Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 86 / III / 2018

LOKALE ELITEN IM SPÄTRÖMISCHEN GRÄBERFELD VON UNTERLOISDORF (BEZ: OBERPULLENDORF)

Das im Mittleren Burgenland gelegene Oberpullendorfer Becken bildet eine Übergangszone zwischen den östlichen Ausläufern der Zentralalpen sowie der daran anschließenden kleinen ungarischen Tiefebene. Mit seinen fruchtbaren Böden und reichen Bodenschätzen war es durch alle Epochen als Siedlungsraum geschätzt. Ein Sachverhalt, welcher sich nicht zuletzt auch durch die hohe Dichte archäologischer Fundstellen abbilden lässt.
Im Vorfeld des geplanten Ausbaus der Landesstraße B61a machten Lesefunde aus dem Jahr 1964 eine archäologische Voruntersuchung im Bereich der Gemeinde Unterloisdorf (Großgemeinde Mannersdorf an der Rabnitz, Bez. Oberpullendorf) notwendig. Neben prähistorischen Siedlungsresten, unter anderem ein mittelneolithischer Hausgrundriss mit Maßen von 20x4m und über 100 Einzelpfosten, konnte hier 2014 auch eine kleine birituelle Nekropole (Abb. 1) römischer Provenienz freigelegt werden.
Insgesamt fanden sich im Bereich der modernen Straßentrasse 29 Bestattungen, die sich sowohl räumlich wie auch chronologisch in zwei Bereiche unterteilen lassen. Die im nördlichen Areal gelegenen sieben Brandgräber (Abb. 2) sowie eine quadratische 4x4m messende Grabeinfassung, bilden dabei den älteren Nukleus des Gräberfeldes und können aufgrund ihrer Beigaben in die römische Kaiserzeit datiert werden. Südlich daran anschließend reihen sich perlschnurartig 22 spätrömische Körpergräber (Abb. 3) nebeneinander auf und scheinen dabei an dem Verlauf eines antiken Weges ausgerichtet zu sein, welcher in NO-SW Richtung verläuft.
Bei der Betrachtung der spätrömischen Körpergräber lassen sich klare Unterschiede zu den vorrangegangenen kaiserzeitlichen Bestattungen ausmachen. Am deutlichsten wird dies zweifellos bei den Beigaben. Gerade bei den spätrömischen Gräbern fällt auf, dass diese zahlreicher und qualitätsvoller ausgestattet sind. Ein Ergebnis, welches sicherlich auf veränderte Auswahlkriterien bei den Beigaben zurückzuführen ist. Die bis dato vorherrschenden rituellen Aspekte scheinen in den Hintergrund zu treten bzw. werden durch weitere ergänzt.


Besonders hervorzuheben sind dabei symbolisch aufgeladene Objekte, welche grundlegend in zwei Gruppen unterteilt werden können.
Zum einen handelt es sich dabei um Gegenstände, die aufgrund ihrer Herkunft und Seltenheit als Exotika angesprochen werden müssen. Dieser Gruppe kann beispielweise ein gläsernes Amulett aus dem ostmediterranen Raum zugeordnet werden. Eine zweite Gruppe bilden die Symbole der militärischen Macht, wie Zwiebelknopffibeln und cingula militiae, welche als „Repräsentationsmittel“ oder „Symbols of power“ fungierten.
Die Objekte müssen als Versuch lokaler Eliten gewertet werden, bestehende Autorität zu legitimieren beziehungsweise zu festigen und somit vorhandene Spannungen im lokalen Machtverhältnis auszugleichen.
Anhand ausgewählter Grabkomplexe und Objektgruppen soll ein erster Einblick in das laufende Dissertationsprojekt am Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg mit dem Titel „Lokale Eliten in den Rhein- und Donauprovinzen des römischen Reiches - Eine Studie zum sozialen Wandel der ländlichen Bevölkerung zwischen Antike und Frühmittelalter entlang der Nord-West-Grenze des Imperium Romanum“ gegeben werden.

© Robin Dürr
e-mail: robin.duerr@yahoo.de

This article should be cited like this: R. Dürr, Lokale Eliten im spätrömischen Gräberfeld von Unterloisdorf (Bez. Oberpullendorf), Forum Archaeologiae 86/III/2018 (http://farch.net).



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