Kirchen. Doch was müsste für die Interpretation einer solchen Struktur als Kloster gegeben sein?
Als Mittelpunkt des monastischen Lebens ist eine Kirche nötig, weiters Wohnbereiche für die Mönche und eine Umfassungsmauer, die das Areal abschließt, was sich bereits aus dem Namen Kloster (lat. claustrum) ergibt. Durch Wirtschaftsräume wird der Bau weiter komplettiert. Wo viele Menschen gemeinsam leben, arbeiten und beten, braucht es diese Strukturen in einer entsprechenden Größe. Interessanterweise findet sich aber in kaum einer der – als frühchristliches Kloster – angesprochenen Anlagen ein entsprechend weitläufiges Presbyterium für ein gemeinsames Gebet. Ebenso fehlen (bisher) in einigen Anlagen die Mönchszellen. Ferner essentiell für die Interpretation als Kloster sind, sofern existent, Schrift- beziehungsweise eindeutige Bildquellen.
Ob die Deutung einzelner Gebäudekomplexe als frühe Klöster überhaupt Sinn macht und weiter aufrecht erhalten werden kann oder nicht, soll – umfassender – im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Wien (Titel: Die Anfänge des Mönchtums in den Balkanländern im Spiegel der Denkmäler) sowie – etwas selektierter und auf einige Stätten im heutigen Bulgarien beschränkt – während eines Vortrages am 17. Österreichischen Archäologentag eingehend diskutiert werden.
Neben der erneuten Analyse und Interpretation der Fundstätten ist es von essentieller Bedeutung diese auch in einen regionalen und überregionalen Kontext zu setzen, um durch gezielte Vergleiche unter anderem Rückschlüsse auf die monastische Organisation (anachoretisch, koinobitisch oder gänzlich anders) ziehen zu können und so das Bild des frühen Mönchtums in der Region und darüber hinaus zu komplettieren.
© Florian Janovsky
e-mail: flo.janovsky@gmail.com
This article should be cited like this: F. Janovsky, Die Anfänge des Mönchtums in Bulgarien, Forum Archaeologiae 86/III/2018 (http://farch.net).
